Die Salami-Taktik muss dringend unbenannt werden: in Zuckerberg-Rhetorik. Denn Mark Zuckerberg und seine Armee geben immer nur das zu, was ohnehin nicht mehr zu leugnen ist, und zwar so spät und so unauffällig wie möglich. Niemand beherrscht diese Methode so gut wie Facebook – und wendet sie auch so häufig an.
Bestes Beispiel: Erst vor kurzem musste das Unternehmen einräumen, dass auf internen Servern unverschlüsselte Passwörter von Nutzerkonten entdeckt wurden. Von einigen zehntausend betroffenen Instagram-Nutzern war anfangs die Rede. Jetzt sind es wohl doch etliche Millionen, wie das Unternehmen in diesem Posting kommuniziert.
Brisante Nachrichten in Blogpost versteckt
Nebelkerzen werfen, beschwichtigende Formeln ausrufen: Das kann Facebook gut. Und kommt damit auch durch. Man muss sich das mal vorstellen: Da sind Millionen von Nutzern von einer der erheblichsten Eingriffe in die Privatsphäre betroffen – Passwörter werden in Klartext gespeichert -, und das Unternehmen gibt keine Pressekonferenz, sondern versteckt diese brisante Erkenntnis an einem Osterwochenende als Anhang in einem Posting. Wie ein einfacher Blogger.
Ein Konzern, der jeden Monat Milliarden-Gewinne erwirtschaftet, hält seine Nutzer und die Öffentlichkeit zum Narren. Ungestraft. Folgenlos. Wir unternehmen nichts.
Jörg Schieb erklärt in “WDR aktuell” (21.03.2019) die Hintergründe zum Passwort-Skandal
Wir dürfen Facebook das nicht durchgehen lassen
So etwas nennt die Psychologie “Billigung“. Wenn wir nur häufig genug Untaten billigen, dürfen wir uns nicht wundern – und auch nicht beschweren -, wenn sich das niemals ändert. Ich für meinen Teil kann nur sagen: Ich billige dieses Verhalten von Facebook nicht. Es ist unfassbar, wie sich der Konzern verhält. Ein börsennotiertes Unternehmen, eins der wertvollsten der Erde, mit 2,5 Milliarden “Kunden” – und veröffentlicht bei einem Datenskandal eine kleine Note online.
Die alles entscheidende Frage wird im übrigen nicht laut genug gestellt: Wieso? WIESO speichert ein Unternehmen wie Facebook überhaupt Passwörter in Klartext? Das sollte zu keiner Zeit passieren. Nicht mal für Millisekunden. Natürlich geht Mark Zuckerberg auf diese Frage nicht ein, weil die Antwort mindestens peinlich wäre, wenn sie nicht sogar einen Straftatbestand erfüllt. Doch niemand stellt die Frage.
Wie praktisch für Facebook.
8 Kommentare
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Machen hier einen auf Feldzug gegen Datenkraken, aber beim Kommentieren muss man seine E-Mail preisgeben. Looooogisch!
Schon mal was von “Wegwerf-E-Mail-Adressen” gehört?
Natürlich, weil es selbstverständlich völlig dasselbe ist, ob man Nutzerdaten zu Geld macht und Passwörter unverschlüsselt speichert – oder eine E-Mail-Adresse zur Identifizierung verwendet, damit sich User nicht völlig unkontrilliert austoben können.
Zitat „Ein Konzern, der jeden Monat Milliarden-Gewinne erwirtschaftet“
Ganz was Neues,
Ihr Feldzug gegen FB und Co langweilt langsam nur noch.
Sollte hier ein Argument versteckt sein? Wir mögen unterschiedlicher Ansicht sein. Ich bin der Ansicht, dass ein Konzern, der derart tief in unser gesellschaftliches Leben eingreift und damit auch noch erhebliche Gewinne erwirtschaftet, der Kontrolle bedarf – und Kritik vertragen muss. Warum das ein “Feldzug” sein soll, bleibt mir verborgen.
Zitat:
…Wir unternehmen nichts…
…Wir dürfen Facebook das nicht durchgehen lassen…
Meldet Euch doch ab oder so wie ich, meldet Euch erst gar nicht bei solchen Datenkraken an!
Jeder der diesen Dienst nutzt hat eigentlich auch nichts anderes verdient. Das Facehole Zuckerberg kann sich das ja nur erlauben weil die meisten Nutzer scheinbar etwas falsch verdrahtet sind. Bei dem Missbrauch hätte eigentlich längst Jeder seinen Account kündigen müssen.
Grundsätzlich stimme ich Ihnen zu.
Das Problem ist nach meinen umfangreichen Wahrnehmungen um mich herum nur das, daß viele schon – fatalerweise freilich ohne es selbst zu merken – dermaßen abhängig im Sinne von pathologisch SUCHTKRANK sind, daß sie von den Drogen “Smartphone” und “asoziale Netzwerke” nicht mehr loskommen.
Ich bin immer wieder erstaunt und betrübt, wie wenig Beachtung dem Suchtproblem selbst von dem verdienstvoll kritischen Herrn Schieb geschenkt wird.
Dabei sind es doch immer mehr ernstzunehmende Stimmen, die das Online- und Smartphonesuchtproblem als solches erkannt haben und benennen und schon lange nicht mehr der umstrittene Manfred Spitzer, sondern z.B. der durchaus “digitalaffine” Alexander Markowetz oder Bert te Wildt – zu schweigen von den ausgestiegenen ehemaligen Google- und FacebookmitarbeiterInnen und deren Berichten.