Wenn der Online-Riese dich aussperrt…

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Wenn der Online-Riese dich aussperrt…

Kommentare zum Artikel: 12

Wir leben in einer verrückten Welt. Selbst die geheimsten und persönlichsten Daten vertrauen wir – zumindest viele von uns – den großen Online-Konzernen an. Microsoft, Apple, Amazon, Google – es sind die großen Cloud-Dienste, die zum Daten-Safe für unsere Fotos, Videos, Gedanken, Nachrichten, Kontakte, Ideen und vor alle auch Geheimnisse geworden sind.

Wenn Microsoft ohne Vorwarnung Dein Konto sperrt; Rechte: WDR/Schieb

Wenn Microsoft ein Konto sperrt, ist der Zugriff auf alle Daten blockiert

Ein bedrohliches Szenario

Ich möchte heute nicht darüber nachdenken, ob die Daten dort wirklich sicher vor Zugriff durch Unberechtigte sind. Viel bedrohlicher ist ein anderes Szenario: Wir speichern Daten, etwa in der Office-Cloud weil wir Office 365 benutzen, und kommen einfach nicht dran.

Passwort vergessen? Lässt sich lösen. Aber was, wenn ein Konzern wie Microsoft ein Konto sperrt?

Und plötzlich sind alle Daten weg…

Dann wird es richtig schwierig. Kein Zugriff mehr auf OneDrive, Skype, Office 365 und Office-Dokumente – vom einen Moment auf den anderen. Die Kollegen von golem.de haben beschrieben, dass es durchaus häufiger vorkommt, dass Microsoft ein Konto sperrt. Einfach so – “wegen Verstoß gegen den Service-Vertrag”.

Das ist eine ernste Sache, weil dann keine Passwort-Zurücksetzen-Funktion weiter hilft. Dann ist erst mal Hängen im Schacht.

Was tun, wenn das Netz ausfällt? Die Abhängigkeit nimmt immer weiter zu…

Riskante Verknüpfung aller Dienste und Daten

Ich musste so eine Erfahrung auch schon machen. Es gibt zwar eine Infoseite für Betroffene. Auch eine Möglichkeit, Einspruch einzulegen – nur scheint das in der Regel völlig sinnlos zu sein.

Microsoft schaltet nur selten ein Konto wieder frei – und begründet die Sperre weder im Detail, noch werden die angeblichen Verstöße belegt. Die durchaus ein Dritter zu verantworten haben könnte. So haben Betroffene weder Anhaltspunkte, noch eine Möglichkeit, aus der Situation wieder herauszukommen. Digitale Identität – futsch.

Es drohen willkürliche Sperren

Das scheint ein echter Misstand zu sein. Denn auf der einen Seite drängen Microsoft und andere Online-Riesen uns dazu, alles mit unserem Cloud-Konto zu verbinden – selbst Windows 10 selbst. Auf der anderen Seite drohen aber willkürliche Sperren, die weder begründet, noch angemessen betreut werden. Das ist – vor allem bei Office und OneDrive – natürlich ein erhebliches Risiko.

Bei anderen Onlinediensten ist das ähnlich. Was, wenn Google ein Google-Konto sperrt: Der Zugriff auf Android-Geräte würde verweigert, die Daten auf GoogleDrive sind unerreichbar.

Es müssen dringend gesetzliche Lösungen her

Die Politik muss sich dieses Problems bewusst werden. Wenn US-Konzerne Schließanlagen bauen und auch die Schlüssel nach Gutdünken verwalten, bedeutet das eine unfassbare Abhängigkeit – und Ohnmacht. Es müsste eine gesetzliche Regelung geben, die Anbieter verpflichtet, Sperren zu begründen – und in Landessprache 24/7 Service und Hilfe anzubieten.

Es müsste auch Schiedsstellen geben. Denn es ist unvertretbar, dass Menschen nicht mehr an ihre Daten kommen, weil übermächtige Konzerne das so entscheiden.

