Kann passieren: Der Postbote klingelt und hat ein Paket von Amazon dabei – obwohl man nun wirklich nichts bestellt hat. Kein Paket für den netten Nachbarn, sondern für einen selbst. Ein Versehen beim Onlineshop? Mitnichten. In den USA hat Amazon ein neues Projekt gestartet, das Kunden unaufgefordert mit Warenproben versorgt. Der Branchenriese verschickt Duschgels, Hautcremes, Reinigungsmittel, Schokoriegel, Tierfutter und vieles mehr – einfach so, auf gut Glück.
Amazon Samples: Kostenlose Warenproben
Bezahlen müssen die Empfänger diesen “Amazon Samples” getauften Dienst nicht. Sie können die Waren behalten, ausprobieren, weiterverschenken – ohne Reue. Es gibt keinerlei Verpflichtungen. Natürlich macht das der knallhart durchkalkulierte Konzern nicht aus Nächstenliebe oder um seine ungeheuren Gewinne zu teilen. Es steckt ein neues Geschäftsmodell dahinter: Kundenwerbung auf die neue Art.
Amazon kennt seine Kunden besser als sie sich selbst. Wenn es um Big Data oder Datensammeln geht, reden wir gerne über Google und Facebook. Amazon bleibt meist außen vor. Völlig zu Unrecht, denn Amazon ist ebenfalls ein Datenstaubsauger erster Güte. Denn Amazon ist heute mehr als nur ein Onlineshop. Amazon ist eine Suchmaschine für Konsumwünsche – und damit einer der Big Player im Datengeschäft. Deshalb bekommt der US-Konzern auch sehr genau mit, wie wir ticken: Fleischesser oder Vegetarier? Spendabel oder preisbewusst? Sportlich oder gemütlich? Es werden messerscharfe Profile erstellt.
Was macht Amazon denn da: unverlangt zugeschickte Pakete (Talk RadioBremen2)
Amazon vergoldet seine Daten
Die nutzt Amazon nun, um passgenau Warenproben anzuliefern. Kostenlos. Für den Kunden. Amazon verdient trotzdem daran, denn der Konzern lässt sich von Herstellern und Händlern für den Versand der Warenproben bezahlen. Denn die haben so die Chance, Kunden anzusprechen, die sie noch gar nicht kennen – die aufgrund der Datenbasis aber die perfekte Zielgruppe sind.
Amazon vergoldet seine Datenbasis immer mehr. Schon seit einer Weile können Hersteller und Händler auf Amazon Anzeigen schalten, um ihre Produkte prominenter erscheinen zu lassen. Jetzt tritt Amazon als Makler für Produktproben auf. Der Konzern weitet seine Macht unaufhörlich aus – zum Schaden der Hersteller und Händler, die ohne Amazon teilweise jetzt schon nicht mehr können.
3 Kommentare
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Amazon hat unglaublich viele Daten über seine Kunden gesammelt. Ich persönlich finde, dass das langsam ein bisschen zu weit geht. Aber ich denke, dass das den meisten Kunder ziemlich egal ist. Sonst würde sich ja keiner die Alexa ins Wohnzimmer stellen und seine Einkausliste speichern.
Ich persönlich sehe das als “WinWin” Strategie: Die Kunden freuen sich über kostenlose Produkte (es sei denn sie bekommen etwas, womit sie nichts anfangen können) und Amazon kann so spezifischer auf Kundenwünsche eingehen. Warum nicht? :)
Man unterhält sich über das chinesische Sozialpunktesystem. Wo durch Überwachung das tun und lassen eines jeden bestraft oder belohnt wird. Die meisten hierzulande schauen dann ein wenig befremdlich.
Kaum zu Hause angekommen wird bei Amazon bestellt, eine Whats-App Nachricht abgesetzt, bei Google Nachrichten gelesen und die Facebook Freundschaften nachverfolgt.
Der Gedanke das man hier ebenfalls durch sein tun und lassen belohnt und bestraft wird, der kommt nur wenigen. Interessanterweise, ist es manchen/den meisten? welche diesen Gedanken, haben dann auch nicht mehr befremdlich.
Wenn das denn schon akzeptiert ist, warum dann nicht hierzulande von den Chinesen lernen und einfach auch das Sozialpunktesystem einführen? Facebook, Google, Amazon könnten sogar wertvollen Input liefern.
Die Gesellschaft wird rücksichtsvoller, Sozialmissbrauch geht zurück, die Wirtschaft wird gestärkt, Probleme können zielgerichtet angegangen und gelöst werden. Die Mehrheit lebt glücklicher und zufriedener.
Utopia now!
Sie haben Zweifel an dieser Aussage und ein ungutes Gefühl? Dann gleich wieder bei Amazon etwas nettes bestellen. Konsum macht erwiesenermaßen glücklich.