Facebook, der ewige Sünder

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Facebook, der ewige Sünder

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Kaum eine Woche vergeht, in der wir hier und an anderer Stelle nicht über Datenschutzprobleme sprechen müssen, die Facebook verursacht und/oder verantwortet. Nicht alle Verstöße und Sünden sind so groß wie der mittlerweile auch schon wieder über ein Jahr zurückliegende Cambridge Analytica Skandal. Jetzt hat sich Facebook ein Büßerhemd angezogen – und akzeptiert die fünf Milliarden Dollar Strafe, die die “Federal Trade Commission” (FTC) dem Unternehmen aufgebrummt hat.

Mark Zuckerberg in seinem Netzwerk; Rechte: WDR/Schieb

Mark Zuckerbergs Unternehmen muss 5 Milliarden Dollar Strafe zahlen

Strafe zu akzeptieren ist günstiger als sich zu wehren

Wir müssen Facebook für sein Schuldeingeständnis nicht loben. Das Management von Facebook ist schlau genug – und hat sicher durchgerechnet, dass es günstiger ist, das “Ticket” zu akzeptieren als jahrelang dagegen juristisch vorzugehen. Diesmal kommt Facebook also nicht ganz so günstig davon wie sonst. Aber Mark Zuckerberg kommt davon. Mal wieder. Facebook hat 2018 einen Gewinn von 6,8 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Der ist jetzt fast weg.

Man muss Mark Zuckerberg also keine Taschentücher reichen. Den Schlamassel hat er sich selbst eingebrockt. Interessanter ist ein anderes Instrument, das nun zum Einsatz kommt. Facebook soll als Teil der Vereinbarung mit der FTC einen “Vorstandsausschuss für Datenschutz” einrichten. Beschämend genug, dass es so etwas noch nicht gibt. Darüber hinaus soll sichergestellt werden, dass “die Privatsphäre der Nutzer künftig angemessen geschützt wird”. Klingt nach einer guten Idee.

https://vimeo.com/277608645

Wie Facebook seine Nutzer ausspioniert

Soziale Netzwerk müssen Daten einsammeln

Doch wir wollen nüchtern bleiben: Das Geschäftsmodell von Facebook ist nun mal das gnadenlose Ausschlachten persönlicher Daten. Das widerspricht sozusagen per Definition jedem Anspruch auf Datenschutz. Klar, in einem sozialen Netzwerk macht vollständige Anonymität keinen Sinn. Die Frage ist, wie transparent das Dateneinsammeln stattfindet – und wie unverfroren der Datenstrom vergoldet wird.

Mark Zuckerberg hat den Begriff “hemmungslos” neu definiert. Immer und immer wieder. Zuckerberg, der ewige Sünder. Aber die Gesellschaften lassen ihn auch – und sind daher nicht schuldlos. Wir alle haben einen Anteil am Problem. Vor allem aber der Staat, der Vordenker sein muss, der wissen sollte, was gut für die Gesellschaft ist. In den USA sind deutliche Anzeichen von Wiedergewinnung der Kontrolle zu erkennen – hier bei uns in Deutschland und Europa nicht wirklich.

Im Übrigen: Sinnvoller als Strafzahlungen wären möglicherweise Steuern. Wenn überhaupt mal Steuern gezahlt werden. Und die könnten dann eingesetzt werden, um Datenschutzbehörden finanziell besser auszurüsten, Schülerinnen und Schüler kompetent zu machen, die Wissenschaft zu positionieren.

 

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

9 Kommentare

  1. Es wird gesagt: “die Gesellschaften lassen Zuckenberg das machen, was er macht”. Ich würde sagen: Die Menschen selbst lassen den Zuckenberg das machen und sind selbst schuld. Jede einzelne Person ist schuld. Dann braucht man sich nicht beschweren!

  2. Natürlich Facebook und Co. machen was sie wollen. Sie haben viel Geld und machen noch mehr Geld. Datenschutz spielt keine Rolle.

  3. sich vom jeweiligen Autor das Recht einräumen lassen, den Inhalt z.B. zu verkaufen. Dadurch bekommt die Firma aber immer noch kein Exklusivrecht.
    Es sollte deshalb selbstverständlich sein, dass WDR/ARD/… Twitter wie jede andere Quelle behandeln. Das heißt: Indirekte Rede “XYZ sagte auf Twitter, dass …” ist rechtlich völlig OK.

  4. Zentrales Thema des Gipfels sollte die Verständigung über notwendige Weichenstellungen sein, um eine digital unterstützte, nachhaltige Entwicklung zu erreichen und Risiken des digitalen Wandels zu vermeiden.

