Wenn die Grimme Online Awards in diesem Jahr einen Trend aufgezeigt haben, dann den, dass sich immer mehr Online-Angebote auf die Mitwirkung einer Crowd setzen. Gleich mehrere preisgekrönte Angebote belegen das.
Die Krautreporter zum Beispiel sind 2014 durch Crowd-Funding gegründet worden. Heute ist das Angebot genossenschaftlich organisiert: Alle Unterstützer (es gibt rund 11.000) bezahlen nicht einfach nur für ein Abo, sondern bestimmen zum Beispiel auch mit, worüber geschrieben wird. Transparenz total.
Völlige Transparenz bei Live-Crowdfunding
Crowdfunding gibt es schon lange: Wer eine Idee hat, organisiert über das Internet eine Finanzierung. Die Menschen unterstützen das Projekt – und wenn alles gut geht, gibt es am Ende ein Produkt. Doch diese Idee wird intelligent entwickelt. Krautreporter zeigt, dass aus Crowdfunding eine dauerhafte Bindung werden kann.
Auch die beiden Reporter Christian Frey und Moritz Gathman, denen wir die Online-Reportage Butterbrod und Spiele zu verdanken haben, haben auf Crowdfunding gesetzt – aber auf Live-Crowdfunding. Die beiden sind mehrere Wochen durch Russland gereist und haben jeden Tag Geschichten, Fotos und Videos präsentiert. Sie haben auch verraten, welche Spenden reingekommen sind – und wofür sie das Geld ausgegeben haben. Alles völlig transparent. Alles fair. Auch hier ist eine besondere Art der Bindung zwischen Machern und Nutzern entstanden.
Trend: Crowdangebote beim Grimme Online Award – in “WDR Aktuell”
Wenn die Community auch Daten bereit stellt
Natürlich: Solche Modelle der Finanzierung und Kooperation taugen nicht für alle Projekte gleich gut. Die Community (ein anderes, vielleicht besseres Wort für Crowd) muss erst für ein Projekt begeistert und gewonnen werden – das dauert in der Regel und klappt nicht immer. Aber dafür bieten sich ganz neue Möglichkeiten: Nicht nur Geld geben, sondern auch mitmachen. Auf diese Weise können aus Unterstützern regelrechte Partner werden.
Interessant wird es, wenn die Community Daten liefert, zum Beispiel bei Wem gehört Hamburg? Hier haben Tausende User Einblicke in ihre Mietverträge gewährt. Sie haben den Rechercheverbund Correctiv mit Daten und Informationen versorgt – um herauszufinden, wer eigentlich die Wohnungen in Hamburg vermietet und wie die Mieten zustande kommen.
Crowdsourcing wird das genannt. Hier werden Daten mal für eine gute Sache eingesetzt – und völlig bewusst abgegeben. Nicht wie bei Google, Facebook und Co.