Was hat uns das Internet nicht alles Tolles gebracht. Online-Bewertungen zum Beispiel. Ob Hotel, Restaurant, Schnupfenmittel, Kinofilm, Musikalbum, Bestseller, Arzt – praktisch alles wird online bewertet. Von allen. Sternchen hier, Sternchen da.
Doch was haben wir am Ende wirklich davon? Ich fürchte: Mehr Verwirrung und Irreführung als Erkenntnis. Denn wir kennen die Leute nicht, die da bewerten. Wir wissen nicht, ob wir ihnen trauen können. Auch Laien und Ahnungslose geben Bewertungen ab. Außerdem gibt es jede Menge (gekaufter) Fake-Bewertungen. Seriös oder wirklich nützlich ist das nicht.
Fake-Bewertungen sind rechtswidrig
Bewertungen bringen zweifellos mehr Umsatz. Amazon hat das System nicht unbedingt eingeführt, aber doch als erster Anbieter prominent genutzt. Ein bis in den letzten Winkel optimierter Konzern wie Amazon würde das nicht tun, wenn es nicht dem Umsatz steigert. Davon dürfen wir einfach mal ausgehen. Das allein ist schon Beleg dafür, dass Online-Bewertungen nicht uns nützen, sondern den Anbietern.
Das Münchner Landgericht hat aktuell entschieden, dass gekaufte Bewertungen rechtswidrig sind. Na immerhin. Aber werden sie deshalb verschwinden, die bei amoralischen Unternehmen wie Fivestar einkaufbaren Fake-Bewertungen? Ganz sicher nicht. Denn wie sollte es möglich sein, solche manipulativen Ratings zu erkennen – und zu ahnden? Für Verbraucher ist es praktisch unmöglich – und alle anderen haben kein wirkliches Interesse daran.
Was taugen Bewertungsportale generell?
Warum einem Laien-Urteil trauen?
Bis hier hin also alles gute Gründe, Online-Bewertungen zu misstrauen. Und es gibt noch einen: Die Beurteilung von echten Profis – also etwa von Stiftung Warentest, Restaurant-Kennern, Filmexperten, Literatur-Kritikern etc. – interessieren immer weniger Leute, weil es ja so viele bunte Sternchen im Netz gibt.
Warum verlassen sich nur so viele Menschen auf Bauchurteile (im günstigsten Fall), auf hysterische Bewertungen oder auf gekaufte Urteile (im schlechtesten Fall), wenn es doch viel sinnvoller wäre, jene anzuhören, die sich auskennen?
Es gibt reichlich Ärzte, die ihren Augen nicht trauen, wie sie auf Arzt-Portalen bewertet werden. Weil es wichtig ist, ob Magazine ausliegen, Parkplätze vorhanden sind oder die Freundlichkeit stimmt. Medizinischer Sachverstand und Erfahrung können Laien aber praktisch unmöglich beurteilen. Wie sinnvoll sind also solche Sternchenorgien? Sie können sogar schädlich sein.
Schön, dass Fake-Bewertungen nun offiziell rechtswidrig sind. Es werden dadurch aber sicher nicht entschieden weniger. Und all die anderen Nachteile bleiben.
4 Kommentare
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Vielen Dank für diesen aufschlussreichen Artikel über die Fallstricke von Online-Bewertungen. Als Vertreter eines Hotelportals, das stark von Nutzerbewertungen abhängig ist, möchte ich jedoch eine Lanze für das System brechen, wenn es richtig eingesetzt wird.
Es ist richtig, dass das Internet und die Flut von Online-Bewertungen neue Herausforderungen in Bezug auf Vertrauenswürdigkeit und Authentizität mit sich bringen. Dennoch bieten sie eine Plattform für Transparenz und Kundenfeedback, die es Anbietern ermöglicht, ihren Service zu verbessern und auf Kundenwünsche einzugehen.
Die Perspektive echter Kunden bietet einen unersetzlichen Wert, den professionelle Bewertungen allein nicht immer bieten können. Während professionelle Kritik sicherlich ihre Berechtigung hat, bringen die Erfahrungen und Meinungen der breiten Masse oft andere, ebenso wichtige Aspekte ans Licht. Diese Erfahrungen aus erster Hand können anderen Reisenden helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen.
Natürlich sind Online-Bewertungen kein perfektes System, und wie bei jedem Bewertungssystem gibt es Raum für Verbesserungen. Letztendlich liegt es jedoch in der Verantwortung der Anbieter und Plattformbetreiber, ein sicheres und vertrauenswürdiges Umfeld für den Austausch von Kundenmeinungen zu schaffen und gleichzeitig die Integrität des Bewertungsprozesses zu wahren. Ich bin der festen Überzeugung, dass Online-Bewertungen, wenn sie richtig gehandhabt werden, eine wertvolle Ressource für alle Beteiligten darstellen können.
Als Hotelier in Niederbayern verstehe ich die Bedenken. Die Authentizität von Bewertungen ist in der Tat ein kritisches Thema, das sowohl Konsumenten als auch Anbieter vor Herausforderungen stellt. Dennoch möchte ich eine etwas andere Perspektive aufzeigen.
Online-Bewertungen haben eine transformative Wirkung auf die Art und Weise, wie Geschäfte gemacht werden, insbesondere im Gastgewerbe. Sie geben uns wertvolle Einblicke in die Bedürfnisse und Erwartungen unserer Gäste. Dieses Feedback ermöglicht es uns, unseren Service kontinuierlich zu verbessern und personalisierte Erlebnisse zu schaffen, die unsere Gäste zu schätzen wissen.
Ja, es gibt gefälschte Bewertungen und ja, nicht alle Bewertungen werden von Experten verfasst. Aber die Mehrheit der Nutzer ist heute oft in der Lage, authentische von unechten Bewertungen zu unterscheiden. Viele Verbraucher lesen Bewertungen kritisch und vergleichen sie auf verschiedenen Plattformen, um sich ein ausgewogeneres Bild zu machen.
Zudem setzen viele Bewertungsplattformen mittlerweile auf Mechanismen zur Verifizierung von Bewertungen, um deren Authentizität sicherzustellen. Als Hoteliers können wir dazu beitragen, indem wir unsere Gäste ermutigen, ehrliches Feedback zu hinterlassen, und indem wir aktiv auf dieses Feedback reagieren, um zu zeigen, dass wir ihre Meinungen ernst nehmen.
Abschließend möchte ich betonen, dass es in unserer Verantwortung liegt, die Integrität unseres Angebots zu wahren und eine Kultur der Ehrlichkeit und Transparenz zu fördern. Trotz der Schwierigkeiten, die Online-Bewertungen mit sich bringen können, glaube ich fest daran, dass sie eine Chance für Wachstum und Verbesserung bieten. Indem wir auf konstruktive Kritik reagieren und uns bemühen, die bestmögliche Erfahrung zu bieten, können wir das Vertrauen unserer Hotelgäste gewinnen und langfristig erfolgreich sein.
Ja das sehe ich auch so darauf sollte man aber eh nicht hören
Fakebewertungen kann man schon erkennen.
Man muss natürlich mehrere lesen, besonders wenn es sehr gut und sehr schlechte Bewertungen gibt, können gefakte dabei sein.