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

12 Kommentare

  1. wonderful publish, very informative. I ponder why the other experts of this sector don’t understand this. You must proceed your writing. I’m sure, you’ve a huge readers’ base already!|

  2. Flanders47 am

    Auch bei Cloud-Diensten sollte man eben die alte Backup-Regel beachten, dass von jeder Datei mindestens (!) eine Kopie auf einem anderen Datenträger und am besten auch anderen Ort haben sollte.

    Wer seine Dateien ausschließlich auf OneDrive & Co. speichert ist also genauso fahrlässig, wie jemand der seine Dateien ohne Backup auf seinem PC oder Smartphone hat.

  3. Carsten Mohr am

    Ich bevorzuge Dienste, die alle Daten mit lokalen Geräten synchronisieren, die Dropbox z.B.
    Ob hier Ende-zu-Ende oder gar vollverschlüsselt wird, weiß ich nicht. Aber wenn Dropbox nicht geht, dann habe ich auf PC, Notebook etc. noch meine Daten. Also muß man sich um eine lokale Datenspeicherlösung bemühen. Viel bedenklicher finde ich, ich soll jetzt immer für Software bezahlen. IMMER. Also Office 365 habe ich das Nutzungsrecht für 365 Tage, danach nicht mehr. Früher hatte man sich Office 97 gekauft und 2012 oder wann aktuallisiert. Aber man konnte es dauernd unbegrenz nutzen. Da denke ich gerade mit Horror dran, wenn ich meine Kontakte aus Outlook woanders hinportieren müßte…schöne EDV-Welt. Eigentlich alles ein Armutszeugnis.

  4. Wolfgang am

    Danke für die dringend notwendige Erinnerung die nötigen Backups zu anzulegen.
    Wie leicht hat der Schlendrian die Oberhand und man denkt “Mr kann das sicher nicht passieren”.

  5. Ich kann dem Autor nur zustimmen. Office 365 nutze ich gar nicht und alle Clouddienste können mir gestohlen bleiben. Beim deutschen Anbieter GMX habe ich als Cloud 1TB Backup für meine Fotos – verschlüsselt und nur als Backup. Die amerikanischen Anbieter meide ich. E-Mails liegen bei einem Bezahlkonto (nicht Freemail) und da kann man im Zweifelsfall auch vor deutschen Gerichten für “Ordnung” sorgen. Als Privatperson bin ich aber auf meine Mails nicht angewiesen. Ich verstehe wirklich nicht, warum sich so viele auf die Cloud verlassen.

  6. nur_ein_Mensch am

    Nachtrag:

    Ich verstehe einfach nicht, wie sich Menschen (“Nutzer” oder auch “User”) sich auf so etwas unsicheres (Gruende wurden ja schon genannt) wie “die Cloud” verlassen!
    Es ist (fuer mich) einfach nicht nachvollziehbar, dass man Programme nutzt, deren ausfuehrbarer Code auf externen Servern liegt, und Dokumente, die oft DAten/Informationen enthalten, die nicht fuer jeden einsehbar sein soll(t)en, in einer “Cloud” (also auf fremden Rechnern, oft sogar auf einem anderen KONTINENT!) gespeichert werden.
    Vom Datenschutz abgesehen, gibt es auch noch so viele Dinge, die schiefgehen koennen (boeswillige Hacker/Erpresser, Netzverbindungsprobleme, Ausfall der “Dienste” im Netz, Serverausfaelle durch Hardware-Schaeden, etc.), dass alleine schon der “gesunde Menschenverstand” einem eingibt, dass das zu risikobehaftet ist, und die Einsparungen der eigenen “IT” (in Unternhmen) das Risiko, bzw. auch die Kosten im Falle des IT-GAUs, die Einsparungen durch Nutzung “der Cloud” nicht aufwiegen.

