CES 2020: Alexa, wie ist mein Stuhlgang?

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CES 2020: Alexa, wie ist mein Stuhlgang?

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Wir leben in merkwürdigen Zeiten. In den Sozialen Netzwerken wird der Ton immer rauher und unversöhnlicher – und zu Hause machen wir es uns richtig schön bequem. Wir holen uns Geräte in die Wohnung, die uns zuhören, mit uns reden, kleine Dinge für uns erledigen. Ja, auch mit sanfter Stimme zu uns sprechen. Wie angenehm. Jetzt ist das sogar im Badezimmer möglich. Auf der Konsumermesse CES ist ein Duschkopf mit Alexa zu sehen – und sogar ein Alexa-Klo.

Kein Witz: Die Luxus-Toilette Numi 2.0 von Kohler verfügt nicht nur über Sitzheizung und Beleuchtung, sondern auch über eingebaute Alexa und Surround-Sound. Während der “Sitzung” die Börsenkurse abfragen, den Nachrichten lauschen, einen Podcast hören oder einfach im Netz recherchieren – alles möglich.

Roboter Reachy von einem französischen Startup; Rechte: WDR/Schieb

Roboter Reachy von einem französischen Startup kann Dinge greifen und bewegen

Wegweiser für das Zuhause von Morgen

Auf der weltgrößten Konsumermesse CES (Consumer Electronics Show) gab es schon immer solch einen Unsinn, über den dann jeder berichtet. Weil solche Dinge zeigen, in welche Bereiche Technologie vordringt. Heute finden wir die Vorstellung noch irritierend, im Bad und auf dem Klo mit Alexa reden zu können. Morgen schon nicht mehr. Das gilt auch für andere Hightech-Spielereien. Etwa Miniroboter wie RollBot oder Lovot aus Japan. Was der kann? Zum Beispiel auf Zuruf Klopapier holen – kein Witz! Das verspricht der Hersteller wirklich.

So richtig ernst nehmen können wir Roboter aber noch nicht. Der 16.000 EUR teure Pepper zum Beispiel ist nicht viel mehr als ein rollender Sprachassistent, der einen auch noch schlecht versteht. Deshalb versucht es das französische Startup Pollen Robotics jetzt mit einem humanoiden Roboter Reachy (ab 8.000 EUR), der funktionstüchtige Arme hat – und im Haushalt helfen kann. Immerhin 500 Gramm kann er bewegen. Wer mag, kann sich den Roboter selbst zusammenbauen und Teile sogar im 3D-Drucker ausdrucken.

Sony ist unter die Autobauer gegangen – mit einem eigenen Fahrzeug

Future-Autos und hochauflösende Fernseher

Kann ich aber ehrlich gesagt auch nicht ernst nehmen. Ernst gemeinter sind die Autos, die es auf der CES zu sehen gibt. Daimler hat den “Avatar” gezeigt. Future-Design und Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit. Ein echter Hingucker. Und Sony – ja, wirklich Sony! – hat ebenfalls ein Auto präsentiert. Das wirkt sogar serienreif – könnte also bald in Produktion gehen.

Aber auch in der Halle “Werden wir mal wieder seriös” gibt es einiges zu sehen: Neue Fernseher zum Beispiel. Auch auf der CES zeigen die Hersteller 8K-Modelle. Das erlaubt große Geräte mit feiner Auflösung. Nur: Noch sendet kein Sender der Welt in 8K. Selbst die Streeamingdienste nicht. Auch das also eher ein Gimmick. Interessanter ist da die neue Technologie namens Mini-LED: Diese ermöglicht Fernsehgeräte, die fast so schöne Bilder liefern wie das teure OLED – aber deutlich günstiger sind. Von so etwas haben die Konsumenten wenigstens was.

Also: Die CES ist dieses Jahr irgendwie mehr eine Future-Messe, keine Konsumer-Show. Aber das ist ja auch was.

https://vimeo.com/383249275

Auf der CES2020 in Las Vegas gibt es viele Merkwürdigkeiten zu sehen

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

3 Kommentare

  1. AntiAlexa am

    Also, wenn ich Alexa in meinen WC lasse, dann kann ich ich auch direkt öffentlich auf der Strasse mein Geschäft verrichten. Alexa kommt mir nicht ins Haus, da der Feind ja bekanntlich mithört. Das ist ein bisschen, wie damlas die Stasi, die mußten allerdings Ihre Wanzen persönlich in der Wohnung unterbringen. Und jetzt soll ich ich mir die Stasi freiwillig ins Haus holen. Nein Danke, lieber bleibe ich analog.

    • Die Rechtsstaatlichkeit wird uns (mit medialer Rückendeckung) schon noch beizubringen wissen, was “ins Haus” kommt und was nicht. Mit dem digitalen Stromzähler fängt’s an: wenig Stromverbrauch = guter (Wind-)Bürger, hoher Stromverbrauch = böses Umweltferkelchen (aka “alte Umwelts–” ;) ). Was danach noch installiert wird bzw. werden muss, wird sich vorrangig mit klima- und/oder demokratieschützenden (EU-)Argumenten gesetzlich durchsetzen lassen. Dient letztlich alles doch nur der Wahrung von Freiheit und Selbstbestimmtheit. ;)

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