Wenn von Datensündern die Rede ist, dann sprechen wir meist von Facebook, Google oder Amazon. Sie sind bekannt dafür, im großen Stil Daten einzusammeln und den Rohstoff “Privatsphäre” hemmungslos auszuschlachten.
Facebook ist unangefochtener Spitzenreiter in dieser Disziplin. Apple hingegen gilt als Musterknabe. Denn der Konzern verdient sein Geld mit Hardware, Software und Mediendiensten. Nicht mit Werbung oder indem die Privatsphäre der User verwertet wird.
Beschwerde über individuelle Kennziffer
Trotzdem gibt es jetzt eine offizielle Beschwerde gegen Apple. Die Bürgerrechtsorganisation noyb – gegründet vom bekannten österreichischen Datenschützer Max Schrems – bemängelt eine Werbe-Tracking-Funktion auf Apple-Geräten. Konkret geht es um den sogenannten “Identifier for Advertisers” (IDFA). Das ist eine Kennnummer, die für jedes iPhone individuell erzeugt wird – und mit deren Hilfe Unternehmen personalisiert Werbenachrichten an Nutzerinnen und Nutzer von iPhones ausspielen können.
Im Vergleich zum Vorgehen von Google und Facebook zweifellos eine kleine Sünde, aber womöglich eben doch eine Sünde. Denn die IDFA ist laut den Aktivisten mit einem “digitalen Nummernschild” vergleichbar. Zum Hintergrund: Jedes iPhone erhält bei der ersten Instandsetzung automatisch diese individuelle Kennziffer, die sich auch nicht mehr ändert.
Apple sieht kein Problem
Da diese Kennziffer bei der Nutzung des iPhones auch regelmäßig übertragen wird, lässt sich eine Zuordnung zwischen Nutzer und Nutzung herstellen – eine Art von Tracking. Allerdings ohne Wissen oder Zustimmung der Nutzer, beklagen die Aktivisten.
Apple hat auf die Vorwürfe reagiert und bezeichnet sie als unzutreffend: “Apple greift auf den IDFA der Nutzer-Geräte nicht zu und nutzt ihn in keinerlei Weise.” Das Vorgehen stehe im Einklang mit europäischem Recht.
Klärung vor Gericht?
Die Datenschutzaktivisten bei noyb sehen das anders. Facebook jedenfalls befürchtet Einbußen für die Werbebranche, wenn die Kennziffer wegfiele. Sie kommt also offensichtlich doch zum Einsatz. Ob die Kennziffer wie ein Cookie betrachtet werden muss und deshalb grundsätzlich der Zustimmung bedarf, wie die noyb-Juristen argumentieren, oder eben nicht, wird am Ende womöglich gerichtlich geklärt werden müssen.
Eins steht fest: Insbesondere Facebook sollten wir es nicht leichter machen als nötig, mit unser aller Daten Geld zu verdienen.
Das Tracking lässt sich in iOS abschalten – und zwar so
4 Kommentare
Kommentar Funktionen
Hier kann ich auch nur mit den Schultern zucken. Was wird sein, wenn die Juristen Recht bekommen? Nur eine weitere lästige Meldung zum Wegklicken mehr…
Oder glaubt wirklich jemand, dass sich danach was ändert? Das wird genauso behämmert wie mit den seitenlangen Cookie-Einstellungen, die man trotzdem noch alle einzeln ausschalten muss (ich habe das mal mit Microsoft Solitaire Collection an einem Spielhandy durchprobiert, 10 Minuten sind schnell weg). Denn jedem zweiten Werbebetreiber wird “begründetes Interesse” zugeschrieben und automatisch eine Berechtigung erteilt, selbst wenn man extra schon nicht auf den verführerischen “alle akzeptieren” Button getippt hat.
Gut gemeint ist halt immer noch das Gegenteil von gut gemacht.
Da stimme ich zu. Die Cookie-Regelungen sind sehr anstrengend – und bestrafen die Falschen. Das eigentliche Problem wird damit nicht beseitigt, nicht mal angegangen.
…und das ist wirklich einen Artikel wert? OmG…
Die Gleichgültigkeit von Menschen wie Ihnen ist der Grund dafür warum Facebook & Co nichts auf Datenschutz geben.