Entwicklerin Lilith Wittmann will Open Data fördern

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Entwicklerin Lilith Wittmann will Open Data fördern

Kommentare zum Artikel: 8

In einer idealen Welt sind alle Daten, die unter dem Einsatz von Steuermitteln ermittelt wurden oder entstanden sind, frei für die Allgemeinheit zugänglich. Ausgenommen natürlich Daten, die aus gutem Grund geheim oder unter Verschluss sind. “Open Data” wird das genannt, wenn Daten frei zugänglich sind.

Warum sollten Bürgerinnen und Bürger nicht frei über alle Daten verfügen können? Die Crowd hat oft viel bessere Ideen, wie sich Daten kreativ zusammenbringen lassen – um neue Erkenntnisse zu gewinnen oder Dienstleistungen anzubieten.

Sicherheitsexpertin Lilith Wittmann; Rechte: WDR/Schieb

Sicherheitsexpertin Lilith Wittmann setzt sich für mehr Open Data ein

Open Data: Offizielle Daten der Allgemeinheit zur Verfügung stellen

Eigentlich könnte man erwarten, dass die Politik genau das fördert. Schließlich redet die Politik gerne von Digitalisierung und wie wichtig es wäre, in diesem Bereich voranzukommen. Doch die Daten, die Behörden und öffentliche Institutionen erfassen und ermitteln, sind oft genug Verschlusssache.

Doch es gibt auch Daten, die stehen grundsätzlich zur Verfügung – aber niemand redet darüber. Es gibt keine öffentliche “Schnittstelle”, wie Experten dazu sagen. Über eine API (Application Programming Interface) könnte sich jede App, jede Software mit den öffentlich gemachten Daten versorgen.

In Wahrheit gibt es solche Schnittstellen teilweise, doch die Behörden dokumentieren diese Schnittstellen nicht. Die Folge: Nur Insider können sie verwenden, nicht aber die Öffentlichkeit.

Es lagern so viele Daten in Aktenschränken; Rechte: WDR/Schieb

Es lagern so viele Daten in Aktenschränken – lasst sie uns förderm und nutzen

Lilith Wittmann will Schnittstellen dokumentieren

Genau das will Lilith Wittmann ändern. Gerade erst hat die Software-Entwicklerin dadurch Aufsehen erregt, dass sie Schwachstellen in der Wahlkampf-App “CDU Connect” entdeckt hat – und wurde dafür von der CDU angezeigt.

Jetzt wirbelt Lilith wieder Staub auf: Sie hat ein Projekt gestartet, um  gemeinsam mit Freiwilligen eigentlich offene Schnittstellen zu dokumentieren, damit sie jede/r nutzen kann. So gibt es beispielsweise solche Schnittstellen für die Warn-App NINA. Lilith Wittmann hat die App analysiert – und herausgefunden, wie sich relevante Daten abrufen lassen – und das dokumentiert.

Bundesstelle für Open Data

Mit der als politischen Protest gedachten und alles andere als offiziellen Bundesstelle für Open Data will Lilith Wittmann Druck machen: Sie fordert Entwickler und Aktivisten auf, frei erreichbare API von Bundesbehörden und offiziellen Stellen gemeinsam mit ihr zu dokumentieren. In einem Blogbeitrag erklärt sie die Idee.

Erstaunlicherweise finden nicht alle diese Idee toll: Offensichtlich wollen einigen Behörden und Verantwortliche gar nicht, dass solche Schnittstellen öffentlich werden – und von allen genutzt werden können. Das sollte sich unbedingt ändern. Denn je mehr Menschen öffentlich bereitgestellte Schnittstellen und Daten nutzen, deso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Daten – und damit auch die eingesetzten Steuergelder! – sinnvoll verwendet werden.

https://vimeo.com/156265875

Das Konzept Open Content: So profitieren alle von Inhalten

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

8 Kommentare

  1. Der Blogbeitrag zu Open Data hebt ein zentrales Thema hervor, das in der Digitalisierung oft übersehen wird: die Verfügbarkeit und der Zugang zu öffentlichen Daten. Aus meiner Perspektive als Experte für digitale Transformation und Digitalisierungsberatung ist dies ein Bereich, der von enormer Bedeutung für die Innovationskraft einer Gesellschaft ist.

