Für viele gehört es zum Morgenritual: Corona Warn App auf dem Smartphone starten, die aktuellen Statistiken des Robert Koch-Instituts (RKI) anschauen, den eigenen Risikostatus überprüfen – und auf die Information “Keine Risiko-Begegnungen” hoffen. Rund 28 Millionen Mal ist die Corona Warn App des Bundes mittlerweile heruntergeladen worden – bei wie vielen sie wirklich im Einsatz ist, lässt sich allerdings nicht sagen.
Vor genau einem Jahr (16.06.2020) startete die Warn-App für Apple iOS und Google Android. Per Bluetooth-Signal ermittelt sie den Abstand zu anderen Menschen und die Dauer des Aufeinandertreffens. Die Messmethode reicht aus, um zuverlässige Aussagen über ein Infektionsrisiko machen zu können – vorausgesetzt, die User teilen der App mit, falls sie positiv getestet worden sind.
Open Source sorgt für Vertrauen
Der Start der Warn-App war etwas holprig. Es wurde viel diskutiert, welche Daten so eine Warn-App erfassen soll, kann und darf. Einige fürchteten, der Staat wolle die Bürger auf Schritt und Tritt überwachen. Schnell war das Vorhaben vom Tisch, Bewegungsdaten zu nutzen. Stattdessen setzt die App auf Tracing – das pseudonyme Speichern von Begegnungen.
Die vermutlich beste Entscheidung war, die Warn App zu einem OpenSource-Projekt zu machen. Seit Experten sich den Quellcode anschauen können und die Entwickler der App Einwände berücksichtigt haben, waren die meisten Datenschutzbedenken schnell ausgeräumt.
Die App bringt doch nichts! – Wirklich nicht?
Mittlerweile verfügt die Corona Warn App in weiten Teilen der Bevölkerung über ein recht hohes Maß an Vertrauen. Laut Branchenverband Bitkom können sich immer mehr Menschen vorstellen, der App ein positives Testergebnis anzuvertrauen. Dies trifft für 72 Prozent derjenigen zu, die die App installiert haben oder das planen. Im Januar 2021 waren es noch 62 Prozent.
Aber wie effektiv ist die App? Das lässt sich nur schwer sagen – weil sie keine persönlichen Daten erhebt. Dem RKI liegen nur vergleichsweise wenige konkrete Daten vor.
Kontinuierlicher Ausbau der Warn-App
Laut aktuellen Schätzungen des RKI haben die Menschen rund 475.000 positive Testergebnisse in der App gemeldet. Infolgedessen sind 2,4 bis 4,8 Mio. rote Warnungen präsentiert worden. Rund 110.000 bis 230.000 Menschen wurden nach der roten Warnung positiv getestet – und damit aus den Infektionsketten gezogen. Damit wäre die Corona Warn App in etwa so effektiv wie alle Gesundheitsämter zusammen – kein schlechtes Ergebnis.
Seit neuestem ist es auch möglich, in der Warn App den QR-Code für den Digitalen Impfpass einzuscannen und zu hinterlegen. Dann würde die App eine Art “Schweizer Messer” in Corona-Fragen.
Eine Wunderwaffe ist die Corona Warn App zweifellos nicht – aber eben ein durchaus respektables Werkzeug. Und eine gute Vorlage für künftige Projekte.
Wer Fragen hat zur Corona Warn App: Hier wird geholfen.
2 Kommentare
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Bedauerlich jedoch ist die Tatsache, dass die Politik kein Interesse an der App hat, weil sie eben NICHT Daten weitergibt. Es ist unglaublich, dass PolitikerInnen sogar mit Schuldzuweisungen (in etwa behauptet: “übertriebener Datenschutz”, Coronaschutz”verhinderung”,”zu viel Datenschutz, dadurch unbrauchbar”, usw) die App als Fehlentwicklung bloßstellen wollen.
Mit der Corona-Warn App kann sich auch jeder zu einem Treffpunkt (Veranstaltung/Cafe…) anmelden bzw ein “Veranstalter” einen Treffpunktsmatrixcode erstellen.
Richtig ist, die Corona-Warn App gibt keine Daten weiter an das Gesundheitsamt (Name, Adresse, Telef), im Gegensatz zu anderen Apps (zB Luca). Die Corona App benötigt auch keine Schnittstellen, weil alle “Anwesenden” im Falle einer Ansteckungsmeldung sofort gewarnt werden
Trotzdem hat die Landesregierung NRW die Luca App empfohlen (statt Warn App) und eine neue Schnittstelle für die Gesundheitsämter in Auftrag gegebe, damit die Gesundheitsämter Name, Adr, usw aus der Luca App erhalten..
DAS ist Steuergeldverschwendung.
Nach meiner Lesart ist das Problem eher, dass Veranstallter bzw. Gastwirte zwingend Name und Adresse erheben müssen. Daher ist die Coronawarnapp für diesen Fall untauglich. Einfache Lösung wäre natürlich, die “einfache Rückverfolgbarkeit” in §8 Abs.1 CoronaSchVO um die Möglichkeit der automatischen Rückverfolgung ohne Name und Adresse zu erweitern. Schließlich ist die Rückverfolgung mittels CWA deutlich schneller als durch das Gesundheitsamt.