Rechenzentren müssen genügsamer werden

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Rechenzentren müssen genügsamer werden

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Für die meisten von uns ist Internet ein bisschen wie Magie. Wir zücken das Smartphone oder klappen das Notebook auf – und im Display erscheint die ganze Welt. Nachrichten, Meldungen, Webseiten, Fotos, Videos – nur einen Mausklick entfernt. Und kaum einer macht sich Gedanken darüber, wie das eigentlich funktioniert.

Möglich machen das Rechenzentren. Jede Menge davon. Bei den großen IT-Giganten wie Google, Facebook, Microsoft. Bei den Streamingdiensten. Bei den Providern. All diese Rechenzentren und Cloud-Dienste sind extrem energiehungrig. Rund 2,7% der europäischen Strombedarfs geht auf das Konto solcher Rechenzentren. Tendenz: Steigend. Schon 2030 sollen es 3,2 Prozent sein. Und das sind nur die Rechenzentren. Der Energiebedarf der Geräte der Nutzerinnen und Nutzer kommt noch dazu.

Jedes Rechenzentrum hat einen enormem CO2-Ausstoß; Rechte: WDR/Schieb

Jedes Rechenzentrum hat einen enormem CO2-Ausstoß

EU will Stromverbrauch beschränken

Doch die EU hat sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt. Deshalb müssen auch die Rechenzentren sparen. Energie vor allem, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren.

Die EU hat deshalb einen Katalog an Vorschlägen und Anforderungen vorgelegt, die Rechenzentren ab einer bestimmten Größe künftig erfüllen müssen. Besonders wichtig bei Rechenzentren: die Kühlung. Denn überall, wo viele Computer am Stück rechnen, wird viel Wärme produziert, und damit die Chips nicht durchschmoren braucht es starke Kühlsysteme. Die erfordern aber einen hohen Energieeinsatz, insbesondere bei warmen Außentemperaturen. Es müssen also effizientere Kühlungssysteme her.

Rechenzentren optimieren – das lohnt sich

Gleichzeitig kann und soll die Abwärme der Rechenzentren genutzt werden, etwa zur Heizung oder um Energie zurückzugewinnen. Besonders wichtig ist natürlich auch der Einsatz erneuerbarer Energien.

Last not least können und müssen Rechenzentren aber auch optimiert werden, damit sie weniger Energie verbrauchen. Außerdem spielt es auch eine Rolle, wo Rechenzentren stehen. In Südeuropa ist nicht der ideale Ort: Dort ist es ohnehin warm – da produziert die Kühlung einen höheren CO2-Ausstoß. In Norwegen muss man dagegen nur die Fenster öffnen … Im Ernst: Es gibt Rechenzentren am Meer, die kühlen mit Meerwasser. Es gibt also Ideen, die müssen nun umgesetzt werden.

KlickScham: Der Energieverbrauch von Google und Co. ist enorm

Selbst Energie sparen – das geht!

Irgendwann wird es sicher in Europa Zertifikate geben, auf die man achten könnte. Aber so weit sind wir noch nicht. Ganz generell wichtig zu wissen: Streaming – vor allem Filme und Serien – verbraucht eine Menge Energie. Wer da auf seinen CO2-Fußabdruck achten möchte, wählt keine 4K-Auflösung, wenn HD völlig reicht.

Auch ist es besser, zu Hause per DSL zu streamen – oder Filme downzuloaden – als diese unterwegs im Mobilfunknetz zu streamen. Mobilfunknetze verbrauchen viel mehr Energie. Und bei Videoschalten mit den Kollegen, kann man auch einfach mal das eigene Videobild abschalten und nur zuhören, wenn man nichts zu sagen hat.

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

4 Kommentare

  1. Würde mir je einen Server als Heizung hinstellen, allerdings müsste dafür vermutlich Glasfaser vorhanden sein. Und natürlich eine Stelle, die so etwas anbietet.

  2. Schöne Tipps,
    es geht noch mehr,
    wer gerne spielt, hat zu Hause einen Rechner mit einem Prozessor von 105 oder mehr Watt(TDP), dazu eine Grafikkarte die im 3D Modus gerne 300Watt oder mehr verbruzelt.
    Wer sich statt mit dem Ultragrafikmodus mit dem Sehr-Hoch-Modus begnügt oder statt 4K mit WQHD Auflösung spielt der spart 200 Watt. Ein 65Watt Prozessor und eine Mittelklassegrafikkarte reichen dafür locker.
    Wer zu Hause nur ein wenig im Internet unterwegs ist oder mal einen Brief schreibt ist mit einem auf Energieverbrauch optimierten Notebook gut versorgt.
    Wer die Helligkeit seines Monitors etwas nach unten regelt, dazu noch statt 240Hz sich vielleicht mit 144 oder gar 60Hz begnügt spart ebenfalls etwas Energie.
    Wer sich fragt ob der Alexa-Lautsprecher, intelligente Glühbirne etc. wirklich wirklich nötig ist spart wieder Energie, wenn die Antwort nein lautet. Dazu noch Lebenszeit denn man muss sich mit jedem Gerät auseinandersetzen, es bedienen, aktualisieren und dann irgendwann ordnungsgemäß entsorgen, also nicht in den Haushaltsmüll.
    Man könnte die Liste fortsetzen.

    Im Gegensatz zu Rechenzentren machen sich einfache Maßnahmen zu Hause auch noch direkt im Geldbeutel bemerkbar :-)

  3. Denke auch, wir brauchen mehr rechenzentren. würden die leute weniger heimcomputer haben, könnte man auch einiges einsparen.

  4. Carsten Mohr am

    Ein großes Problem ist sicher die Software. Betriebssysteme waren viele Jahrzehnte nicht Clusterfähig. Es mußte auf jeder Maschine ein Betriebssystem laufen und darauf alle zur Überwachung und zum Betrieb notwendigen Applikationen wie Webservices, Datenbankdienste, Fileservices, Druckspooler etc., meißt redundant auf einer zweiten Maschine, um ein Failover-Cluster zu bilden. Das frist unmengen an Strom und personelle Ressourcen. Hier ist die Cloud ein Ausweg. Es laufen nur noch die Services und lassen sich optimal in der Last in einem Block von Servern verteilen, automatisiert. So spart zwar Amazon nicht CO2 ein, aber in den einzelnen Firmen fallen Server weg, die kein CO2 mehr produzieren.
    Also, grundsätzlich sind Rechenzentren ein Seegen – in dieser Hinsicht zumindest.

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