    Warum sollten Daten, die mit Steuergeldern erhoben wurden, nicht allgemein zugänglich sein? Diese Frage geht über rein technische Aspekte hinaus und berührt den Kern der digitalen Demokratie. In einer idealen Welt würden Open Data nicht nur die Transparenz fördern, sondern auch die Entwicklung neuer, datengetriebener Lösungen in Bereichen wie Smart Cities, Gesundheitswesen oder Bildung ermöglichen. Gerade die Crowd – also Entwickler, Startups und auch Privatpersonen – hat oft die besten Ideen, wie man Daten sinnvoll miteinander verknüpfen kann, um Mehrwert zu schaffen.

    Doch in der Praxis scheint es oft, als ob genau dieser Schritt von öffentlichen Institutionen blockiert wird. Die fehlende Dokumentation von Schnittstellen (APIs) ist hier ein großes Hindernis. Diese APIs sind der Schlüssel zur effizienten Nutzung der Daten, aber wenn nur Insider darauf zugreifen können, wird das Potenzial stark eingeschränkt.

    Für mich ist klar: Eine echte digitale Transformation gelingt nur, wenn wir die Schnittstellen zu den öffentlichen Daten öffnen und nutzbar machen. Transparenz ist nicht nur eine Frage der Moral, sondern auch der Effizienz. In der Digitalisierungsberatung zeigt sich immer wieder, wie viel Potenzial durch den Zugang zu offenen Daten freigesetzt werden kann – sei es für unternehmensinterne Projekte oder für gesellschaftliche Innovationen.

    Lilith Wittmanns Ansatz, diese Schnittstellen sichtbar zu machen, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Es bleibt zu hoffen, dass auch die Politik endlich den Mut aufbringt, das volle Potenzial der Digitalisierung zu entfesseln und Open Data zum Standard zu machen – für eine transparente und innovative Zukunft.
    LG

  2. „Jeder hat nach Maßgabe dieses Gesetzes gegenüber den Behörden des Bundes einen Anspruch auf Zugang zu amtlichen Informationen.“

    So steht es im ersten Satz des Informationsfreiheitsgesetzes. Entsprechendes gibt es auch auf der jeweiligen Landesebene. Der Denkansatz ist also nicht neu, bleibt aber trotzdem gut in einer Demokratie. In der Realität gibt es aber ein paar begründete und jede Menge vorgeschobene Hindernisse. Behörden lassen sich nicht gern in die Karten schauen; vor allem weil es lästig ist aber auch weil dann so manche Entscheidung zweifelhaft wird. Mit Offenheit der Daten wird auch Manipulation schwieriger, Parteien und Journalisten filtern gerne Informationen je nach Haltung.

    Im Grunde gibt es bereits beim Statistischen Bundesamt reichlich freie Daten. Wie man in der Praxis damit arbeiten kann habe ich allerdings schon lange nicht mehr getestet. Es kämen dann eben noch einige andere Daten dazu.

    An Schnittstellen bin ich jetzt weniger interessiert, eher an den Ergebnisse und einige Städte stellen da auch erstaunlich viel ins Netz. Das gibt dann riesige Datenfriedhöfe aber bei Bedarf kann man dann so manche „Leiche im Keller“ wiederbeleben. Als Bochum 2019 den „Klimanotstand“ ausgerufen hatte habe ich mir zum Beispiel den Sozialbericht 2018 der Stadt angesehen: „Im Vergleich zu Nachbarkommunen und -kreisen lag das Durchschnittseinkommen in Bochum im Jahr 2016 im untersten Quintil“ und das im ohnehin schon nicht reichen Ruhrgebiet; die Bürger dort haben ganz andere Sorgen und so etwas wird damit belegbar.

  3. Ich bin auch für offene Daten, sofern daraus, trotz bestehender DSGVO, nicht noch mehr Mailspam, Wurfreklame oder telefonische “Verbraucherumfragen” resultieren. Den gierigen, teilweise auch schmierigen, Datenhändlern der Reklameindustrie sollte der Zugang zu diesem, evtl. kostbaren, Datenmaterial daher unbedingt verweigert werden. Stichwort: De-Anonymisierung/Re-Identifikation.

  4. 100 % Ja zu der guten Idee von Lilith Wittmann!
    Wir sollten mal versuchen zu unterstützen.
    Und Ich hoffe, die CDU macht noch viele solcher Fehler wie die lächerliche Anzeige gegen CCC bis zur Wahl!

