Ende nächsten Jahres wird in den USA der nächste Präsident gewählt. Aller höchste Zeit also, sich Gedanken zu machen, wie ähnliche Pannen und Schwierigkeiten wie bei der letzten Wahl 2016 verhindert werden können. Damals haben ausländische Institutionen im großen Stil Anzeigen bei Google und vor allem Facebook geschaltet, um Einfluss auf die Meinungsbildung zu nehmen. Außerdem wurden im großen Stil Falschmeldungen über die Netzwerke verbreitet – vor allem auf Facebook.
Keine neuen Ideen im Kampf gegen Fake-News
Das hat Facebook – völlig zu Recht! – eine Menge Ärger eingebracht. Mark Zuckerberg musste vor dem US-Kongress aussagen. Er hat das Versprechen abgegeben, dass sich so etwas nicht wiederholt. Jetzt hat der Konzern Maßnahmen vorgestellt, die Einflussnahme aus dem Ausland in Zukunft verhindern – oder besser: erschweren sollen. Das betrifft Anzeigen auf Facebook, Inhalte auf Facebook – aber auch auf Instagram. Russische Tarnkonten werden schneller identifiziert und kaltgestellt – wie gerade erst.
Aber auch die Inhalte selbst sollen strenger kontrolliert werden. So sollen auch auf Instagram künftig Hinweise erscheinen, wenn ein/e User/in eine Nachricht teilen möchte, die von externen Fakten-Checkern bereits als falsch eingestuft wurde. Was selten genug zeitnah passieren kann – aber immerhin. Auf Facebook soll solcher Infomüll, so das Versprechen von Mark Zuckerbergs Konzern, “seltener in der Timeline” erscheinen. Laut Facebook arbeite man daran, die Verbreitung bereits widerlegter Desinformation zu reduzieren.
Zu reduzieren – nicht etwa, sie zu stoppen. Es sagt schon eine Menge, welche Ziele man sich steckt.
Wieso verbreiten sich Fake-News so rasant?
Wenig überzeugend – und wenig effektiv
Warum Facebook solche Meldungen nicht komplett stoppt (oder stoppen will), kann man sich denken. Es gibt mehrere Gründe: Eine komplette Unterdrückung ließe sich leicht überprüfen – eine Reduktion der Verbreitung aber nicht wirklich. Und natürlich bleibt es traurige Wahrheit: Facebook verdient an jeder Sekunde Aufmerksamkeit. Falschmeldungen verbreiten sich – wie wir wissen – mehrfach schneller und effektiver als wahre Informationen. An dieser Tatsache verdient Facebook – und zwar gut!
Darum hat das Netzwerk keinen wirklich guten Grund, entschlossen etwas gegen Desinformation zu unternehmen. Es sei denn, die Politik zwingt den Konzern dazu. Oder – noch effektiver: Die Werbenden tun es. Würden sich alle relevanten Unternehmen zusammentun und sagen: Hör mal her, lieber Mark Zuckerberg. Wir schalten erst dann wieder Anzeigen, wenn wir keine Fake-News mehr sehen und wir von Euren Anstrengungen in Sachen Kampf gegen Desinformation überzeugt sind.
Dann würde sich vermutlich etwas bewegen. So ist es nur ein – na ja – Kämpfchen gegen Falschinformation. Besser als nichts. Aber wenig überzeugend – und vor allem nicht konsequent.
6 Kommentare
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Seltsam, ich werde das Gefühl nicht los. dass man kritische Nachrichten, die nicht dem meines Erachtens inzwischen einseitigen Mainstream entsprechen, als Fake bezeichenet. Weiterhin werde ich das Gefühl nicht los, dass man häufig freie Journalisten, die beispielsweise auf Youtube und Facebook zum Nachdenken anregen, als Verschwörungstheoretiker bezeichnet.
Wer entscheidet, was Fake ist? Ich gewinne mehr und mehr den Eindruck, dass dies in den oberen Etagen der Presseagenturen geschieht, da die offiziellen Nachrichten meist sogar einen identischen Wortlaut haben. Auch wenn ich absolut kein Freund von Facebook bin, gewinne ich hier den Eindruck, dass dieses System zum Sammeln von Daten und künftig auch zum Lenken dienen soll. Wohin kommen wir, wenn die Werbenden die vermeintlich richtige Meinung auch noch dort beeinflussen?
Wie viel Angst muss in manchen Kreisen herrschen?
Würden Anzeigenkunden Fake-News-Unternehmen boykottieren, hätten öffentlich rechtliche Medien keine Einnahmen mehr. Es geht hier aber um systematische Falschinformation und nicht um einzelne Irre, die einen Aluhut gegen Gedankenmanipulation empfehlen.
„Wo bleibt den das Positive?“ Das findet man online bei der Tagesschau:
1. „Was die offizielle Arbeitsmarktstatistik verbirgt“, (3.08.2019 13:16 Uhr)
2. „ Asylbewerber, Flüchtlinge, Migranten – was sind die Unterschiede?“ (07.08.2015 16:35 Uhr)
Das sind wirklich brauchbare Seiten aber ich behaupte mal, die Mehrzahl der Journalisten ignoriert das komplett. Vom Jobwunder durch die Agenda bleibt nichts mehr übrig, wenn man unterschlagene Arbeitslose und Umwandlung von Vollzeitstellen in Zwangsteilzeit oder Minijobs umrechnet; in Nachrichten, Kommentaren oder Diskussionen wird fast nur systematisch das „Wunder“ vermittelt. Ebenso systematisch gibt es das Framing mit dem Begriff „Flüchtlinge“; zum Teil selbst dann, wenn offensichtlich aus dem eigenen Text die Migration aus wirtschaftlichen Interessen hervorgeht („Flucht vor Armut“). Die Selbstkontrolle der Medien ist meist stumm, das Ergebnis ist die Spaltung der Gesellschaft.
Natürlich beeinflusst das Ausland Politik und Wahlen, aber jeder gegen jeden; die USA in Russland und Russland in den USA, nur ein Beispiel. Damit muss man entweder leben oder wie z.B. China systematisch zensieren. Wesentlich gravierender ist aber die Unterwanderung in Medien; man muss sich nur mal anschauen, wer alles bei der Atlantikbrücke mitarbeitet und auch der WDR ist da gut vertreten (Informationen gibt es bei Wikipedia, Lobbypedia sowie in inoffiziellen Listen über Journalisten bei der Atlantikbrücke).
Viele Fake-News sind beliebt beim Volk / Facebook-Nutzer, weil sie oft übertrieben, verschwörerisch, hetzerisch etc. sind. Das bedeutet, sie generieren Klicks und dagegen werden die Werbefirmen bestimmt nicht vorgehen …
Das ist das, was ich befürchte. Doch Zuckerberg musste sich jetzt wieder mehrere Stunden dem Kongress stellen.
So richtig spannend wird’s doch erst, wenn Trump, trotz aller FB-Gegenmaßnahmen, Anti-Kampagnen und Schmutzwäscheschleudergängen, tatsächlich wiedergewählt werden sollte. Wer oder was wird dann als Buhmann und Prügelknabe herhalten müssen? ;)
Ich denke nicht, dass es um einen Buhmann geht — mir jedenfalls nicht –, sondern darum, ein sehr gefährliches Phänomen zu identifizieren, zu verstehen und etwas dagegen zu unternehmen.