Sind wir doch mal ehrlich: Facebook, Instagram und andere soziale Medien haben verschiedene Aufgaben – und durchaus auch Stärken. Eine ist zweifellos, dass wir mit Menschen in Kontakt treten (oder bleiben können), die weit weg sind. Auch alte Schulkameraden können sich melden, wenn sie Lust haben. Oder Menschen, die das Potenzial für echte Freundschaften haben. Kommt alles vor – macht aber nicht den Großteil der Aktivitäten bei Facebook oder Instagram aus. Die aller meisten Aktivitäten auf Facebook und Co. dienen einem simpleren Zweck: Bestätigung.
Bestätigung aus dem Netzwerk
Wir alle ziehen auch Bestätigung aus den Netzwerken. Wir postem Fotos mit einem Thermometer: Oh Du Arme(r) bist krank – werde bitte schnell wieder gesund. Fotos aus dem Kurzurlaub: Oh das sieht es aber toll aus – viel Spaß im Traumanien. Oder zeigen, was gerade auf den Tisch gestellt wurde: Oh, wie lecker – guten Appetit. Und so weiter.
Bestätigung ist ein Lebenselixier – und die sozialen Netzwerke versorgen uns damit rund um die Uhr. Das funktioniert hervorragend.
Eine echte Währung ist heute daher die Zahl der Follower und Likes. Kein Wunder, dass viele sich überlegen, was sie posten. Allerdings nicht, indem sie sich fragen: Ist das relevant? Ist das informativ? Dient das einem höheren Zweck? Sondern einzig und allein: Gibt das maximal viele Klicks und Likes? Und wenn es klappt, ist die Freude riesig. Belohnung angekommen. Danke.
Facebook sollte nicht Facebook heißen, sondern Kick-Book. Oder Dopamin-Wunder.
Wie merkwürdig ist es da, dass Facebook seit einer Weile testet, auf Instagram und Facebook die Zahl der Likes nicht mehr öffentlich zu präsentieren. Nur man selbst soll sehen können, wie viele Likes ein Foto, Video oder Post bekommen hat. Der Rest der Welt nicht. Offiziell, weil Facebook vermeiden möchte, dass die User in Wettbewerb zueinander treten.
Abhängig von Sozialen Netzwerken: Das geht schnell (mit Maren Urner)
Keine Likes mehr? Ein Ablenkungsmanöver – mehr nicht
Schön verschaukelt. Mark Zuckerbergs Unternehmen mag an vielen Dingen interessiert sein, aber ganz sicher nicht an unserem Wohlbefinden oder Seelenheil. Facebook sucht vielmehr nach einem Bauernopfer: Was lässt sich am System ändern, um der stets größer werdenden Schar an Kritikern in Politik, Gesellschaft und Journalismus zu zeigen: Seht her, wir unternehmen etwas gegen die Verflachung. Wir bremsen den Schneeballeffekt im Netzwerk aus. Zumindest ein bisschen.
Wer ernsthaft daran interessiert wäre, die vielen negativen Einflüsse zu stoppen, die soziale Netzwerke mit sich bringen, würde einen Katalog erstellen und die Liste nach und nach ernsthaft abarbeiten. Das kann man von Facebook kaum verlangen. Das wäre Aufgabe der Politik, wichtige Grenzen abzustecken und Regeln aufzustellen. Auf Likes zu verzichten ist daher wohl ein Trostpflaster – um Schlimmeres zu verhindern.
2 Kommentare
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Ich glaube nicht, dass der Like Button verschwinden wird. Der Effekt ist einfach zu groß und die Leute wollen in ihrer Außendarstellung sicher nicht darauf verzichten.
Der L ike Button sowieso nicht. Aber möglicherweise wird nicht mehr öffentlich die Zahl der Likes gezeigt — das steht zumindest in Diskussion.