Die Pandemie ist in so ziemlich jeder Hinsicht eine Belastung – für so ziemlich jeden. Egal wie alt, welches Geschlecht, in welchem Job: Fast nichts ist wie vorher. Die Belastungen sind hoch. Der Frust auch. Und das führt zu Wut und leider auch vielfach zu Entfremdung.
Geimpfte vs. Ungeimpfte. Alt gegen jung. Stadt vs. Land. Die Liste der gelebten Unterschiede wird immer länger.
Games können Einfühlungsvermögen fördern
Viele ziehen sich da in Spielwelten zurück. Die Games-Branche boomt schon seit langem. Einfach mal Frust ablassen. Ein Ventil für angestaute Emotionen, das können Games zweifellos bieten. Aber Games können auch noch mehr als das sein. Das beweist das Next Level Festival, das vergangenes Wochenende in der Zeche Zollverein stattgefunden hat.
Schwerpunkt waren hier Games, die “Kunst und Kultur” fördern – und uns als Gesellschaft weiterbringen und/oder auch näher zusammen bringen. Wer hätte gedacht, dass es mit “Plague: The Cure” ein Spiel gibt, das die aktuelle Pandemie-Situation perfekt simuliert? Spielerinnen und Spieler können und sollen sich hier als Krisen-Manager versuchen. Wer schafft es, eine sich rasant pandemisch ausbreitende Krankheit einzudämmen? Welche Mittel führen zum Ziel, welche nicht? Eine interessante Erfahrung.
Einfach mal selbst eine Pandemie managen
Es stehen mehr oder weniger dieselben Werkzeuge zur Verfügung wie in der echten Welt: Kommunikation, Forschung, Heilung, Beschränkungen bis zum Lockdown. Wer “Plague” spielt, merkt schnell: Die Aufgabe ist alles andere als einfach. Und man wünscht sich insgeheim, all die, die unsere Geschicke lenken, hätten den Simulator schon ein paar Mal durchlaufen. Ebenso Besserwisser und Leugner, die es ja leider auch zuhauf gibt.
Aber bringt das die Menschen näher zusammen? Vielleicht ein bisschen. Denn es hilft immer, zu verstehen. Aber natürlich nur, wenn man sich darauf einlässt.
Games-Experte Tobias Kopka, der die Games in der Next-Level-Ausstellung zusammengestellt hat, schätzt vor allem Spiele, die uns mit uns selbst verbinden – und mit anderen. Denn das schafft Verbundenheit und Gemeinschaftsgefühl. Spiele wie “It takes two“, das sich gar nicht alleine spielen lässt. Es braucht zwei Spieler/innen, die gemeinsam Herausforderungen jeder Art meistern müssen.
Sich mit sich und anderen verbinden
Oder das Spiel “Kind Words”: Hier tauschen sich Spieler mit anderen, unbekannten Personen aus – auch und vor allem über sehr persönliche Dinge. Das setzt Einfühlungsvermögen und ernsthaftes Interesse voraus. Und fördert wie selbstverständlich auch das Gemeinschaftsgefühl.
Es gibt wirklich interessante Konzepte und Spielideen. Die besten Spiele schaffen es, die Menschen zum Nachdenken, Hinterfragen und vor allem auch Einfühlen zu bewegen. So, wie es auch ein gutes Buch oder ein guter Film kann. Games können das auch. Das hat das leider nur wenige Tage geöffnete Next Level Festival gezeigt.
Angeklickt: Einblicke in das Next Level Festival
4 Kommentare
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Die “besten” Filme, Romane und Videospiele sind meiner Meinung nach eher langweilig und richten sich an eine winzige Untergruppe der Bevölkerung. Man braucht nur ein paar Minuten Spielzeit, bis man entscheidet, dass es eine “gute Idee” ist oder “das ist mir zu teuer”, und legt es sofort weg.
Klingt interessant. Gab es den auch wirklich, wirklich spannende Titel ?
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Die “besten” Filme, Bücher und auch Spiele, sind aus meiner Wahrnehmung meist langweilig und erreichen nur ein kleines Nischen-Publikum. Man spielt sie ein paar Minuten, denkt sich “nette Idee” oder “ist mir zu hoch” und beschäftigt sich dann aber lieber mit etwas anderem.
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Die wirklich “besten” Filme, Bücher und Spiele sind Anspruchsvoll, vermitteln mehr als nur eine Geschichte, schaffen es aber auch den Zuschauenden, Leser, Spielenden so in die Geschichte zu ziehen, das dieser bis zum Ende darin verweilen möchte. Das ganze vom Akademikar bis zum Schulabrecher.
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Von daher die Frage ob es die Spiele vom Next Level Festival es schaffen das, sagen wir mal 50% zufälliger Spieler, welche das Spiel beginnen auch wenigstens 30 bis 40 Stunden in einem Spiel verweilen ?
Darüber gibt es keine Studien. Natürlich sind Games, die auf Reflexe setzen und Dopamin ausschütten, für die meisten “attraktiver”. Da ist so weit auch nichts gegen zu sagen. Die anderen Spiele belohnen den Spieler auf einer anderen Ebene. Das muss man schon wollen. So wie man sich eben auch auf ein gutes Buch oder einen etwas Aussagenden Film einlassen muss. Auf die Geschichte.