Streamingdienste für Musik haben die Musikindustrie erst in die Bredouille gebracht – und dann gerettet. Die Umsätze aus den Streamingdiensten wachsen. Viele von uns streamen Musik mit großer Begeisterung. Weil es angenehm ist, auf praktisch jeden Track zugreifen zu können – jederzeit. Und weil es vergleichsweise günstig ist. Deshalb explodieren die Nutzerzahlen bei Spotify, Apple Music, Deezer, Google Music und Co. Ein gutes Gewissen haben die meisten obendrein: Ohne CDs fällt wenigstens kein Plastik-Müll mehr an.
Höherer CO2-Ausstoß als früher
Stimmt: Plastik wird weniger gebraucht als früher. Trotzdem ist die Öko-Bilanz alarmierend: Forscher aus Norwegen und Schottland haben penibel untersucht, welche Ressourcen für die Produktion von LPs auf Vinyl, CDs und für das Streaming benötigt werden – und welcher CO2-Ausstoß dabei entsteht. Ergebnis: Streaming ist schädlicher als die physischen Datenträger es waren und sind. Kyle Devine, der Musikprofessor, der die Studie geleitet hat, weist deutlich darauf hin, dass “der Umstieg auf das Streaming zu einem signifikant höheren CO2-Ausstoß geführt hat.”
Das erstaunt. Macht aber deutlich: Der Klima-Effekt der Cloud ist nicht zu unterschätzen. Es ist enorm viel Energie erforderlich, um die Daten vorzuhalten, zu streamen, in die Endgeräte zu laden und dort abzuspielen. Natürlich: Es ist extrem schwierig, da präzise zu kalkulieren. Lade ich mein Smartphone mit Ökostrom auf – oder mit Kohlestrom? Werden die Rechenzentren bei den Anbietern mit Ökostrom oder mit traditioneller Energie?
Forscher haben den CO2-Footprint von Musik-Medien ermittelt
Streaming sollte klimaneutral sein
Doch wollen wir mal keine Erbsen zählen. Fest steht: Streaming verbraucht enorm viel Energie. So lange nicht alle Rechenzentren und Provider, die für das Zuliefern der Streamingdaten auch gebraucht werden, vollständig mit Ökostrom fahren, ist Streaming eine mehr oder weniger große Belastung. Ganz zu schweigen von der Infrastruktur selbst, die auch bereitgestellt werden muss.
Selbstverständlich gilt dasselbe auch für alle anderen Streamingdienste – und hier sogar noch mal verstärkt. Ob Netflix, YouTube oder Gaming-Plattformen.
Die offensichtlich vorhandene Belastung sollte niemand runterspielen. Es ist erforderlich, sich damit auseinanderzusetzen – denn wie will man sonst die richtigen Schlüsse ziehen? Kaum jemand wird nun wieder in die CD-Produktion einsteigen wollen. Aber es wäre doch zum Beispiel erstrebenswert, sich ein Ziel zu setzen: Bis 2030 müssen alle Rechenzentren der Welt mit Ökostrom betrieben werden oder klimauneutral arbeiten.
22 Kommentare
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Streaming sollte klimaneutral werden, weil es jede Menge Energie frisst und ordentlich CO₂ produziert. Je mehr Filme, Serien und Musik wir online konsumieren, desto mehr belasten wir die Umwelt – und das wird mit der Zeit immer schlimmer. Wenn Streaming klimaneutral wäre, könnten wir unseren digitalen Lifestyle genießen, ohne der Umwelt so sehr zu schaden.
Es ist echt erstaunlich, wie viel Energie für das Streaming draufgeht. Weiß das schon die Generation Z? Ich hoffe, dass Streamingdienste bald komplett auf Ökostrom umstellen.
Gen Z müsste wirklich mal informiert werden
Hört auf, das ganze geklebe bringt doch auch nichts ;)
Gibt es zu diesem Artikel ein Update? Wir sind ja jetzt ein paar Jahre weiter. Klar, die Nutzung von Netflix & Co. wird gestiegen sein. Interessant wäre, ob sich diese Firmen mittlerweile an Richtlinien oder sogar Gesetze halten müssen, um zB bis besagte 2030 klimaneutral zu sein. Wäre für uns alle ziemlich erstrebenswert.
In 2024 wahrscheinlich immernoch ein aktuelles Thema, obwohl nun wahrscheilích der Anteil an Ökostrom höher ist!
Streamingdienste haben die Musikindustrie verändert, aber wir sollten nicht vergessen, dass sie auch klimaschädlich sind. Obwohl sie praktisch und günstig sind, verursacht das Streamen von Musik eine hohe CO2-Emission. Wir sollten uns bewusst machen, wie unsere Entscheidungen den Planeten beeinflussen. Vielleicht können wir bewusster streamen, indem wir Playlists erstellen und weniger häufig einzelne Songs abspielen. Streamingdienste könnten ihre Infrastruktur optimieren und auf erneuerbare Energien umsteigen. Der Komfort des Streamings sollte nicht über den Schutz unserer Umwelt gestellt werden. Es ist Zeit, nachhaltige Alternativen zu finden.
Absolut richtig! Der Komfort des Streamings ist großartig, aber wir dürfen die Umweltbelastung nicht unterschätzen. Bewusstere Nutzung und nachhaltige Alternativen sind ein Muss. Streamingdienste sollten definitiv mehr auf erneuerbare Energien setzen und ihre Infrastruktur optimieren. Wir alle können unseren Teil beitragen, indem wir effizienter streamen und umweltfreundlichere Optionen unterstützen.
