Was für ein Hickhack. Man könnte meinen, in Berlin sitzen lauter Anfänger und Dilettanten, die nicht wissen wie man anspruchsvolle Projekte aufsetzt – und Ziele verbindlich und verständlich kommuniziert.
Die sogenannte Corona-App ist das beste Beispiel dafür: Erst wollte die Regierung von einer App nichts wissen – obwohl sich unabhängige Unternehmer und Wissenschaftler bereits Gedanken um eine Lösung gemacht haben.
Dann doch – irgendwie. Dann sollte es eine europäische Lösung geben. Danach wollte Spahn unbedingt eine zentrale Lösung – obwohl viele Wissenschaftler und Netzexperten gute Argument dagegen hatten. Um nun am Ende, weil die zentrale Lösung nicht durchzusetzen ist, doch für die dezentrale zu plädieren.
Die Menschen sind verwirrt – kein Wunder!
Man kann es den Menschen, die sich nicht tagtäglich mit Kryptographie, Datenschutz und Privatsphäre beschäftigen, wirklich nicht verdenken, wenn sie hier nur noch Bahnhof verstehen. Dieser Polit-Flipper ist schlichtweg eine Zumutung. Man muss den Verantwortlichen natürlich zugutehalten, dass alles neu und zeitkritisch war und ist. Dennoch: Diese Art der Führung verspielt Vertrauen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn – derzeit von vielen eigentlich als großer Krisen-Manager gefeiert! – hat in der Sache Corona-App wirklich ein katastrophales Management abgeliefert. Ständig wurde die Richtung geändert, ständig wurden neue Dinge versprochen und erzählt – und leider wurde auch verschwiegen, was man eigentlich will.
Beispiel: Was will die Regierung mit einer Corona-App eigentlich erreichen? Neue Infektionsherde schnell erkennen – und eindämmen. Das ist gut, richtig und wichtig. Aber wie soll das genau aussehen? Zuerst wurde der Eindruck erweckt, es ginge “nur” darum, Momente möglicher Infektionsübertragungen zu erkennen – um dann schnell handeln zu können.
Das ist ein sehr wichtiges und richtiges Ziel – und wir sollten so etwas unbedingt haben.
Schwerer Fehler: Jens Spahn hat einiges verschwiegen
Doch es wurde verschwiegen, dass es noch andere Ziele gibt. Es ist nachvollziehbar, dass die Epidemiologen auch gerne Daten hätten, um die Ausbreitung von Corona einschätzen zu können. Dafür müssen aber auch zentral Daten über Aufeinandertreffen und Infektionsgeschehen her. Auch das kann ich verstehen – es ist aber datenschutztechnisch etwas problematischer.
Das hätte von Anfang an klar kommuniziert gehört. Die Salamitaktik war komplett kontraproduktiv – weil sie all jenen Recht gibt, die Verschwörung wittern und “Bespitzeln” auf Dauer. Denn eine Regierung, die nicht sagt, was sie mit den Daten anstellen will, der glaubt man nicht.
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CosmoTech Podcast: Alles, was ihr über Corona-Apps wissen müsst
Untätigkeit in der Vergangenheit erklärt heutige Planlosigkeit
Ein zerstörerisches Verhalten. Denn die App basiert auf Vertrauen: Nur wenn wenigstens 60% der Bevölkerung die App konsequent nutzen, ist sie so richtig wirksam. Durch das unkoordinierte und wenig vertrauenswirksame Handeln der Verantwortlichen ist dieses Ziel gefährdet.
Schlussbemerkung: Das alles hätte sich vermeiden lassen. Hätte die Regierung schon längst Pläne erarbeitet – nicht nur für dieses Problem. Dass uns eine Epidemie erwartet, war seit 2013 bekannt. In Asien hat man das ernst genommen – und deshalb konnten Taiwan, Hongkong und Südkorea auch so schnell reagieren.
Unterschied zwischen Ortungsdaten, Bewegungsdaten und Kontaktdaten
21 Kommentare
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Finde den Lösungsansatz gut aber da ist einiges falsch gelaufen…
verschweigen geht echt gar nicht. Und das so viele Menschen die App konstant nutzen sollen ist quatsch.
Die Frage ist ja, wie geht es in dem Bereich weiter? Glaubt Ihr, dass die Datenspende-App kommen wird? Noch ist da ja gar nichts klar..
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Hallo Herr Schieb,
wie stehen Sie zu der Möglichkeit, dass eine dezentrale App auch von Spaßvögeln genutzt werden kann, um andere Mitmenschen zu verängstigen.
Ich stelle mir nur die Situation vor, da fährt einer eine Stunde mit dem Bus, hat also viele Nahkontakte auch über mehrere Minuten. Am nächsten Tag gibt er in die App ein infiziert zu sein, obwohl er es nicht ist!
Jetzt bekommen alle Businsassen den Hinweis, sich testen zu lassen und nicht mehr aus dem Haus zu gehen und werden in Angst versetzt.