  5. Das perfide an der Sache ist, dass die Menschen im Rahmen einer Volkszählung in den 80er Jahren auf die Straße gegangen sind und wegen der Datenerhebung vor Gericht gegangen sind. Diese hatte ja wenigstens noch Sinn gehabt, da der Staat nach der statistischen Auswertung die “Probleme der Bevölkerung” demaskieren und so intervenieren konnte. Heute werden wir mittels Siri, Alexa und Co bis zu den intimsten Details im Schlafzimmer (!!!) ausspioniert und es scheint uns nicht zu jucken. Grund? Weil wir faul sind und nicht bereit sind, etwas Zeit und Mühe in den Datenschutz zu investieren. Wir nehmen alles so hin, was die großen Anbieter uns vor die Füße schmeissen. Und die großen Anbieter machen richtig viel Geld aus den gewonnenen Profilen, indem sie diese an andere verkaufen. Es ist nicht so, dass ich Datensammeln generell verteufele. Z.B. macht ein Bewegungsprofil beim Navi schon Sinn, da man so schnell und effizient einen Stau erkennen kann (ist schon verdächtig, wenn man nur 20 km/h auf der Autobahn fährt).

  6. Wer Facebook, Twitter, Google oder irgendeinen anderen US-Krempel nutzt oder etwas davon installiert muss damit rechnen ausgezogen zu werden. Ich akzeptiere diese Geschäftsmodelle nicht, halte mich davon fern und daher interessieren mich Einzelheiten nur am Rande.
    Mit Blockern versuche ich so gut es geht, die private Spionage auf anderen Wegen abzuwehren und wenn dann zum Beispiel die WDR-Mediathek nicht mehr funktioniert, dann ist das eben so; die ARD-Mediathek funktioniert noch über externen Player.
    In der Datenschutzerklärung von DasErste unter „Social Plugins“ hingewiesen:
    „Beim Aufrufen einer Seite mit eingebautem Social Plugin kann ggf. eine Datenübermittlung zum Anbieter stattfinden – auch dann, wenn Sie nicht als Mitglied bei dem betreffenden sozialen Netzwerk oder Nachrichtendienst registriert und eingeloggt sind.“
    In der „Zwei-Klick-Lösung“ wird vorher gefragt, ob man mit der Anzeige von Texten aus Facebook oder andern US Diensten einverstanden ist. Es wird versäumt zu erwähnen, dass es dabei zur Datenübermittlung kommt aber im Grunde kann ich damit leben. Der WDR hält sich auch daran, soweit ich das übersehe. Allerdings stelle ich mir schon die Frage, warum extra „eingebaut“ wird und nicht ganz banal Auszüge als Text von den „ewigen Sündern“ zitiert wird; das müsste zulässig sein und wenn nicht, dann kann man es auch lassen.
    Jetzt muss das nur noch jemand Sandra Maischberger erklären. Sie hält sich nicht an die „Zwei-Klick-Lösung“, die man in den Datenschutzbestimmungen unten auf Ihrer Seite nachlesen kann.

    • Ich habe die ARD mal gefragt, warum ich in einem journalistischen Text anklicken soll, dass mir Informationen aus Twitter angezeigt werden. Eine Antwort habe ich nicht bekommen.
      Es ist zwar so, dass Twitter (usw.) sich vom jeweiligen Autor das Recht einräumen lassen, den Inhalt z.B. zu verkaufen. Dadurch bekommt die Firma aber immer noch kein Exklusivrecht.
      Es sollte deshalb selbstverständlich sein, dass WDR/ARD/… Twitter wie jede andere Quelle behandeln. Das heißt: Indirekte Rede “XYZ sagte auf Twitter, dass …” ist rechtlich völlig OK. Macht man bei jeder anderen Quelle ja auch. Und man kann ja einen Link auf das Originalzitat anhängen, wie auch einen Link auf eine Pressemitteilung, ein Originalinterview oder eine Studie.

      Herr Schieb: Können Sie dazu mal eine sinnvolle Antwort recherchieren?

  7. Wenn man sowas liest, wird man echt traurig. Datenschutz ist so elementar und trotzdem können Unternehmen wie Facebook scheinbar machen was sie wollen.

    • … aber auch nur deshalb, weil es den meisten Usern entweder sch*egal ist oder weil viele zu naiv sind, Facebooks Motivation zu durchschauen. Neben einigen anderen, so ziemlich der verachtenswerteste und perfideste Konzern im Datenhandel.

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