    • “Cloud” ist nicht gleich “Cloud”, online Dienste nicht gleich online Dienste.
      Es ist nicht allzuschwer z.B. sich seine eigene Cloud im eigenen Büro oder Wohnzimmer einzurichten. Keine fremden Rechner, keine anderen Organisationen. Nutzen und Risiko im großen und ganzen in eigener Hand.

      Hier greift aber nun wieder das was schon viele andere schrieben. Etwas beschäftigen muss man sich mit der Materie dann doch und dann kommt wieder bei vielen der Unwillen sich überhaupt mit digitalem zu beschäftigen.

  7. nur_ein_Mensch am

    Hallo,

    “die Politik muss sich diese Problems bewusst werden”
    Neihein, der “USER” muss sich dieses Problems bewusst werden!
    Dazu gehoert auch auf der einen Seite, dass sich “die Medien” mit diesem Problem beschaeftigen, bzw. darueber aufklaeren, und andererseits allerdings auch der WILLE der betr. Personen sich mit diesem Problem zu beschaeftigen.
    Aber in Zeiten, in denen jeder Alles koennen/machen/wissen will, und nebenbei auch noch moeglichst bequem und ohne mit technischen Details “belaestigt” zu werden bspw. “Shoppen” will (nat. online und per bargeldloser Bezahlung), ist das natuerlich ein Vorhaben/Wunsch, der aufgrund der Bequemlichkeit Vieler von vornherein zum Scheitern verurteilt ist.
    Von daher bleibt dann wohl nur eines: sich selbst zu informieren, nicht jedem gehypten Trend hinterherhecheln (v.a. den div. Markting-Fuzzies nicht auf den Leim gehen, die immer wieder mit den blumigsten Worten neue “phantastische, mega-tolle, einfachst zu nutzende Technologien” anpreisen, obwohl man ohne gross nachzudenken die Probleme eigentlich leicht erkennen koennen sollte), und sich statt “moderner Kommunikationsmethoden” und neuartigen, “Spiel, Spass und Spannung verheissenden” Trends zu bedienen, vllt. einfach mal wieder sich mit der realen (Um)Welt beschaeftigt.

  8. Ich gehöre zu den altmodischen Nutzern, die alle Daten lokal speichern. Sie liegen einmal auf dem Gerät selbst und einmal auf einer Backup-Festplatte. Ich speichere zwar schon mal Kopien auf OneDrive oder in der iCloud, um von einem anderen Gerät darauf zugreifen zu können, aber verlassen würde ich mich nie auf diese Anbieter.
    Selbst meine E-Mails speichere ich zusätzlich lokal, was mir gerade erst sehr geholfen hat, weil ich meinen Hoster gewechselt habe und mehrere E-Mail-Konten dadurch plötzlich mitsamt aller E-Mails weg waren.

    • Löbliche (und seltene) Kombination aus Vernunft und Datensparsamkeit!
      Snowden:
      “… Emails sollten wir eigentlich gar nicht mehr verwenden. Wir haben sichere, privatere Alternativen. Es ist also eher die Frage, weshalb irgendjemand noch Emails verwendet, wenn wir viel sicherere Alternativen haben …”.
      Quelle: Edward Snowden im Dlf-Interview – Was wäre die Gesellschaft ohne Whistleblower? – 16.9.19

  9. Viele die diesen Artikel lesen werden sicherlich wieder denken “ja, ja, mir kann das nicht passieren, ich habe nichts zu verbergen, ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen”.

    Das dusselige ist, dass es immer zu Fehlern und Missverständnissen kommen kann und kommt. Ist das PayPal, Office 365, EBay, Amazon Marketplace, Google-Drive Konto einmal gesperrt dann geht es für manche plötzlich um die Existenz.
    Ohne Transparenz, ohne funktionierende Ansprechstellen und Prozesse steht man diesem Treiben nur ohnmächtig gegenüber.

    Aber es wird ja nur die anderen treffen, ich selbst bin ja lieb und nett …

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