Der Falschmelder wird bei einer dezentralen App nie zur Rechenschaft gezogen werden können.
Auch wenn ich grundsätzlich auch gegen die zentrale Speicherung bin, sollte Missbrauch möglichst vermieden werden.
Viele Grüße!
Hallo Herr Schieb,ich kann Holger nur beipflichten. Wie will man verhindern das aus Langeweile bei einer Flasche Corona die Idee entsteht einen Hotspot zu produzieren nur so zum Spaß soetwas ist doch in der Gruppe schnell gemacht
Warum diskutiert man nicht mal über den Nutzen der APP?
1) Als Infizierter würde ich erst erkannt, wenn ich Symptome habe. Davor wäre ich aber schon mehrere Tage sehr ansteckend. Von den ersten Symptomen bis zum Bekanntwerden beim RKI vergehen 5-8 Tage (Auf dem Weg dahin liegt u.a. der Test auf COVIT). Erst dann kann bei Kontaktpersonen das Telefon klingeln. Das höchste Infektionsrisko besteht jedoch gerade in dieser ersten Woche. Wozu dient denn dann noch die Quarantäne?
2) Es besteht eine sehr hohe Dunkelziffer von Infektionen. In der Presse liest man vom Faktor 5 – 8. Vor dieser großen Mehrheit der Infektionen warnt keine APP.
DER GLAUBE AN DIE TECHNIK GAUKELT EINE TRÜGERISCHE SICHERHEIT VOR UND FÜHRT ZUR VERNACHLÄSSIGUNG VON ABSTAND UND ANDEREN HYGIENE-MASSNAHMEN. PROFITIEREN WERDEN NUR GOOGLE ODER APPLE.
Ich habe noch nirgends gelesen und gehört das die App “der Stein der Weisen” sein soll, welcher alle Probleme löst.
Die App kann nur anderen sinnvolle analoge und digitale Maßnahmen ergänzen.
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Ich finde es nicht unplausibel das viele, auch kleinere, Maßnahmen additiv am Ende große Wirksamkeit entfalten. Die App kann nur eine davon sein.
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Von daher richtig, niemand sollte glauben das mit einer App alles gelöst wird und von daher woanders unvorsichtig werden. Niemand sollte aber die App verteufeln nur alleinig weil Sie auf digitaler Technik beruht.
Ich komme aus der IT-Branche und habe solche Fehlerwartungen leider zu oft gesehen:-)
Bleiben Sie gesund
Google oder Apple profitieren hier nicht. Wodurch? In der ersten Fassung erfassen sie nicht mal Daten. Sie helfen nur dabei, den Datenaustausch zu bewerkstelligen.
Die App kann nicht alle Probleme lösen. Aber sie kann sehr wohl helfen, Personen über ein mögliches/wahrscheinliches Infektionsrisiko zu informieren. Das kann KEIN anderes Verfahren.
Hallo Herr Schieb,
ich kann mir sehr gut vorstellen, dass eine APP technisch die Funktionalität sicherstellt.
Meine Bemerkungen beziehen sich jedoch auf die Datenqualität und notwendige Datenmenge. Die können wir IT-Spezialisten nicht organisieren.
Wenn nur so wenige Infizierte in der APP landen und diese Daten auch noch zu spät verfügbar sind, hilft die APP leider nicht mehr.
Schöne Grüße
Bernward Salomon
P.S.: Ich finde das Diskussionsforum richtig gut. Danke dafür!
Als Jude macht es mir und meiner jüdischen Gemeinde große Angst, wie unsere Medienvertretern gegen eine demokratisch gewählte Regierung und damit auch gegen die Demokratie hetzen und eine Hexenjagd veranstalten, die letztlich nur antidemokratischen und antisemitischen Parteien wie der AfD nutzt. Auch unerträglich ist, dass unsere Medien es völlig unkommentiert hinnehmen, dass US-Konzerne wie Apple und Google nicht davor zurückschrecken, die Gesundheit von Millionen von Deutschen zum Gegenstand ihrer Erpressungen zu machen. Das gilt den Medien als völlig selbstverständlich. Ebenso die Tatsache, dass die Daten jetzt halt bei Apple und Google landen. Unsere Medien scheinen komplett von den USA diktiert zu werden. Ich denke an meine ermordeten Vorfahren und frage mich, was sie wohl von “Journalisten” wie Herrn Schieb und vom WDR halten würden.
In einer Demokratie gehört sachliche Kritik und ebenso sachliche freie Meinungsäußerung dazu, das ist ein wichtiger Aspekt der Demokratie. So steht es auch in Artikel 5 unseres Grundgesetzes:
(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.
(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.