  5. Steinfurter am

    Ich sehe das auch so. Aber natürlich ist auch bei open Data der Datenschutz einzuhalten. Das heißt Berichte, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht würden müssten evtl. zuvor anonymisiert werden.

    Aber wir leben in Zeiten, in denen man auch von “Privatjournalisten” bzw. Bloggern oder wie man sie auch nennen will, eine gewisse Richtigkeit ihrer Daten erwartet, dann müssen sie auch kostenlosen Zugriff auf diese haben. Hochwasserkarten, Karten über Gesteinsformationen, Studien zu Lärmbelastungen oder andere Gefahren etc, aber auch Gesetze, Verordnungen, Satzungen und Bebauungspläne oder Urteile von Gerichten müssten endlich in frei zugänglichen, kostenlosen Portalen für jedermann ohne besondere Registrierungspflicht zur Verfügung stehen. Warum soll man, wenn man einen Widerspruch schreibt, z.B. erst bei Gericht ein Urteil gegen eine Gebühr anfordern müssen. Das widerspricht meinem Demokratie- oder Rechtsstaatsverständnis. Weiterhin könnte das, wenn rechtlich möglich, auch für Sendungen, Dokumentationen und Filme im öfftenlich rechtlichen Rundfunk gelten, wenn sie von diesen selbst erstellt wurden. Diese sollten langfristig frei zugänglich gemacht werden. Würde man die Information der Bevölkerung den privaten Medien überlassen wäre diese bald überall kostenpflichtig. Ich halte es ohnehin für bedenktlich, dass im Internet immer mehr Zeitungsartikel zu wichtigen Themen ohne Abo nur zu kleinen Teilen zu lesen. Das widerspricht dem ursprünglichen Sinn des Internets.

    Eine solche Initative hilft dem Fortschritt und der Wissenschaft, sie erhöht die Bürgerzufriedenheit und das Vertrauen in Verwaltungen, Gerichte und Beschlussorgana. Sie macht es aber für Leute die Fake-News verbreiten möchten schwerer.

    • Zitat ” Ich halte es ohnehin für bedenktlich, dass im Internet immer mehr Zeitungsartikel zu wichtigen Themen ohne Abo nur zu kleinen Teilen zu lesen.”

      Die Erwartungshaltung auf Inhalte stets und jederzeit kostenlos zugreifen zu können ist eher das Bedenkliche. Den genau das verhindert aufwendige Recherchen, verringert die Neutralität, reduziert notwendige Expertise und befördert Oberflächlichkeit. Sprich die Qualität sinkt und damit wird wieder der Eindruck befördert das “die Presse” keine Ahnung hat. Ferner sitzt man vermehrt Scharlatanen und Quacksalbern auf.

      Den wie man es auch dreht, das Erstellen von Inhalten kostet Zeit, kostet Geld. Sobald etwas kostenlos verfügbar ist, sollte man sich immer Fragen “Wie kann das sein?”. Die Antworten auf die man kommt, sind dann in der Regel unschön, gelinde gesagt. Da ist es besser klar zu sagen, nur mit einem Abo gibt es Inhalte mit guter Qualität.

      Eine Antwort kann hin- und wieder auch sein “ehrenamtliches Engagement”. Gute Inhalte, wichtige Initiativen sind hier extremst hoch anzurechnen und niemand sollte diese als selbstverständlich ansehen.

  6. Carsten Mohr am

    “Erstaunlicherweise finden nicht alle diese Idee toll: Offensichtlich wollen einigen Behörden und Verantwortliche gar nicht, dass solche Schnittstellen öffentlich werden – und von allen genutzt werden können.”
    DAS leuchtet mir ein, denn a) würde das ganze unverhältnismäßig viele Nachfragen erzeugen und b) Mißmut schüren. Es ließen sich dann nämlich viele Dinge leichter nachvollziehen und in Frage ziehen.
    Ich bin für freie Daten. Gerne mit vorheriger Anmeldung. Aber es sind unsere Steuergelder, die dafür aufgewendet wurden und somit haben “wir” auch ein Recht auf diese Daten.
    Ich drücke Frau Wittmann die Daumen und sehe dem ganzen mit Zuversicht entgegen. Sie ist ja auch nicht irgendeine und ihre Kompetenz hat sie schon bewiesen.

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