Fast alles läuft heute digital. Dass dabei Energie verbraucht wird, macht sich für die meisten nur durch die lästige Notwendigkeit des regelmäßigen Aufladens des Handy-Akkus bemerkbar. Was sich im Hintergrund alles abspielt und welcher Aufwand nötig ist, damit Datenpakete aus jedem Winkel der Erde zu uns nach Hause oder ins Smartphone finden, bleibt unsichtbar – und ist den meisten daher auch nicht wirklich klar.
Deshalb ist es wichtig, noch mal festzustellen: Digitalisierung verbraucht enorm viel Energie. Jeder Mausklick, jedes Tippen auf ein Icon, und vor allem jede gestreamte Episode der Lieblingsserie hinterlässt einen CO2-Fußabdruck.
Aktuelle Studie: Glasfaser am klimafreundlichsten
Nur: Wie groß ist der? Die Forschungslage dazu ist bislang eher dünn. Deshalb hat das Bundesministerium für Umwelt eine Studie in Auftrag gegeben: “Green Cloud Computing” heißt sie. Öko-Institut und Fraunhofer IZM untersuchen seit einer Weile (erst im Dezember liegen alle Ergebnisse vor), wie viel Energie in Rechenzentren verbraucht wird. Ganz konkret, aber auch allgemein.
Es ist sehr wichtig, eine möglichst genaue Datenlage zu haben. Nur so lassen sich Entscheidungen fällen. Erste Zwischenergebnisse der Studie hat das Bundesministerium für Umwelt und Natur heute (10.09.2020) verraten – und dabei geht es ums Streaming. Die Forscher haben nämlich untersucht, wie klimaschädlich das Streamen eigentlich ist.
Mobilfunk ist Klimasünder – außer 5G
Klare Antwort: Kommt drauf an. Darauf nämlich, wie man streamt. Per Glasfaser ist das fast 50 Mal effizienter und damit weniger klimaschädlich als der alte Mobilfunkstandard UMTS. Der Anteil an den CO2-Emissionen durch die Datenverarbeitung im Rechenzentrum in beiden Fällen ist dabei mit jeweils 1,5 Gramm CO2 pro Stunde relativ gering. Hinzu kommt der Aufwand für die Datenübertragung.
Am klimafreundlichsten ist Glasfaser mit zwei Gramm CO2 je Stunde Videostream. Bei Kupferkabel, also DSL, ist es das Doppelte: vier Gramm CO2 je Stunde Videostream. Im mobilen 3G-Netzwerk sind es 20 Mal so viel: 90 Gramm CO2 je Stunde. Die Unterschiede sind also enorm. Interessanterweise ist das neue 5G-Mobilfunknetz mit nur fünf Gramm Co2/Stunde wieder deutlich effizienter.
Nicht ohne Not auf Smartphone streamen
Was lernen wir daraus? Niemand sollte ohne Not auf seinem Smartphone streamen, wenn es ein WLAN gibt.
Bedeutet als Signal für die Politik: Aus Klimaschutzsicht ist es auf jeden Fall ratsam und empfehlenswert, deutlich mehr offene WLANs zu installieren, ob an öffentlichen Plätzen und in Innenstädten. Wenn die per Glasfaser angebunden sind, ist die CO2-Footprint denkbar gering.
Streamen verbraucht eine Menge Energie: Ziel muss sein, dass es weniger wird
9 Kommentare
Kommentar Funktionen
Hier muss Deutschland klar was tun…
Ich nutze mittlerweile ausschließlich mobiles Internet. Ich habe vor 2 Jahren den Kabelanschluss von damals noch Unitymedia gekündigt und mir bei der Telekom eine LTE-Flatrate geholt.
Es überrascht mich selbst heute noch, welche Vorzüge sich durch diese Entscheidung immer wieder ergeben.
Grüße
Für mich ist es nicht ganz überraschend, dass Mobilfunk-Nutzung für das Klima nicht gut ist. Schaut man sich das Chart an, dann wird es höchste Zeit den 3G-Standard abzuschalten. Das haben die Anbieter auch schon begonnen. Vodafone will 3G zum Beispiel bis Juni 2021 abschalten. Gut finde ich, dass auch 5G immer weiter ausgebaut wird. Die Telekom ist hier besonders aktiv. Aber auch o2 will jetzt mit dem 5G-Netz bei Kunden punkten.
5G hat neben der Stromersparnis folgende Vorteile:
– niedrigere Latenzrate
– höhere Bandbreite (bis 20 Gbit/s)
– 5G-Masten funken präziser und zielgerichteter
– ermöglicht neue Anwendungen (mobiles Streaming, schneller mobiler Datenaustausch)
Allerdings gibt es auch einen für mich gravierenden Nachteil: Wegen der höheren Frequenzen funken die 5G-Masten nicht so weit. Um die gleiche Fläche zu erschließen müssen also mehr Masten aufgestellt werden. Folglich müssen die LTE-Masten zumindest auf dem Land bleiben – da wo auch heute noch viele Nutzer nur langsames Internet haben.