Bei CD’s gerät man wenigstens nicht in eine Abofalle! Danke für den Beitrag
Da stimme ich zu. Neben Streaming ist auch das Mining von Kryptowährungen ein Dorn für die Umwelt im aktuellen Außmaß. Wir müssen daran Arbeiten Hostingstrukturen möglichst klimaneutral zu gestalten.
Danke für den Artikel, toll geschrieben! Ich denke streaming ist heutzutage nicht mehr wegzudenken. Wie schon erwähnt gerade auch durch Corona ist alles so alltäglich geworden und digital.
OK. Da sitzen Sie wie jeden Abend 5-6 Stunden vor dem 50 Zoll Fernseher und endlich haben wir den Schuldigen für das Klima gefunden, was. Aber Achtung: Das Fernsehprogramm wird aus Rechenzentren gestreamt …
1. Schuld am Stromverbrauch ist nicht das Streaming ansich, sondern das Vorhalten riesiger Datenmengen in den Rechenzentren. Das kann man aber nicht dem Konsumenten vorhalten, insbesondere die jungen Leute wollen das nicht sehen. Löscht halt den alten Scheiß zB in der WDR Mediathek …. das spart Strom.
2. Jetzt mal Butter bei die Fische … Was kostet denn das Handy des Nachwuchses
tatsächlich an Strom? Schon mal drüber nachgedacht? Eine Schätzung im Kopf so pro Jahr?
Dann hier mal die Rechnung: Der Akku hat etwa 2500 mAh und wird jeden Tag von 0 auf 100% geladen, Handy lädt mit 5V. Verbrauch demnach (Wattstunden = Milliamperestunden × Volt / 1000) 12.5 Wh pro Tag. Mal 365 = 4562,5 Wh oder auch 4,56 KW im Jahr (Bei einem Durchschnittspreis von 32 ct/KWh macht das dann … 1,46 € im Jahr. Naklar ist auch Geld … Aber jede Tasse Kaffee verbraucht mehr Strom als Handy am TAG !!! BTW … Haben sie noch eine Glühbirne, sagen wir mit 60 Watt? Macht 60Wh mal 4 Stunden mal 365 Tage. Das sind 87,6 KWh im Jahr oder 28 € … oder 19 Handys, nur mal so. Und die Rechnung für Ihren Fernseher, die lassen wir dann wohl besser.
Trau schau wem …
> So lange nicht alle Rechenzentren und Provider […] vollständig mit Ökostrom fahren, ist Streaming eine mehr oder weniger große Belastung
Das bliebe es auch dann noch! Der direkte Energiebedarf macht nur einen Teil der ökologischen Kosten aus. Und auch Ökostrom ist wertvoll, es ist also nicht so, dass wir uns etwas gutes tun, wenn wir möglichst viel Ökostrom verbraten (prozentual natürlich schon möglichst viel). Wir müssen einfach sehr schnell sehr viel weniger verbrauchen – nicht nur Strom! Da kann Streaming einfach nicht mithalten – Aufnehmen und lokal anhören/-schauen!
Man muss sich aber dann doch die Frage stellen, was die Alternativen sind. ich denke nach über einem Jahr mit Corona ist Streaming nicht mehr wegzudenken.
Gerade bei der aktuell steigenden Nutzung ein sehr schwerwiegendes Problem.
Interessanter Beitrag zu einer Entwicklung die man aus dem Blickfeld Klima wahrscheinlich zu wenig betrachtet. Aber sollte die Forderung nach mehr Ökostrom in naher Zukunft sich nicht generell auf alle Branchen beziehen? So ist die Stromversorgung der Rechenzentren und Endgeräte doch nur Teil eines größeren Problems: Der Klima-schädlichen Stromversorgung.
Habe ohnehin lieber DVD, die ich unabhängig vom Netz anschauen kann.
“Ich-will-alles-überall-jederzeit-sofort”: Nur bei Säuglingen natürlich – bei Erwachsenen SEHR KRANK und therapiebedürftig…
Man sollte auch auf die gewählter Codecs zu achten. Verschiedene Codecs haben unterschiedliche Austausbeziechungen (Trade-offs) ua. mit Decodierungskomplexität, Dateigrösse und Qualität.
Das heisst, man könnte und auch sollte die Decodierungskomplexität minimieren, um die Stroverbrauch von Millionen Geräten zu minimieren.
In generell, die grosse Internet-, Technologie- und Medienunternemen sind dafür verantwortlich, wie der Stromverbrauch der gesamten Produktionskette möglichst niedrich zu bringen könnte.
“Bis 2030 müssen alle Rechenzentren der Welt mit Ökostrom betrieben werden…” Dieser Teil ist kurzschlüssig. Der hier eingesetzte Ökostrom fehlt doch anderswo. Freilich, solange ein Überfluss an Ökostrom herrscht, stimmt die Forderung. Aber will man denn nur bei genügend Wind und Sonne streamen? Außerdem gibt es ja hoffentlich Erfolg bei den Bemühungen, die regenerativ gewonnene Energie zu speichern. Wenn das klappt, treten die Rechenzentren in jedem Fall in Konkurrenz zu anderen Verbrauchern.
Ja, natürlich, das ist schlüssig. Die Forderung könnte ja auch anders formuliert werden: Rechenzentren müssen ihren Energiebedarf aus klimaneutralen Quellen speisen, die nicht für die Allgemeinheit gedacht sind,
Weiß Greta schon Bescheid – #streamshame?