Wer geht für die AfD in den Jugendlandtag?

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Wer geht für die AfD in den Jugendlandtag?

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Eins kann man über Mia und Niklas auf jeden Fall sagen: Die beiden 18-Jährigen fallen auf, wenn sie durch den Landtag laufen. Nicht was das Äußere angeht: Er trägt einen Anzug, sie ein Sakko über einem weißen Pullover – beide würden so im Jugendlandtag nicht auffallen. In allen Fraktionen gibt es mal besser oder schlechter gekleidete Parteiangehörige. Warum sollte das alljährliche Demokratie-Planspiel für 16- bis 20-Jährige anders aussehen als das gewöhnliche Plenum?

Aber die beiden sind trotzdem anders: Sie haben sich gemeldet, um die AfD zu repräsentieren. Und das verfehlt seine Wirkung nicht. “Man merkt auf jeden Fall, wie man im Mittelpunkt steht, dass alle einen angucken. Alle tuscheln, wenn man vorbeigeht. Aber es sind jetzt keine harten Anfeindungen”, sagt die Auszubildende Mia. Genau wie Niklas will sie deshalb nicht, dass ihr Nachname genannt wird. Der 18-jährige Gesamtschüler möchte in diesem Schuljahr sein Abitur machen und danach Politik und Geschichte studieren. Anders als Mia ist er Parteimitglied.

Man begegnet jedem in der AfD mit “Herzlichkeit”

Beide kennen auch außerhalb des Plenums das Gefühl der Ablehnung, allerdings nicht in der Familie. Mia sagt, dort teile man in der Europa- und Flüchtlingspolitik eine gemeinsame Haltung. Niklas beschreibt seine Familie als unpolitisch, da spiele die AfD im Alltag keine Rolle. Außerhalb der familiären Welt ändert es sich jedoch schnell. So sei es bei beiden immer die erste Frage, warum sie die AfD unterstützen? Bei jungen Menschen landet die Partei inzwischen in Umfragen und bei Landtagswahlen vor den Grünen und der FDP, die noch bei der Bundestagswahl 2021 die vorderen Plätze belegten.

“Es gibt eine Freundin von mir, die in der SPD ist. Die hat mit mir den Kontakt danach komplett abgebrochen und gesagt, mit so einer wie mir könne man sich nicht blicken lassen”, erzählt Mia. Niklas spricht von seinem zerstörten Fahrrad und zerkratztem Auto, auch wenn es jetzt in der Oberstufe nicht mehr so schlimm sei. Niklas findet das undemokratisch. Dabei sei die AfD eine zutiefst demokratische Partei:  “Sobald es kleine Meinungsverschiedenheiten gibt, wird eine Abstimmung gemacht. Das ist eine absolute Selbstverständlichkeit und so ist auch der Umgang miteinander”, erklärt er. “Man begegnet in der AfD jedem Menschen mit Herzlichkeit. Auch die Fraktion ist interkulturell sehr divers”. Das sehe man auch an ihm als Homosexuellen.

Die Nachfrage, warum seine Partei bei aller “Herzlichkeit” für eine restriktive Politik gegenüber Geflüchteten und Minderheiten stehe und auch bei der Gleichstellung zumindest programmatisch keine Fortschritts-Partei sei, will er nicht beantworten. Auch, dass auf Parteitagen die Debattenkultur oft von heftigem Streit und ruppigem Umgang geprägt sei und sich nicht selten die Strömungen inhaltlich blockierten, sieht Niklas nicht als Problem. Stattdessen hätten nun halt die anderen eine falsche Perspektive, was auch am Image der Partei liege. “Die wird ja immer als alte, weiße Männer-Partei abgetan”, sagt Mia. “Ich glaube dafür, dass ich hier bin, ist es ein gutes Zeichen, dass das nicht so ist und man so ein bisschen den weiblichen Schwung in die Partei reinbringt.”, hofft die junge Frau. Sie würde sich auch nicht als rechts definieren oder gar konservativ. Sie spricht von “so einem guten Mittelding”.

Höcke, Gendern und die “Mia-Partei”

Das Thema der Völkischen in der AfD, die der Partei in der Hauptsache die verschärfte Begutachtung des Verfassungsschutzes eingehandelt haben, klammert zumindest Niklas aus. Der bekannteste Vertreter der Ultrarechten in der AfD, Björn Höcke, spiele für ihn keine Rolle. Dieser leiste gute inhaltliche Arbeit im Thüringer Landtag, “wie er politisch steht, wie er sich äußert, das habe ich nicht zu beurteilen. Und wenn er was falsch macht, dann wird das innerparteilich geklärt. Das ist nicht meine Angelegenheit.”