Die Kritik an den für unsere Gesundheit Verantwortlichen ist mehr als berechtigt. Diese haben die Pandemie zunächst heruntergespielt, und durch Zögern und falsche Entscheidungen dafür gesorgt, daß uns Covid-10 mehr mitspielt, als hätte sein müssen. ZB galt ein Mundschutz als unsinnig, die Schulen wurden zu spät geschlossen, man hätte Veranstaltungen viel früher einschränken müssen. Die App steht ohnehin auf datenrechtlich bedenklichen Füßen, eine zentrale Speicherung wäre durchaus anfechtbar, auch hier hat man gezögert, einen besseren Weg zu gehen. Wenn sie nicht OpenSource und kontrollierbar ist, werde ich sie sicher nirgends freiwillig installieren.
Es geht hier auch um Kompetenz!
Ich erwarte von der Bunderegierung, daß sie die Pandemie unter Kontrolle hält!
Das macht sie ganz gut und wesentlich besser als die USA, o.a. autokratische staaten!
Aber Ich erwarte auch, daß man logisisch in der lage sein muß, genügend Schutzmittel – und wirkungsvolle Masken sowohl für das medizinische Personal als auch für die Bevölkerung zur Verfügung zu stellen!
Hier hätte man von vornherein die logistischen Möglichkeiten der Großkonzerne, wie Metro, Bayer. u.a nutzen sollen! Von der Bundewehr , dem “Logistikunternehmen” in Krisenzeiten überhaupt , hatte Ich da wesentlich mehr erwartet.
Ich muss sagen: Ich kann Ihnen nur bedingt folgen.
Ich finde das Management von Hr. Spahn leider wirklich misslungen. Die App selbst finde ich nämlich richtig und gut – und ich persönlich würde da sogar Abstriche machen, was das Datenschutzrisiko anbelangt.
Hätte Hr. Spahn das anders angegangen, wäre die Kuh längst vom Eis.
Ich kritisiere Google, Facebook und Apple an dieser Stelle nun wirklich häufig genug. Ich sehe aber nicht, dass sie hier an dieser Stelle profitieren. Sie verfügen über deutlich mehr Daten als jetzt – freiwillig – zur Verfügung gestellt werden.
Dass (gerade bei Google und Apple) schon auch ein wenig Geschäftstüchtigkeit und Umsatzdenken und eben nicht nur Samariter- und edle Wohlfahrtsgedanken hinter diesem Covid-App-Verbund (künftiges Monopol?!) stecken, dürfte wohl jedem einleuchten.
Klar, verfügen die (insbesondere Google) über deutlich mehr Daten, als jene, die jetzt eventuell freiwillig? zur Verfügung gestellt werden, aber diese Daten sind/wären zweifelsfrei auch eine wertvolle Ergänzung (reklamemäßiges Auswerten von “wer mit wem, wer, wann, wo?” – darum geht’s doch nur bei derartigen Konzernen ) zum bereits bestehenden Datenpool.
Bin gespannt, wann die ersten Hacker auch diese App infizieren, abgreifen oder was auch immer damit verunstalten, um an anderer Menschen Moneten zu gelangen oder um deren Daten an andere Kriminelle zu verschachern. In Krisenzeiten sind Kriminelle bekanntlich die Kreativsten. :(
Nicht nur das man Vertrauen zerstört, wenn man so nebenbei noch andere Funktionen einbauen möchte, die Entwicklung dauert auch länger und wird fehlerträchtiger.
Das ist nichts neues und hat in der Vergangenheit immer wieder für Verdruß gesorgt. Man möchte alles, sofort, ändert das auch noch im Verlauf der Entwicklung und fragt sich dann warum es so lange dauert, teuer geworden ist und erst einmal schlecht funktioniert.
Warum lernen Politiker nichts aus der LKW-Maut, dem Herkules Projekt, der e-Gesundheitsakte, Smart-Meter … ? Warum kann man hierzulande nicht mit dem wirklich wesentlichen starten und dann von einem stabilen Stand aus weiterentwickeln?
Immerhin reagieren die Entscheider auf Kritik aus der Bevölkerung. Aber wahrscheinlich machen sie es nur, weil sonst keiner oder nur wenige die App installieren würde. – Ich bin nur froh, dass ich nicht in China lebe. Ach so, by the way: ich habe immer noch ein Handy (Dummphone).
Bankkaufmann zu sein, ist Expertise genug, um Bundesgesundheitsminister zu werden. Fängt immerhin beides mit “B” an. ;-) Die Österreicher basteln an einer stand-alone-Lösung als Bluetoothschlüsselanhänger mit installierter Corona-App, für alte Menschen, Smartphoneverweigerer und Handylose.
Hallo Herr Schieb, ich muss auch sagen, dass bei der Corona-App eine Menge “falsch gemacht wird”. Natürlich ist das für uns Neuland und es muss schnell gehandelt werden, aber was da gerade abgeht ist nicht mehr in Ordnung und es muss doch auch mal Marketing für diese App betrieben werden?
Ja. Ich bin ein Fan der Lösung — aber was da alles schief gelaufen ist, das ist schon bedenklich.