Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat Details über die geplante Corona-App verraten: Sie wird das dezentrale Modell anwenden, sie wird von Telekom und SAP entwickelt. Helmholtz Zentrum, BSI und Fraunhofer Gesellschaft begleiten das Projekt – und am Ende soll auch der Programmcode veröffentlicht werden.
Das ist wichtig, damit Experten einen kritischen Blick in die Art der Programmierung werfen können. Nur so lässt sich nämlich beurteilen, ob die App sorgsam mit den Daten umgeht und ob die Anwendung vertrauenswürdig ist. Gut, dass der Programmcode von Telekom und SAP am Ende öffentlich gemacht werden soll.
OpenSource bietet reichlich Vorteile
Aber: Wieso erst am Ende? “Das frage ich mich auch”, sagt Konstantin von Notz von den Grünen im Bundestag (siehe das Interview im Video). Er wünscht sich generell einen deutlich moderneren Umgang mit Digitalthemen – und dazu gehört auch der breite Einsatz von OpenSource. Motto: Was mit Steuergeldern finanziert wird, das sollte auch der Allgemeinheit zur Verfügung stehen (sofern keine konkreten guten Gründe dagegen sprechen). Ein Aspekt, der generell mehr Beachtung verdient.
Wenn Experten von Anfang an den Quellcode einsehen und beurteilen können, dann lassen sich schon während der Entwicklung Knackpunkte ansprechen und Probleme beseitigen. Nicht erst, wenn die App “fertig” ist.
Vorteil: Wir würden alle viel Zeit sparen – und vor allem würde das Vertrauen deutlich zunehmen. Extrem wichtig, denn bei der Corona-App geht es vor allem um Vertrauen. Je früher das hergestellt werden kann, desto besser. Denn nur wenn die Corona-App – wenn sie irgendwann mal fertig gestellt ist – ausreichend Vertrauen genießt, werden viele Menschen sie installieren und nutzen.
Vorbild: Österreich
Österreich hat das mit seiner Stopp-Corona-App genau so gemacht. Der Quellcode ist schon lange für alle einsehbar. Hier sind angesehene Datenschützer wie Max Schrems an Bord. Das Entwicklerteam hat in öffentlichen Sitzungen die Funktionsweise erklärt und Fragen beantwortet. Alles transparent – und am Ende schneller fertig. Datensicher. Und mit hergestelltem Vertrauen.
Es stellt sich generell die Frage, wieso die Bundesregierung – aber nicht nur sie, sondern auch die Landesregierungen – sich so schwer tut mit modernen Konzepten. Und dabei geht es nicht um “modern”: OpenSource ist in vielerlei Hinsicht effektiv, effizient, bewährt und auch noch preisgünstig. Große Teile des Internet zum Beispiel basieren auf OpenSource-Lösungen.
Dieses Konzept lässt sich auf viele Bereiche ausdehnen. Nicht nur, wenn es um Programmprojekte geht. Auch bei digitalen Lerninhalten. Auch hier gibt es gute Gründe, sich vom analogen Denken zu befreien. Open Education Ressources ist das Stichwort. Texte, Lerneinheiten, Fotos, Videos, Experiment oder sogar Augmented-Reality-Anwendungen landen in einer digitalen Plattform, in der sich alle bedienen können. Wird etwas Neues entwickelt, haben alle etwas davon. Interessante Ansätze.
Konstantin von Notz im Interview: Der Grünen-Politiker fordert mehr OpenSource-Gedanken