Der Quellcode des WWW wird versteigert

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Der Quellcode des WWW wird versteigert

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Der Urknall des World Wide Web, wie wir es heute kennen, liegt gar nicht so furchtbar lang zurück. Im März 1989 hat Sir Tim Berners-Lee, der damals bei der Europäischen Organisation für Kernforschung (Cern) in Genf arbeitete, sich gedacht: Wir müssen das Wissen der Welt vernetzen. Berners-Lee hat das Konzept fürs Web entwickelt.

Das Internet gab es vorher schon. Doch wer Informationen abrufen wollte, musste vor der Erfindung von Berners-Lee den jeweiligen Server ansteuern. Querverweise auf andere Angebote gab es damals noch nicht. Das hat Tim Berners-Lee geändert – und dem Internet damit einen fundamentalen Boost verpasst.

Tim Berners-Lee würde sich ein anderes Internet wünschen; Rechte: WDR/Schieb

Tim Berners-Lee hat das Web erfunden – und verkauft jetzt den Quellcode

Berners-Lee veräußert seine Rechte am Quellcode

Geld verdient hat Berners-Lee mit seiner Idee nicht. Er hat das Konzept der Allgemeinheit geschenkt.

Doch jetzt will er aus seiner Erfindung von damals Kapital schlagen. Vom 23. bis 30. Juni findet beim Londoner Auktionshaus Sotheby’s eine Versteigerung statt. Wer mag, kann den Quellcode des WWW kaufen – also sozusagen den Ursprung des Webs. Die Originaldateien von damals, ganz offiziell mit Zeitstempel und Unterschrift versehen.

Nicht, dass man damit irgendwas Konkretes anstellen könnte. Es hat symbolischen Wert.

Einige Medien berichten übrigens, das Internet selbst stehe zum Verkauf. “Quellcode fürs Internet kommt unter den Hammer”, schreibt zum Beispiel das Redaktionsnetzwerk Deutschland. Doch das ist Unfug – und zeugt von dem weit verbreiteten Missverständnis, dass Internet und Web dasselbe seien. Doch in Wahrheit ist das World Wide Web “lediglich” ein Dienst im Netz, so wie die E-Mail.

Ein Kunstwerk, das aus 5.000 Kunstwerken besteht; Rechte: WDR/Schieb

Ein digitales Kunstwerk für 69 Mio. Dollar: NFTs liegen voll im Trend

Sotheby’s versteigert ein Nifty (NFT)

Versteigert werden nun die Quelldateien des WWW, gewissermaßen das Urprogramm des Web. Das ist nichts, was man sich an die Wand hängen könnte. Denn der Quellcode ist digital – und das Echtheitszertifikat, das dem Käufer ausgehändigt wird, ist es ebenfalls. Tim Berners-Lee verkauft seinen Quellcode als NFT (Non fungible Token). Das digitale NFT-Zertifikat repräsentiert das Original. Als Beleg für den Käufer, dass dieser Quellcode ihm gehört.

NFTs liegen derzeit voll im Trend. Erst vor kurzem hat der Digitalkünstler Beeple 69,3 Millionen Dollar für ein komplett digitales Kunstwerk erhalten.

Das Startgebot für den Quellcode des WWW liegt bei 1000 Dollar. Aber es werden bestimmt etliche Millionen Dollar werden. Berners-Lee will das Geld nicht behalten, sondern damit ausgewählte Projekte fördern.

Tim Berners-Lee: Vor 30 Jahren das Web “erfunden”

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

Ein Kommentar

  1. Carsten Mohr am

    Warum nicht? Alte Bücher, in denen längst vergessenes steht, werden auch gekauft. Und manche sogar richtig teuer. Allerdings ist Quellcode aus jüngerer Vergangenheit nicht wirklich so sehr interessant (natürlich meine Meinung). Da wäre dann eher wieder die Software aus dem Apollo-Programm aus den 60ern interessanter. Die gibt es sogar auch, meine ich vor einiger Zeit gelesen zu haben.
    Allerdings kaufe ich auch gerne ab und an so alte Ur-Prozessoren aus den 80ern und stecke sie mit etwas Logik und RAM zu einem Rechner zusammen und prorgammiere ein paar Zeilen in nativem Assembler. Just for fun, weil man es kann.
    Für den Quellcode von Berners-Lee werden sich Enthusiasten finden…und sie werden ganz sicher ihren Spaß damit haben ;-)

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