Twitter testet Kennzeichnung von Tweets

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Twitter testet Kennzeichnung von Tweets

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Kürzlich wollte ich einen Tweet retweeten – da zeigt mir meine Twitter-App einen Warnhinweis: Ob ich die Nachricht und den verlinkten Text nicht erst mal lesen möchte, fragt die App, bevor ich ihn weiterreiche…

Guter Punkt. Ein solcher Mechanismus ist zwar kein Garant, dass kein Unsinn mehr verbreitet wird, aber doch zumindest eine Art Katalysator: Denk noch mal nach, lieber User… Reflexhaftiges Weiterleiten lässt sich so ein wenig eindämmen.

Misleading: Twitter-Nachrichten markiert und erweitert; Rechte: WDR/Schieb

“Misleading”: Algorithmen markieren und erweitern Twitter-Nachrichten

Expertin entdeckt neue Funktion

Im anhaltenden (und vermutlich nicht zu gewinnenden) Kampf gegen Falschnachrichten und Desinformation müssen sich die Plattformen ständig neue Dinge einfallen lassen. Laut App-Expertin Jane Manchun Wong experimentiert Twitter aktuell mit drei verschiedenen “Labels”: Kennzeichnungen, die künftig direkt an oder neben Tweets erscheinen sollen.

Das Ziel: Falsche oder irreführende Tweets besser zu kennzeichnen und/oder mit weiterführenden Informationen zu ergänzen.

“Get the latest” (Erhalte die neuesten Infos), “Stay Informed” (Bleib informiert) und “Misleading” (irreführend) – so sind die Kennzeichnungen im englischsprachigen Twitter überschrieben. Je nach Art der Desinformation will Twitter automatisch Kennzeichnungen versehen – und das nicht etwa nur bei den üblichen Verdächtigen, etwa antisemitische Hetze oder Verschwörungsgeschichte -, sondern generell bei Falschbehauptungen jeder Art.

Algorithmen überprüfen Texte

Wong demonstriert den Mechanismus anhand eines einfachen Beispiels: “Schildkröten essen. Wir essen. Also sind wir Schildkröten.” Das markiert Twitter als “Misleading”. Ein neuer Ansatz, da hier kein Link angehängt ist oder dergleichen. Twitter will Aussagen in Tweets künftig offenbar auf Sinnhaftigkeit und Glaubwürdigkeit überprüfen.

Noch gibt es keine offizielle Erklärung von Twitter zu diesem “Feature” – erst recht keinen Hinweis, ob und wann diese Funktion für alle (und auch bei uns in Deutschland) zum Einsatz kommt. Doch Jane Wong ist bekannt dafür, sehr früh neue Funktionen zu entdecken, die dann früher oder später tatsächlich kommen.

Ein Twitter-Manager hat bereits bestätigt, dass Twitter mit der neuen Funktion “experimentiere”.

Der Twitter-Account von Donald Trump ist endgültig gesperrt; Rechte: WDR/Schieb

Geplanter Einsatz ungewiss

Das dürfte eine ganz neue Diskussion lostreten. Denn anders als bei bisherigen Markierungs-Mechanismen, wo geflaggte Behauptungen oder Links entdeckt und markiert werden, müssten hier Algorithmen aktiv werden und Texte auf Sinnhaftigkeit überprüfen. Das wird garantiert nicht immer perfekt gelingen.

Klingt trotzdem nach einer guten Idee. Denn es könnte einen wertvollen Beitrag leisten beim Versuch, die rasante Verbreitung von Falschmeldungen einzudämmen.

Twitter führt nur selten neue Funktionen ein

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

3 Kommentare

  1. Daniela aus Wangen am

    Willkommen in der Zukunft, wo man Menschen erklärt was richtig und falsch ist. Zeit langsam das Internet abzuschalten.

    • Und wer soll dann den Menschen richtig und falsch erklären? Also zu meiner Zeit haben das die Eltern getan, aber heutzutage … ;) (alles Sarkasmus, ich konnte nicht widerstehen)

      • Na es ist ja was dran. Einfach nur das Argument “dagegen! Weil!” bringt uns nicht weiter.
        Ich sehe die Markierungen als einigermaßen sinnvoll an – wie gut es dann tatsächlich funktioniert, werden wir sehen. Aber die aktuelle Schwemme an Müll, der von vielen gar nicht mehr hinterfragt oder sogar bereitwillig akzeptiert wird, kriegt man nicht mehr anders in den Griff. Gerade diejenigen, die anderen lautstark vorwerfen nicht zu denken und alles ungefragt zu akzeptieren, haben da selber oftmals Defizite; und bevor diese Idioten noch mehr Idioten züchten… es gibt schon genug Trumps auf dieser Welt.
        Filmtipp: Idiocracy.

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