Warum wir genauer auf Amazon schauen sollten

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Warum wir genauer auf Amazon schauen sollten

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Wenn wir dieses Jahr zurückschauen, fällt eins auf: Unsere Daten sind nicht unbedingt sicherer geworden. Trotz Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die im Mai gestartet ist. Weil Facebook es nicht sonderlich ernst meint mit dem Datenschutz – was ich hier in einem Rückblick nochmal zusammengefasst habe – , ist Facebook besonders häufig Gegenstand der Berichterstattung. Ein anderer Sünder kommt aber meist ungeschoren davon: Amazon.

Amazon-Gründer Jeff Bezos hat Großes mit seinem Unternehmen vor; Rechte: dpa/Picture Alliance

Amazon-Gründer Jeff Bezos hat Großes mit seinem Unternehmen vor

Auch Amazon sammelt Daten

Offensichtlich ist Amazon geschickter. Die Kunden sind zufrieden, weil es bei Amazon so ziemlich alles gibt – und die Pakete meist auch schnell und pünktlich ankommen. In Sachen Kundenservice ist Amazon vorbildlich. Keine Frage. Doch wer mal nicht nur seinen eigenen Komfort und Vorteil im Auge hat, sondern genauer hinschaut, erkennt auch in Amazon ein riesiges Problem.

Ich kann Euch da nur empfehlen, Euch die wirklich empfehlenswerte Dokumentation meiner Kollegen “Allmacht Amazon” in der WDR-Mediathek anzuschauen. Hier bekommen wir eindrucksvolle Einblicke in die Machtzentrale von Amazon – und in die Denkstrukturen von Jeff Bezos, Chef und Lenker des Konzerns. Auch Amazon sammelt Daten im großen Stil. Amazon beobachtet genau, was wir kaufen, was wir uns anschauen. In Zukunft kommen vielleicht Babysachen per Drohne nach  Hause, noch bevor die Eltern wissen, dass sie ein Kind bekommen – und erst recht, bevor sie etwas bestellen.

https://vimeo.com/273679317

Testkauf: Rechnungen oft problematisch

Ein großes Steuerproblem

Das ist keine Science-fiction, sondern nah an der Realität. Amazon hält Patente darauf, dass die Logistik Bestellungen vorbereitet, bevor sie gemacht werden. Weil auch Amazon extrem viele Daten sammelt und uns bestens kennt. Doch niemand spricht darüber. Dabei verkauft auch Amazon diese Daten: Mittlerweile verdient der Konzern zehn Milliarden Dollar damit im Jahr, Anzeigen von Herstellern und Händlern im Portal zu präsentieren, damit ihre Produkte mehr gekauft werden.

Viel schlimmer ist aus meiner Sicht aber die Machtkonzentration. Wer etwas verkaufen will, ist nahezu gezwungen, auf Amazon präsent zu sein. Deshalb bestimmt Amazon die Regeln und die Margen. Und was gut läuft – Amazon weiß es vor allen anderen – , das wird einfach von Amazon selbst hergestellt und verkauft. Ob Schnuller, Yoga-Matten oder Kameras.

Last not least ist Amazon Komplize beim Steuerbetrug. Marketplace-Händler aus China verkaufen über Amazon in Europa ihre Waren und zahlen weder Umsatzsteuer, noch die Empfänger Zoll. Das ist in mehrerer Hinsicht eine Katastrophe: Hiesige Händler werden unterboten und der Staat (also wir alle) um die Steuern gebracht. Das Problem wird immer größer, schreibt der SPIEGEL.

Es gibt also gute Gründe, dass wir und 2019 weniger mit Facebook, dafür mehr mit Amazon beschäftigen.

 

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

6 Kommentare

  1. Natürlich ist es nicht richtig das Amazon nahezu keine Steuern zahlt. Aber es ist immer das gleiche. Große Firmen werden verschont und der “kleine Mann” darf brav seine Steuern zahlen. Es beschweren sich zwar alle darüber, jedoch würden die meisten es genau so machen wenn sie Jeff Bezos wären.

  2. Für mich ist es sehr alarmierend, dass wir offensichtlich nur Bequem-Shopping und vllt noch Alexa und Streaming mit Amazon verbinden.
    Himmel, das ist ein gigantischer Konzern, der Patente darauf hält, “dass die Logistik Bestellungen vorbereitet, bevor sie gemacht werden”.
    Der in einigen Bereichen derartige Gewinne einfährt, dass er andere Bereiche – z. B. Versandkosten – fast schon aus der Portokasse subventionieren kann.
    In der Doku “Der unaufhaltsame Aufstieg von Amazon” von David Carr-Brown, Deutschland, 2018, hieß es, dass sich heute kaum noch jemand in der digitalen Welt bewegen könne, ohne dass er es mit amazon web services zu tun bekäme.
    Apropos Cloud bzw. amazon web services: Hat Amazon nun eigentlich den JEDI-Deal beim US-Verteidigungsministerium unterschrieben? – Google ist ja ausgestiegen …
    ————
    Nee, Amazon ist SO VIEL MEHR als Shopping, Alexa, Videos und Musik.
    Amazon baut seine eigene Welt, in die er uns ganz sanft und zuvorkommend hinein bugsiert.
    Gibt es schon einen Hashtag “DemokratenKauftWoanders”?

  3. Es liegt auch am Kunden, nicht nur bequem bei Amazon zu bestellen. Ein Bummel durch die Innenstadt am Wochenende verrät inzwischen oftmals, dass die Angebote im Netz nicht immer die Billigsten sind. Ladengeschäfte haben hier in den vergangenen Jahren wirklich etwas getan. Und: Ich zahle im Fall der Fälle auch gerne mal ein paar € bei einem Fernseher oder PC mehr, wenn die Beratung stimmt!
    Des Weiteren kann ich jedem nur raten, dem die Zeit für Einkaufsgänge fehlt oder ein Produkt schnell bestellen will/muss, die Preise im Internet zu vergleichen!
    Ich vergleiche die Amazon-Preise mittels Google (Shopping) und eBay. Was soll ich sagen, bestimmt in 2 von 3 Fällen ist Amazon nicht der günstigste Anbieter im Netz!

  4. Was soll denn diese Behauptung: “In Sachen Kundenservice ist Amazon vorbildlich.”
    Der Kundenservice ist miserabel. Nicht nur habe ich häufiger schon Pakete nicht bekommen. Auch meldet sich Amazon nicht zurück. Emailadressen sind versteckt und Schrottlieferanten, wie Hermes, kann man nicht einmal ausschließen.

    Bestelle überaus ungern bei Amazon. Bücher gar nicht, da ist der lokale Buchhandel schneller.

    Übrigens will Amazon auch Zugriff aufs Konto.

  5. Ich denke, wenn da jemand Amazon, Facebook etc. maßregeln kannn, dannn ist es die Politik. Jedes Unternehmen, dass in Deutschland aktiv ist sollte auch seine Steuern ordnungsgemäß zahlen. Werde weiter bei Amazon bestelllen, allerdings die Entwicklungen dieses Themas weiterverfolgen.

    • @Patrick: Da bin ich derselben Ansicht. Nur die Politik kann die Leitplanken setzen, und damit die Bahnen bestimmen, in denen sich Unternehmen bewegen. Nicht alle Steuertricks sind unrechtlich. Im juristischen Sinne. Im moralischen sind viele Tricksereien unrecht – und unredlich. Das spielt aber in den meisten Unternehmen leider keine Rolle.

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