Die weltgrößte Verbrauchermesse “Consumer Electronics Show” (CES) in Las Vegas geht allmählich zu Ende. Die Messe hat neben einigen ungewöhnlichen Neuheiten und Autos von Sony auch eine Absurdität zu bieten, auf die bislang niemand zu sprechen gekommen ist.
Auf der einen Seite zeigen Fernsehhersteller wie Samsung, LG und Co. immer größere Fernsehgeräte – und viele davon mit einer Auflösung von 8K. Das ist acht Mal so viel wie Full-HD – das, was die meisten zu Hause haben. Und vier Mal höher als 4K. Auf der anderen Seite ist ein neuer Streamingdienst angekündigt, der nicht etwa 8K unterstützt, sondern Hochkant-Videos von maximal 10 Minuten Länge. Also gut fürs Handy – aber unmöglich abzuspielen auf einem Fernseher.
Ironie der Zeit: 8K-Fernseher und Streaming fürs Handy
Um es deutlich zu sagen: Eine 8K-Auflösung wird sich in absehbarer Zeit nicht wirklich rentieren. Es sei denn, man hat einen gigantischen Fernseher im Wohnzimmer stehen, und der errechnet mit KI-Hilfe aus einer HD- oder 4K-Auflösung eine 8K-Auflösung. Allerdings ist das immer noch längst nicht dasselbe, als ob etwas in 8K gedreht wurde. Es ist nicht abzusehen, dass Fernsehsender oder Streamingdienste mit 8K-Inhalten um die Ecke kommen.
Für die Umwelt wäre das sowieso ein GAU. Denn die Bildauflösung im Streaming weiter dramatisch zu erhöhen, würde bedeuten, auch deutlich mehr Daten durchs Netz zu jagen – und das erhöht den Energiebedarf und den CO2-Ausstoß um ein Mehrfaches. Wer also klimafreundlich denkt, dürfte nicht mal im Traum auf die Idee kommen, sich ein 8K-Fernseher in die Wohnung zu stellen – und erst recht nicht, 8K-Inhalte zu streamen.
Quibi will mit kurzen Filmchen punkten, die hochwertig hergestellt sind
Durch Häppchen-Schauen wird die Qualität sicher nicht besser
Interessanter ist daher der neue Streamingdienst Quibi, der auf der CES angekündigt wurde. Quibi will von dem enormen Spin profitieren, den Streamingdienste derzeit haben. Gerade erst sind Apple TV+ und Disney+ gestartet. Im April startet Quibi – aber immerhin mit einem anderen Konzept.
Quibi bietet Inhalte ganz speziell für Handy-Nutzer an: im Hochformat (lässt sich aber auch jederzeit ins Querformat wechseln) – und in der Regel maximal 10 Minuten lang. Es soll tägliche News-Formate geben, aber auch Serien und Filme. Als kleines Video-Häppchen zwischendurch – und das für fünf Euro im Monat.
Klingt erst mal interessant. Allerdings: Die Drehbücher werden bestimmt nicht besser, wenn sie speziell auf diese Snack-Größe getrimmt werden müssen. Alle zehn Minuten ist Schluss – Zwangspause. Das ist ja genauso schlimm wie Filme und Serien, die für das Kommerzfernsehen hergestellt werden. Mit Cliffhangern, um die brutalen Werbeunterbrechungen zu überbrücken.
Ganz ähnlich wird es auch bei Quibi-Formaten sein: Es bleibt keine Zeit mehr, in die Tiefe zu gehen. Stattdessen muss alle paar Minuten was los sein, damit sich Quibi-Kunden auch den nächsten Clip anschauen.
Die Erregungsökonomie, die wir in den Sozialen Netzwerken so sehr kritisieren, zieht damit auch in einen kostenpflichtigen Dienst ein. Am Ende muss Quibi mehr mit Youtube konkurrieren als mit Netflix. Die Sehgewohnheiten ändern sich offenbar. Nicht zum Besseren.