“Niemand sollte ohne Not auf seinem Smartphone streamen, wenn es ein WLAN gibt.” – Das kann ich aus der gezeigten Grafik aber nicht ablesen … WLAN und die dafür nötige Energie (Router, Sender, Empfänger) werden nicht erwähnt.
Bei solchen “Studien” ist immer zu hinterfragen, wem sie letztlich nützlich sein sollen. Der Text gibt ja bereits in fetter Überschrift die Antwort und die zu vermittelnde Botschaft des Umweltbundesamtes:
“Mobilfunk ist Klimasünder – außer 5G”.
Also: her mit 5G, aber dalli-dalli! Erinnert an TTIP, als “Jobmotor” (2014, Studie vom Bundeswirtschaftsministerium und EU-Handelskommissar De Gucht): im Nachhinein gnadenlos als unhaltbar und falsch zerrissen!
@Umweltbundesamt: Saisonaler Gastroheizpilzeinsatz vs. Mobilfunkstreaming, in deutschlandweiter Betrachtung hinsichtlich Klimaschädlichkeit, würde mich mal interessieren. ;-)
Die spektrale Effizienz von 5G ist schlicht höher als mit den vorherigen Mobilfunkgenerationen.
Sprich mehr Bits über gleiches Frequenzband, die Sendeleistung kann dabei gleich bleiben.
Im Gegenteil durch technologische Fortschritte sinkt der Energieverbrauch pro Mobilfunkbasistation.
–
Man muss also nicht gleich sinistre Motive unterstellen, es ist schlicht Technik.
Mir ging es zwar um die Unabhängigkeit bzw. Glaubwürdigkeit einzelner Studien und deren oftmals unreflektierter Wiedergabe in den Medien (deshalb auch der Vergleich zu TTIP). Dass selbst dies, gleich mit der Unterstellung “sinistrer Motive” (aka Verschwörungstheorien) niedergekeult wird, entspricht wohl dem beißreflexgesteuerten Mainstreamzeitgeist uneingeschränkt Regierungsgläubiger und sei daher auch Ihnen, selbstverständlich von Herzen und in gebotener Schlichtheit, gegönnt. ;-)
Falls es von Interesse ist, die Sendeleistung bei WLAN ist ein paar 100mW. Die Distanzen sind letztlich ungleich kürzer als im Vergleich zu Mobilfunk. Der Großteil der verbrauchten Leistung geht z.B. für den Router drauf.
–
Dadurch gibt es im heimischen Netz keine so große Differenz ob per Kabel oder WLAN übertragen wird.
–
Außer man setzt Geräte dediziert für WLAN, bzw Kabel ein, z.B. einen Repeater oder einen Switch (ca. 5W für das gesamte Gerät) .
UMTS ist ein totes Pferd und stirbt aus; es lohnt sich gar nicht mehr, sich darüber aufzuregen. Teilweise werden die Frequenzen heute schon für 5G DSS verwendet. Und wenn ich ehrlich bin: das wird kaum einem auffallen, denn die meisten Geräte sind heute LTE-tauglich und sowieso schon dort eingebucht (und das relativiert auch wieder die 90 Gramm; ich kann mir nämlich auch einen schmutzigen Dieselpanzer in den Garten stellen, aber solange der nicht läuft, ist dessen CO2-Wert leidlich egal…).
Und ein Gutteil des Energieaufwands dürfte dort der Tatsache geschuldet sein, dass UMTS gar nicht für so große Datenmengen wie Spielfilmlängen-Videos ausgelegt war und ist, und daher der Overhead enorm ist. Ich will gar nicht wissen, für wie wenige Datenblocks wieder ein kompletter Infoblock notwendig wird.
Dass Datenübertragung via Kabel verlustärmer ist als via Luft, dürfte aber generell einleuchten, für das Fazit hätte ich keine Fraunhoferstudie gebraucht. Vielleicht wollen sie demnächst noch drahtlose Ladestationen oder Bluetooth-Verbindungen zum Autoradio mit den jeweiligen Kabelverbindungen vergleichen – ich weiß jetzt schon, was rauskommt :) Und ob ausgerechnet öffentliche WLANs da besser sind als 5G? Hat die Studie denn innerhalb des FTTH-angebundenen Hauses wirklich WLAN (und wenn, in welchem Frequenzbereich) oder nicht vielleicht doch nur kabelgebundene Rechner mit in die Rechnung einfließen lassen?