Hey, Facebook: Nimm alles auf, was ich sehe!

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Hey, Facebook: Nimm alles auf, was ich sehe!

Kommentare zum Artikel: 8

Wer schon etwas länger über diesen Planeten wandelt, fühlt sich unweigerlich an die Datenbrille “Google Glass” erinnert. Google hat sie bereits 2012 vorgestellt: Eine Brille, die in der Lage war, ihren Trägerinnen und Trägern live Daten ins Sichtfeld zu projizieren, etwa aus dem Internet geholt.

Aber auch eine Kamera, die alles weitgehend unbemerkt aufnehmen konnte, was gerade durch die Brille zu sehen war. Weil selbst Amerikaner das nicht lustig fanden, ist die Brille dann irgendwann eingemottet worden – noch bevor sie überhaupt richtig auf den Markt kam.

Zwei Kameras sind im Bügel der Brille verbaut; Rechte: WDR/Schieb

Zwei Kameras sind im Bügel der Brille verbaut

Keine Daten, dafür zwei Kameras

Nun hat Facebook zusammen mit dem Brillenhersteller Ray Ban eine eigene “smarte” Sonnenbrille angekündigt. Doch was Google Glass interessant gemacht hat, lässt Facebook weg: die Fähigkeit nämlich, Daten ins Sichtfeld zu projizieren. Der Teil hingegen, der bei Google Glass Bedenken und Ablehnung verursacht hat, ist in der Facebook-Brille das eigentliche Feature – und das sogar noch weiterentwickelt.

Die Brille ist mit gleich zwei Kameras ausgestattet, links und rechts im Gestell. Man muss schon genau hinsehen, um sie im dunklen Brillengestell zu erkennen. Jede Kamera hat eine Auflösung von 5 Megapixeln – das ist ganz ordentlich.

Will ein Brillenträger eine Aufnahme starten, reicht ein kurzes Tippen auf den Bügel – oder der Spruch “Hey, Facebook”. Anschließend nimmt die Kamera einen 30-Sekunden-Clip auf. Rund 40 davon passen in den eingebauten Speicher – oder 500 Fotos.

Mit einer App lassen sich die Aufnahmen verwalten und teilen; Rechte: WDR/Schieb

Mit einer App lassen sich die Aufnahmen verwalten und teilen

Achtung, Aufnahme: Mini-Licht warnt

Ein Mini-Rotlicht in der Kamerabrille leuchtet auf, wenn sie aufnimmt. Sicher wird es in Windeseile Hacks geben. wie sich die Leuchte ausknipsen lässt – entweder manuell, durch Zerstörung der Leuchte oder durch Korrektur der Firmware.

Die Aufnahmen lassen sich über eine spezielle Facebook-App auf das Smartphone übertragen – und von dort aus dann verteilen, etwa auf WhatsApp, Instagram oder offenbar sogar auf TikTok.

Ab rund 300 Dollar (250 EUR) soll die Brille kosten. Ein Verkauf in Deutschland ist erst mal nicht geplant.

Neues Spionagewerkzeug? Wohl eher nicht…

Nun wird es zweifellos jede Menge Diskussionen geben: Ist es in Ordnung, unbemerkt zu fotografieren und zu filmen? Natürlich nicht. Allerdings wird das sowieso gemacht. Mit Smartphones, Mini-Kamers oder anderen Geräten. Diesen Dammbruch hat es längst gegeben.

Allerdings wird es einfacher, solche Aufnahmen auf Plattformen zu teilen. Und Facebook bekommt noch mehr Daten. Wo befindet sich jemand, was fotografiert oder filmt jemand? – Das sind wertvolle Informationen, und hier sehe ich das größere Problem.

2016 ist die “Spectacles”-Brille von Snapchat auf den Markt gekommen. Die hatte ein ganz ähnliches Konzept – und ist innerhalb kürzester Zeit auch wieder vom Markt verschwunden. Bleibt abzuwarten, welches Schicksal der Kamerabrille von Ray-Ban und Facebook bevorsteht.

Der Werbefilm zeigt: Aufnahmen lassen sich durch Fingertippen oder Sprachbefehl machen

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

8 Kommentare

  1. Wozu ein Hack, wenn auch etwas schwarze Farbe reicht.

    Davon abgesehen bin ich der Pandemie dankbar, denn jetzt kann ich Masken tragen, wenn mir danach ist. Dann gewinnt man zumindest etwas Datenschutz zurück.

  2. DollyToll am

    Guten Tag, Herr Schieb,

    bekomme ich eine Antwort auf meine Frage an Sie, warum mein RSS-Reader seit Kurzem nur bei Ihrem Blog eine ‘Autorisation’ benötigt für wdr-blog.codevise.de … ?

    Und was hat das mit der neuen grünen Schachtel im Eingabefeld bei E-Mai-Adresse zu tun?

    So was erinnert mich an Einmal-Adressen von Trash-Mail … Ups.

    • Jörg Schieb am

      Hallo, ich habe Ihre Meldung an die Kollegen weitergeleitet, die den Blog betreiben – ich bin nämlich nicht für die Technik/das Hosting zuständig. Ich danke Ihnen aber wirklich sehr für den Hinweis, denn ich hatte das selbst noch gar nicht mitbekommen. Ich hoffe sehr, das Problem ist so schnell wie möglich beseitigt.

  3. Callahan am

    Sollte ich sehen, dass mich jemand mit dieser Brille filmt und meine Privatsphäre an Facebook verschenkt, wird er Ärger mit mir bekommen.
    Und bei der Verteidigung meiner Privatsphäre gehe ich sehr weit.

  4. “G l a s s h o l e s”, wurden die alles-und-jeden-Spannerfilmer 2013/14 genannt. Nur der Herstellername hat sich geändert. Und wieso sollte man die verräterischen LEDs zerstören, wenn doch zwei schwarz-folierte Aufkleber genügen?
    Puck, die Stubenfliege in Facebooks Krakendiensten. Mal abwarten, was dem Schrems dazu einfällt.

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