Trotzdem sei man nicht mit allem, was die Partei mache auf einer Linie. So hat Mia kein Problem mit dem Gendern. “Soll doch jeder machen, wie er will”. Das man mit diesem Thema bei großen Teilen der AfD-Mitgliedschaft den Pulsschlag binnen Sekunden stark erhöhen kann, stört sie nicht. Würde sie alles “super” finden, was die Partei macht, dann wäre es nicht die AfD, sondern die “Mia-Partei”.

Über den Autor

Geboren 1980, aufgewachsen am linken Niederrhein. Im WDR seit 2006 als Nachrichtenmann und politischer Berichterstatter unterwegs. Aktuelle Schwerpunkte bei SPD, AfD, Hochschul- und Sportpolitik im Land. Und sogar mit eigenem landepolitischen Podcast.

6 Kommentare

  1. Die Miapartei will sich doch nur mit Sarah und Sahra in Alice Wunderland treffen und sich dort als Selbstverharmloser darstellen

  2. Eigentlich dachte ich “Ziemlich überflüssig dieser Bericht.” Aber er zeigt doch, dass Rechtsfaschist Höcke mit seinen destruktiven Absichten gar nicht verstanden wird. Vielleicht wacht der junge Mann eines Tages auf und wendet sich einer demokratischen Partei zu.

    • Weiner demokratischen Partei wie den Grünen, wo eine von dieser Partei gestellte Außenministerin. sagt, daß ihr egal ist, was die Wähler wollen oder einer Partei die die Außenministerin stellt, die Menschen, die ihr Verfassungsrecht-mäßiges Demonstrationsrecht wahrnehmen, unterstellt, sie würden ihre Demokratieverachtung rausbrüllen und könnten ihren Unmut auch von zu Hause kundtun.

  3. Schön, dass immer mehr mutig junge Leute aufstehen und für das einstehen was sie für gut und richtig erachten. Mein Lob an Mia und Niklas- sehr gutes Bild abgegeben. Weiter so!

  4. Beim Wahlergebnis in den Niederlanden kann man sehen wie sich das weiterentwickelt, wenn man sich in Sachfragen nicht auf die Sache konzentriert sondern sich vorrangig von Rechts abgrenzen will. Weltoffener als Niederländer konnte man nicht sein aber wenn Kronprinzessin Catharina-Amalia Beatrix Carmen Victoria von Oranien kein normales Leben mehr führen kann weil sie von Mocro-Mafia (marokkanischstämmige Banden) bedroht wird, ist auch für die sonst so liberale Niederlande das Maß voll. Die Schweden setzen Militär gegen Bandenkriminalität ein.
    Merkel sagte zwar, 2015 darf sich nicht wiederholen aber nichts zeigte Wirkung, bis heute.
    Ob Herzlichkeit oder ruppig, am Ende zählen Ergebnisse und nicht Stilfragen. Es zählt in der Demokratie des Wählers Stimme und nicht Parteiideologie, die Wähler „mitnehmen“ will. „Die Niederländer hatten einfach die Nase voll“, wie in einem Kommentar bei Tagesschau nachlesen kann. Im Demokratie-Planspiel gibt es am Ende keine Wahlen aber den europaweiten Rechtsruck kann man auch im Planspiel nicht übersehen und wer die Schuld beim Wähler sucht hat Demokratie nicht verstanden.
    Das alljährliche Demokratie-Planspiel für 16- bis 20-Jährige „sollte“ nicht nur so aussehen wie das gewöhnliche Plenum, es muss sogar so aussehen sonst geht das Planspiel an der Realität vorbei und wird damit sinnlos.
    @Peter Wilde
    Sahra Wagenknecht war von 1991 bis 2010 bei der linksextremistischen Kommunistischen Plattform und versuchte 2018 eine überparteiliche linke Sammlungsbewegung.
    Ist Sie Ihnen zu weit rechts?

  5. Wenn eine Reschtsextreme Partei in der Mitte der Gesellschaftr angekommen ist, dann macht mir das Angst. Und auch eine Rechtsextreme Partei kann mit Demokratischen Mitteln an die Macht kommen….
    … Blos was dann passiert, haben wir schon erlebt. Es geht langsam und schleichend. Heute sind es die Flüchtlinge, morgen die Deutschen mit Migrationshintergrund, dann der Islam und die Juden. Achja, und der Menschengemachte Klimawandel ist auch nur eine Erfindung der Medien und der herschenden Politik. Und die reden eh nur Blödsinn.
    Und die Wissenschaftler sind nur ein Werkzeug dessen.

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