Bundesinnenminister Horst Seehofer hat heute über die aktuelle Bedrohungslage durch Cyberangriffe berichtet. Einmal im Jahr wird das gemacht. Ein offizieller “Bericht über die Bedrohungslage”. Demnach registriert das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) eine rasant steigende Zahl potenzieller Bedrohungen, etwa durch Schadprogramme.
Gleichzeitig gibt es eine beängstigend schnelle Zunahme von tatsächlichen Angriffen auf Behörden, Institutionen und Unternehmen. Auch Bundesbehörden und Regierung bleiben bekanntlich nicht verschont.
Zahl der Hackerangriffe nimmt drastisch zu
“Die Gefährdungslage ist weiterhin angespannt. Sowohl für den Staat, für die Wirtschaft als auch für die Nutzer”, bilanziert Seehofer. Das ist zweifellos schon lange so – und wird so schnell auch nicht wieder besser. Seehofer könnte sich deshalb gerne selbstkritisch fragen, wieso in der Vergangenheit vergleichsweise wenig geschehen ist, um uns Bürger und Unternehmen zu schützen. Das BSI in allen Ehren – das macht eine gute Arbeit -, nur reicht das nicht.
Nun ist es nichts Neues, dass die Politik weder die Chancen noch die Risiken der Digitalisierung auch nur annähernd korrekt abschätzt. Um so überraschender, dass Seehofer nun auch auf “aktive Gegenwehr” setzen will, um kriminellen Hackern oder im Staatsauftrag agierende Cyberagenten das Handwerk zu legen. Aktive Gegenwehr: starke Worte. Nicht ungewöhnlich bei Seehofer, in diesem Zusammenhang aber zumindest ein interessanter Vorschlag.
Alternativen zu Seehofers Vorschlag
Frank Rieger, Autor des neuen Buchs “Die Gefahr aus dem Netz: Wer uns bedroht und wie wir uns wehren” hält nicht viel von Abschreckung. Er setzt eher auf Appeasement. Wir sollten unsere Wehrhaftigkeit verbessen und uns international für den Verzicht auf Angriffe übers Netz einsetzen. Das klingt erstrebenswert. Die Frage ist nur, ob man alle verbindlich ins Boot holen kann.
Cyberabwehr-Experte Frank Rieger über die tatsächliche Bedrohung aus dem Netz
Übrigens ist “aktive Gegenwehr” keineswegs die einzig mögliche Reaktion auf eine zunehmende Angriffsbedrohung von außen. Eine andere wäre, weniger zu vernetzen. Oder höhere Anforderungen an die Sicherheit zu stellen. Auf allen Ebenen. Wieso dürfen Produkte verkauft werden, die nach sechs Monaten nicht mehr mit Sicherheits-Updates versorgt werden? Aber so etwas haben wir heute von Seehofer nicht gehört.
4 Kommentare
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Ich möchte mich herzlich für den tollen Artikel bedanken. Es war unglaublich interessant zu lesen und ich habe viele neue Informationen zu diesem Thema für mich mitnehmen können. Grüße Jens
Natürlich sind Cyber Attacken im Inland rein aus Datenschutzgründen nicht zulässig. Ich würde meine Daten daher immer auf einer externen HDD lagern.
Bei der Digitalisierung macht die Groko im Grunde fast alles falsch, was man nur falsch machen kann. Man achte nur auf die Namen der bisherigen “Minister&Experten”:
Oettinger in Brüssel, Dobrindt – jetzt Scheuer und Altmeier und Helge sowieso…
Einfach dilettantisch! Wir spielen hier genauso wie Jogis Truppe nur noch in der 2.Liga!
Und “Appeasement” ist immer noch so falsch wie vor 80 Jahren durch Chamberlain&Co.
Nein hier benötigt man einen Churchill, um die Bedrohung aus RU, CN und islamistischen Staaten abzuwehren. Wir haben genauso ein Potential an jungen Hackern, die man weiter ausbilden könnte. Aber dazu muß man etwas mehr Geld in die Hand nehmen, sonst wählen diese Talente die falsche Seite.
#WinstonChurchill
Im Inland, bzw. gegen die eigenen Bürger, sind Hacker-/Trojanerangriffe natürlich völlig rechtsstaatlich, demokratisch und grundgesetzkonform, nicht wahr!?
netzpolitik.org/2017/neue-ueberwachungsplaene-innenminister-will-hintertueren-in-digitalen-geraeten
oder
fm4.orf.at/stories/2935353
Aber erst mal abwarten, ob nach der Bayernwahl eine neue Personalie für das Bundesinnenministerium vakant wird… :)