In letzter Zeit muss ich häufig an diese Szene im Film “Das Leben des Brian” denken. Da wollen die Menschen unbedingt daran glauben, dass Brian der Messias ist. Selbst wenn er bei der übereilten Flucht vor dem Mob eine Sandale verliert, ist das für den Anhängerschaft nicht weniger als “ein Zeichen”. Es wird noch kurz darüber diskutiert, ob alle eine Sandale ausziehen sollen oder einfach nur Brians Sandale in die Sonne gehalten werden müsse. Aber ein Zeichen – ja, das auf jeden Fall.
Jede(r) ein potenzieller Messias
Das Internet macht potenziell jeden zum Messias. Mögliche Zeichen gibt es genug – und interpretierwillige Anhängerschaft in Hülle und Fülle.
Elon Musk ist so einer, dem viele folgen. Der Mann, der mit dem Online-Bezahldienst PayPal reich geworden ist, dann Tesla gegründet hat und mit SpaceX in den Weltraum fliegt – um nur die bekanntesten seiner durchaus beeindruckenden Projekte zu nennen. Musk hat 47,8 Millionen Follower. Allein auf Twitter. Und hier holpert und poltert er, sendet Signale in die Welt.
Er hat erkennbar diebische Freude an den Reaktionen. Das ist zu sehen. Er “spielt” mit dem Medium.
Elon treibt den Bitcoin-Kurs
Vor einigen Tagen (28. Januar) reichte es schon – ein Zeichen, ein Zeichen! -, dass Musk den simplen Hashtag “#bitcoin” in sein Twitter-Profil aufgenommen hat. Schon witterten Bitcoin-Anhänger eine gewisse Morgendämmerung – der Kurs der Kryptowährung ging steil nach oben.
Als Musk dann auch noch ankündigte, dass Tesla in Bitcoin investiere und Kunden künftig ihren datenschnüffelnden Elektrowagen mit Bitcoin bezahlen können, trieb das den Bitcoin-Kurs auf ein neues Rekord-Hoch.
Mal adelt Musk die Kryptowährung Bitcoin, dann die völlig unbekannte Alternative Dogecoin – Kurssteigerung um 1000 Prozent! Natürlich träumt er auch öffentlich vom Weltraum, hat sich in die GameStop-Affäre eingemischt, findet Künstliche Intelligenz (KI) gefährlicher als Atomwaffen und vieles andere mehr.
Gefahrenpotenzial: Per Klick Millionen erreichen
Das zeigt deutlich: Man muss nicht Donald Trump heißen oder US-Präsident sein, um eine potenzielle Gefahr für Börse, Wirtschaft oder Weltfrieden zu sein. Einer wie Elon Musk bekommt das auch so hin. Mühelos. Es liegt doch auf der Hand: Musk könnte einen Börsen-Crash auslösen, wenn er nur wollte. Ein steiler Tweet reicht dafür aus. Was dann passiert – nicht mehr aufzuhalten.
Die Macht der Plattformen: Hätte Brian einen Twitter-Account gehabt, hätten nicht nur die drei Dutzend in der Gefolgschaft über die verlorene Sandale sinniert, sondern gleich Millionen Menschen in aller Welt – mit unabsehbaren Folgen.
Elon Musk ist ein intelligenter Mensch – aber zweifellos unberechenbar.
Auch früher gab es Spinner oder verantwortungslose Menschen – aber ihre Gedanken wurden gefiltert, gekontert und eingeordnet, bevor sie die breite Öffentlichkeit erreicht haben. Es hat zumindest länger gebraucht und mehr Kraft gekostet, den Weg in die Köpfe vieler Menschen zu finden. Diesen meiner Ansicht nach gesunden Filter gibt es nicht mehr.
Heute geht alles blitzschnell um die Welt – ungefiltert. Und das scheint mir doch ein Pulverfass zu sein.
Tesla, der Konzern: Nicht erklären – einfach machen.
12 Kommentare
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Ich finde es schon krass wie stark Musk seinen Einfluss missbraucht. Die Meldung, dass er Bitcoin zB gekauft hat kam, nachdem er sie gekauft hatte. Anschließend ist der Kurs massiv gestiegen aufgrund der Aussage. Das macht er in allen anderen Bereichen auch so….
Wenn ihr irgendwas ausruft, spielt die Welt völlig verrückt. Siehe Bitcoin. Völlig verrückt :)
Mal wieder neidisch auf jemand der etwas großes aufgebaut hat?
Herr Schieb, über wen haben Sie eigentlich noch nicht hergezogen?
Sie wollen sich halt nicht mit den Argumenten auseinandersetzen. Besondere Macht bedeutet besondere Verantwortung. Ich habe mich hier überhaupt gar nicht mit der Person Elon Musk beschäftigt; von daher verstehe ich nicht, wieso Sie von „herziehen“ sprechen. Schon komisch.
