Das Smartphone als Reisebegleiter? Für fast alle von uns eine klare Sache. Die chinesische Regierung hat sich Recherchen von NDR, “Guardian”, “New York Times” und “Süddeutscher Zeitung” zufolge zu einem Akt maximal möglicher Schnüffelei entschlossen: Touristen, die über den Landweg in die Provinz Xinjiang einreisen, müssen den Behörden bei der Einreise ihr Smartphone aushändigen und es auch entsperren.
Anschließend durchforsten Beamte mit einer Software das Gerät – und durchleuchten Kontakte, Kalender, SMS, Standorte und Anruflisten. Die Schnüffel-App mit dem Namen “Feng Cai” (sammelnde Honigbienen) überträgt die Daten an einen Computer der Grenzpolizei.
Spionage-App untersucht Handys
Darüber hinaus fahndet die Schnüffel-App auch auf dem Handy nach Dokumenten, die aus Sicht der chinesischen Regierung verdächtig sind. Etwa nach Pamphleten von Islamisten, aber auch andere religiöse Inhalte, die der chinesischen Regierung nicht passen. Unangenehm kann es auch werden, wenn sich Hinweise auf Taiwan oder Tibet finden. Willkommen im Schnüffelstaat China!
Wenn es noch eines Beweises bedurfte, was China unter Freiheit versteht, dann wohl diese Aktion. Es ist bekannt, mit welcher Entschlossenheit China seinen Überwachungsapparat ausbaut: Kameras überall – und KI, die in der Lage ist, jeden Passanten zu identifizieren, der bei Rot über die Ampel geht oder ein Kaugummi ausspuckt.
China führt Kontrolle von Smartphones ein – wo soll das enden?
Weltweite Folgen denkbar
Nun könnte man sagen: Betrifft mich nicht – ich lebe nicht in China und reise auch nicht dort hin. Aber aufgepasst: Zum einen entwickelt China eine ungeheure Kompetenz in Sachen KI-gestützte Überwachungsökonomie, zum anderen gibt es weltweit Bedarf für so etwas – und das könnte dann in China eingekauft werden.
Oder Staaten und Regierungen übernehmen die in China widerstandslos eingeführten KI-Überwachungssysteme. Wenn es doch mal da ist …
Social-Media-Kontrolle in den USA
Auch in der sogenannten freien Welt werden Einreisende stärker ausgeleuchtet: Jeder, der in die USA einreisen will, muss auch seine Social-Media-Accounts angeben, damit Beamte den Hintergrund ausleuchten können. Prä-Monitoring durch Facebook, Twitter und Co. Wer weiß, was sonst noch alles angedacht und möglich ist – eine lückenlose Überwachung des Aufenthaltsortes inklusive. In China durch Kameras, in den USA durch Social-Media-Accounts. Alles denkbar.
Künftig heißt es nicht mehr: Ausweis bitte, sondern: Handy bitte.
3 Kommentare
Kommentar Funktionen
Die technischen Möglichkeiten der Überwachung wachsen. Die Überwachungssysteme sind vorhanden – also werden sie auch genutzt. Die rigorose Nutzung bezieht sich m.E. nicht nur auf kommunistische oder faschistische Systeme. Auch westliche demokratische Staaten sind davon betroffen. Kaum ein Staat schafft es, sich der Sogwirkung dieser Überwachungssysteme zu entziehen.
Wer meint, unbedingt ein Suchtphone haben und überall und Tag und Nacht mit sich herumschleppen zu müssen, weil Entzugserscheinungen drohen:
Selbst schuld – kein Mitleid.
Wer meint, überall hinfliegen zu müssen, egal, wie vielen Menschen damit die Atemluft verpestet wird, und dann in die Fänge pseudokommunistischer, faschistischer Häscher gerät:
Selbst schuld – kein Mitleid.
Mißverständnisprophylaxe:
Dieser Kommentar ist selbstverständlich KEINE Exkulpation des verurteilungswürdigen chinesischen Totalitarismus – aber der wiederum ist in der Form, die er angenommen hat, nur möglich geworden durch den weltweiten, kranken und perversen Digital- und Suchtphone-Wahn… :-((
“Der rote Drache erwacht langsam…” (Zitat aus ‘Family Guy’)