Wer noch ernsthaft daran glaubt, dass Digitale Assistenten wie Alexa nur dem Zweck dienen, uns das Leben zu erleichtern (wie uns Amazon glauben machen will), muss als hoffnungslos naiv gelten. Immer wieder wird berichtet, dass vertraulich gesprochene Worte durch Amazon-Dot-Lautsprecher aufgeschnappt, als Audio-Dateien auf Amazon-Servern gespeichert und später – etwa durch Pannen – von Dritten abgehört werden können. Ein hoher Preis dafür, dass Alexa die Wettervorhersage vorlesen oder auf Zuruf Musik abspielen kann.
Mitarbeiter hören sich Gespräche an
Was die meisten nicht wissen: Amazon-Mitarbeiter hören routinemäßig ab, was die User mit Alexa besprechen. Das zumindest berichtet Bloomberg gerade. Die Mitarbeiter notieren, was die Nutzer gesagt haben. Jeder einzelne Mitarbeiter belauscht 1.000 Gespräche pro Tag. Davon rund 100, die versehentlich aufgenommen wurden. Wenn das nicht spooky ist … Das massenhafte Abhören der Kommunikation zwischen User und Alexa (=Lauschaktion) soll dazu dienen, die KI zu verbessern. Damit Alexa künftig besser versteht, was wir meinen.
Trotzdem: Das wünscht sich doch eigentlich keiner.
Als wäre das noch nicht verrückt genug, können sich wohl auch Behörden und Geheimdienste Zugang zu den in den Wohnungen aufgestellten Mikrofonen verschaffen. Das haben die Kollegen von Kontraste recherchiert – und berichtet. Für den Verfassungsschutz zum Beispiel ist die zunehmende Verbreitung von Alexa und Co. ein regelrechter Segen: Keine Mikros mehr verstecken müssen – einfach auf die ohnehin vorhandene Hardware zurückgreifen. Amazon, Google, Microsoft und Co. können sich in solchen Fällen nicht wehren.
Alexa mal ehrlich: Die Assistentin lacht ihre Nutzer aus
Wer will schon sagen, was das Mikro alles aufschnappt?
Bleiben noch potenzielle Angriffe durch Hacker – und natürlich die stets neugierigen US-Geheimdienste, die ohnehin machen, was sie wollen. Ich würde darauf wetten, dass NSA und Co. die Möglichkeiten von Alexa und anderen Sprachassistenten nutzen, um alles Mögliche in Erfahrung zu bringen. Amazon selbst nutzt diese Möglichkeiten ebenfalls. Nicht zuletzt, um die Stimmung der Bewohner zu ermitteln.
Bleibt unterm Strich kein gutes Gefühl, finde ich. Eine ganze Menge möglicher Eingriffe in die Privatsphäre – und nichts ist geregelt. Die Politik zuckt wie immer mit den Schultern. Jedenfalls ist kein Bemühen erkennbar, sich um diese erheblichen Eingriffe in unsere Privatsphäre zu kümmern.
8 Kommentare
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Am problematischsten ist, dass es den großen Daten-Auswertern ziemlich egal sein kann, ob sich die Bewohner eines digitalen gallischen Dorfes der Ausspioniererei verweigern. Die kommen dann halt in den Filter Verweigerer und sind damit hinreichend kategorisiert. Wenn es zu viele sein sollten, vielleicht noch unterschieden in hartnäckiger Verweigerer und überzeugbarer Verweigerer. Wichtig ist die Möglichkeit, Gruppen bilden zu können. Wenn ich als Auswerter genügend Kriterien bilden kann, gehören die Verweigerer halt zur Grundgesamtheit oder nicht. Die Glockenkurve ist dann schmaler oder breiter. Wenn ich die Masse habe, würde ich aus Effizienzgründen auf die Ausnahmen verzichten. Wenn es dienlich und kostenmäßig machbar ist, wird sich die Identität sich schon irgendwann einpflegen lassen. Wer telefonisch erreichbar sein will oder muss, hat ohnehin verloren. Das Netz vergisst ja bekanntlich nichts. Der Aufwand einer Zweitidentität steht nicht wirklich im Verhältnis zum Nutzen und ist deshalb nicht geeignet, das große Modell zu stören. Auf einen mehr oder weniger kommt es nicht wirklich an. Vielleicht lässt sich auch ein Filter für vermutliche Zweitidentitäten bilden. Als letzter Auswuchs ist die Politik ja dabei, die Datengrundlage mit Identitätspflicht nochmal richtig und eigentlich kostenlos vielleicht entscheidend zu verbessern. Ein zurück wird es nicht geben.
Und wie sieht es mit Android aus? Ob das System nicht auch überall mithört und sei es im Auftrag der US-Regierung.
Wer braucht schon Android…?
Z. B. diejenigen, die zukünftig “autonom” und/oder “E-mobil” unterwegs sein wollen oder müssen: auch bekannt als “Google Android Auto” und wird von Googles bzw. Alphabets Tochterfirma WAYMO entwickelt. Viele Autohersteller haben schon entsprechende Kooperationsverträge geschlossen.
Aha – danke für die Aufklärung.
Na, wenn das so ist, gehe ich wie bisher lieber zu Fuß oder benutze Fahrrad, Bus oder Bahn – ist eh’ in JEDEM Sinne gesünder… (Habe mir mein Auto ohnehin schon vor 20 Jahren vom Hals geschafft)
Ja, davon bin ich fast überzeugt. Deshalb kommt mir neben Alexa auch kein Smartphone ins Haus, kein Smart-Fernseher, kein Facebook, kein Windows10 und unter anderem deshalb kaufe ich nicht bei Amazon und zahle bar. Zu verbergen habe ich übrigens nichts. zähle mich aber auch nicht zu den typischen Lemmingen, die sich freiwillig immer gläserner machen.
Es gibt gegen Alexa allerdings einen genialen Trick: Man nehme hunderte große DIN A3 Blätter und schreibe die kommunikativen Elemente in der Familie und unter Freunden einfach auf die Blätter. Und Alexa ist vollkommen ausgetrickst…
Bis Amazon & Co uns eine Kamera als “Seh-Assistent” vorgaukelt und es genügend “Kunden” gibt, die das glauben…
Ich weiß noch einen viel genialeren Trick:
Man lasse Alexa erst gar nicht ins Haus!
Ich weiß noch nicht, ob ich mehr verblüfft oder entsetzt sein soll darüber, daß gerade die Generation der sog. “digital natives”, die sich doch angeblich so gut mit allem Virtuellen und Digitalen auskennen – daß ausgerechnet die Angehörigen dieser Generation sich sozusagen “bewußt-los” und willenlos nach Strich und Faden ausspionieren, überwachen, fernlenken, manipulieren und ausbeuten lassen – zu keines anderen Wohl und Vorteil als dem der profitgierigen organisierten Datenkrakenkriminialität mit ihren asozialen Netzwerken.
Ich vermag mir das nur so zu erklären, daß es letzteren gelungen ist, eine ungeheure Zahl an sog. “Nutzern” – die besser “Benutzte” genannt würden – in Abhängigkeit und Sucht zu treiben – und daß die sog. “Verantwortlichen” in Politik, Medizin und anderswo ihrerseits zu den Suchtkranken gehören, so daß sie nicht mehr wahrnehmen können, daß es allerhöchste Zeit zum Handeln ist.
Nicht nur der äußerst verdienstvolle Herr Schieb schreibt sich die Finger wund – und nichts passiert…
Hoffen wir, daß er wenigstens einige nachdenklich macht, die daraufhin ihre Abhängigkeit erkennen und abstinent werden…