Musk ist zweifelsohne mächtig und gefährlich, so wie Trump es war.
vermutlich spielt er auch mit dem Gedanken ,einmal Präsident zu werden. Ein Grund mehr, Plattformen wie Twitter und Facebook ganz zu zerschlagen. Er könnte aber auch etwas Gutes tun, sich über FB oder Twitter für #Nawalny einsetzen…
Als Unternehmer, der u.a. eine weltweite! Führungsrolle in Elektromobilität, autonomem Fahren und diversen Telekommunikationsdienstleistungen einnehmen will, wäre er ja schön dämlich, sich in die russische Innenpolitik um einen verurteilten Regimekritiker einzumischen bzw. sich mit dem Kreml anzulegen und sich damit diesen wichtigen Absatzmarkt selbst zu verbauen. Da kümmern sich außerdem schon genug andere d’rum, die am russischen Markt kein besonderes Interesse zu haben scheinen. ;-)
Das klingt wie: Ich will heiraten, glücklich sein! Und man fragt, was den nun???
FB zerschlagen oder Musk als Forum bieten? Es geht nach dem, was man gut findet und was nicht.
huh, gut ist relativ und liegt oft im Auge des Betrachters.
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Ich glaube, selbst das ein Herr Trump alles was er tat als gut betrachtet hat. Ebenfalls die meisten derzeitigen und vergangene Potentaten.
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Da kommen wir zum Kern des Problems, wenn wir blind anderen Menschen folgen im blinden Eifer gutes zu tun, dann kann schnell böses entstehen (um einfach mal in diesem Wortjargon zu bleiben).
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Ist es also gut sich für einen Herr Nawalny einzusetzen? Für meinen Teil kann ich mit einem klaren vielleicht antworten. Ich kenne mich schlicht mit der Materie zu wenig aus. Und genau das ist ein weiterer Punkt, man müsste sich selbst damit auseinandersetzen, sich eine fundierte Meinung bilden und nicht blind jemanden folgen.
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Das dusselige ist jetzt, dass das Internet soviele Personen, soviele Themen hochkocht, das ich nicht die Zeit und auch nicht die Lust habe allem nachzugehen. Im Zweifel muss ich also ignorant und passiv bleiben, bevor ich jemanden zujubele der hinterher mit seinem Einfluss mehr zerstört als erschafft.
“Ist es also gut sich für einen Herr Nawalny einzusetzen? Für meinen Teil kann ich mit einem klaren vielleicht antworten. Ich kenne mich schlicht mit der Materie zu wenig aus. Und genau das ist ein weiterer Punkt, man müsste sich selbst damit auseinandersetzen, sich eine fundierte Meinung bilden und nicht blind jemanden folgen.” Genau mein Reden!
“Das dusselige ist jetzt, dass das Internet soviele Personen, soviele Themen hochkocht, das ich nicht die Zeit und auch nicht die Lust habe allem nachzugehen. Im Zweifel muss ich also ignorant und passiv bleiben, bevor ich jemanden zujubele der hinterher mit seinem Einfluss mehr zerstört als erschafft.” Sehe ich genau so. Man hat nicht die Zeit und die volle Kompetenz, es richtig zu beurteilen. Denn alleine schon nur einen Ausschnitt der Informationen, meißt schon vorbearbeitet, zu bekommen hindert einen an der eigenen, sicheren Meinung.
Man will ja gerne, kann es aber nicht uneingeschränkt. Leider.
Visionär. Und seit Jahrzehnten im “Geschäft”, im doppelten Sinne auch gemeint. Und ja, ich glaube ihm auch ein Stück weit seine Fantasien. Er greift nach den Sternen, aber wirklich und nicht nur gedanklich. Wer kann schon derart viele Leute hinter sich versammeln und ihnen geben, was sie wollen: Befriedigung ihrer Gier nach noch mehr Geld. Und da braucht es diese Protagonisten, mit einem Ego sobreit, das es durch keine normale Tür paßt. Und wenn es auch noch so ein Sunnyboy ist, dann geht vieles. Und er “macht” es.
Zitat ” Diesen meiner Ansicht nach gesunden Filter gibt es nicht mehr.”
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Das dusselige ist das man es sich damit wieder zu einfach macht.
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Ja, bei mir ergibt sich der Eindruck, dass der Mensch an sich zu dusselig für vieles ist, um ohne externe Filter die Welt wahrzunehmen. Da will ich mich selbst nicht ausnehmen.
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Aber es ergibt sich auch der Eindruck das die klassischen Filter vieles verhindert haben was die Welt heute bereichert.
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Beispiele fallen mir spontan aus der Buch- und Spieleverlagsszene ein.
– “Harry Potter” wurde als Manuskript wiederholt abgelehnt. Es war nur ein Glücksfall das sich am Ende doch ein Verleger fand.
– Ähnliches mit dem Brettspiel “Sieder von Catan”
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Man dürfte weitere Beispiele finden welche auch höheren Kriterien des Anspruchs genügen.
Und ich kann mir leicht vorstellen wieviel der Gesellschaft entgeht, weil irgendwo Traditionen, Konventionen, starre Strukturen, … den Filter angesetzt haben.
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Es gibt eigentlich immer zwei Seiten einer Medaille. Wie kann die Medaille jetzt in der Mitte hochkant verharren ?
Für mich nur ein weiteres, befremdliches Netzweltsubjekt mit viel Schotter; einer von vielen. Wird Zeit, dass er endlich selbst zum Mars fliegt, um dort seine Kolonie einzuweihen. Der Fanatismus seiner devoten Jünger erinnert an Hubbards Gefolgschaft. Unsere “Politik” und deren Kielwassergenießer verehren ihn auch … wegen des baldigen “Jobwunders” in Brandenburg. Halleluja! ;-)