Xayn: Neue Suchmaschine für die Generation Tinder

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Xayn: Neue Suchmaschine für die Generation Tinder

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Seit rund 31 Jahren gibt es Suchmaschinen im Internet. Zugegeben: Die erste Suchmaschine der Welt – Archie – hat nichts mit dem heutigen Verständnis einer Suchmaschine gemein. Doch Archie war ein Anfang: Zum ersten Mal konnten Internet-Nutzer in einem Suchdienst nach Dateien suchen, die auf FTP-Servern irgendwo im Netz gespeichert sind.

Heute geht alles schneller, bunter und effizienter. Google ist quasi das Synonym für Suchen im Netz an sich. Das mit dem Suchen macht Google sehr gut. Allerdings ist Google ein durch und durch kommerzieller Anbieter, der alle Register zieht, um maximalen Umsatz zu generieren.

Das geschieht bekanntlich unsichtbar und unbemerkt, indem Google – nicht nur in der Suchmaschine – Daten abgreift und diese verwertet. Für Werbeanzeigen – in der Google-Suche, aber auch auf Webseiten überall im Web und in Apps.

Die Suchmaschine Xayn bietet ein komplett anderes Layout als bekannte Suchdienste; Rechte: WDR/Schieb

Die Suchmaschine Xayn bietet ein komplett anderes Layout als bekannte Suchdienste

Neue Suchmaschine aus Deutschland: Xayn

Und da kommt ein Start-up aus Berlin und will es besser machen, zumindest aber anders: Xayn ist eine Suchmaschine, die komplett werbefrei arbeitet und höchsten Wert auf Diskretion setzt. Laut Anbietern werden bei der Nutzung keinerlei Nutzerdaten übertragen oder gespeichert. Zero. Null.

Gleichzeitig setzt Xayn auf eine andere Art der Bedienung als klassische Suchmaschinen: Angelehnt an die Dating-App Tinder können Nutzer präsentierte Suchergebnisse nach links oder rechts wischen, je nachdem, ob ihnen die Treffer gefallen oder eben nicht. Dadurch entsteht ein persönliches Suchprofil, das Xayn dann künftig bessere Suchergebnisse präsentieren lässt.

Lernfähig dank KI

Ich kann regelrecht die Zweifel hören, die bei vielen beim Lesen entstehen: Moment, wenn die Suchmaschine individualisierte Suchergebnisse präsentiert, dann müssen ja doch persönliche Daten übermittelt, gespeichert und ausgewertet werden. Ertappt!

Aber keineswegs. Die Entwicklerinnen und Entwickler bei Xayn haben sich etwas Pfiffiges einfallen lassen. Sie haben dem Suchdienst durchaus eine Lernfunktion spendiert. Angeblich werkelt im Hintergrund KI (Künstliche Intelligenz) und wertet das Verhalten des Users aus. Aber – und das ist ein wichtiger Unterschied zu Google – nur auf dem eigenen Gerät! Die Individualisierung findet nur hier statt. Die Daten verlassen das eigene Gerät nicht. Masked Federated Learning wird das genannt.

Das halte ich für einen schlauen Einfall.

Xayn gibt es auch als App: Hier ist die Bedienung Tinder-like; Rechte: WDR/Schieb

Xayn gibt es auch als App: Hier ist die Bedienung Tinder-like

Anderes Layout, andere Funktionen

Wer Google, Bing und Co. kennt und Xayn ausprobiert, muss sich durchaus erst an das etwas andere Layout gewöhnen. Schick ist es aber auf jeden Fall. Auch die Suchergebnisse können sich sehen lassen. Praktisch auch die „Deep Search“ genannte Funktion: Hier können User mit einem einfachen Klick tiefer in ein Thema eintauchen und sich weitere Infos anzeigen lassen (und persönliche Sammlungen relevanter Inhalte anlegen).

Ein neues Konzept also.

Die Web-Version ist jetzt als Beta gestartet, könnte also hier und da noch etwa holprig sein. Allerdings funktioniert die Web-Version derzeit nur mit Chrome- und Firefox-Browser. Für Android und iOS gibt es seit Dezember eine Xayn-App. Hier kommt das Tinder-like Wischen zum Einsatz, um die KI zu trainieren.

https://vimeo.com/567373878

Eine weitere Alternative zu Google: Brave

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

9 Kommentare

  1. Es wird so viel über KI und Suchmaschinen disktutiert, aber von Xyan hört man nix? Gegen die “Weltmacht” Google kann man sich aber auch nur schwer durchsetzen.

  2. Generell ist jede Suchmaschine willkommen, die auch was taugt. Ich habe anfangs Lycos genutzt und sie existiert immer noch und zu meinem Erstaunen muss ich feststellen, dass die Suchergebnisse nicht nur hochwertiger sind, sondern die Aktualität auch nicht hinterherhinkt. Bei Google dauert es inzwischen 2 Woche oder länger bei neuen Webseiten, bis sie im Index sind. Lycos hat aber meinen kleinen Blogbeitrag auf die Schnelle indexiert. Bing ist die zweite Alternative. Sie geht zwar auch eigene Wege. Aber bei ihr merkt man, dass sie Google hinterherhecheln und alles nachahmen. Neue Suchmaschinen versprechen viel. Da ist aber nichts weiter als heißte Luft.

  3. Startpage.com

    Wenn es um Suchmaschinen geht sollte man ruhig auch mal Startpage erwähnen, oder nicht Herr Schieb?

    Beste Suchergebnisse UND ohne Datenspeicherung.

  4. Der Artikel enttäuscht ein wenig zur Headline.
    Hab jetzt ne Suchmaschine erwartet um willige Singles zu finden :)

  5. Wenn unsere Gesellschaft mehrfach gespalten ist und fast alles bis in die Hysterie treibt, dürften individualisierte Suchergebnisse einen gehörigen Anteil daran haben. Wie @Werner will auch nicht gefangen sein in einer selbst gemauerten Filterblase. Egal ob als
    – Rechter oder Linker
    – Kapitalist oder Kommunist
    – Klimaleugner oder Klimahysteriker
    – Querdenker oder Coronahysteriker
    – oder, oder, oder
    Es ist wichtig auch die andere Seite zu sehen um die eigenen Ansichten überprüfen zu können. Es soll gar nicht einfach und bequem sein das bestätigt zu bekommen was man schon immer gerne gesehen oder gehört hat. „Deep Search“? Auch eine tiefere Suche möchte ich nicht vorgekaut bekommen; es gibt eher zu viel Leute die mir einreden wollen wie ich denken soll.
    Ob das tatsächlich so entscheidend ist wo das Benutzerprofil dann abgespeichert wird, daran habe ich in der Tat auch meine Zweifel. Verknüpfungen zu erstellen könnten nicht mehr ganz so einfach sein. Aber zu diesen Fragen komme ich erst gar nicht.
    Was eine „Generation Tinder“ ist musste ich erst mal nachsehen. Da fehlt mir irgendwie der Draht und die Verbindung zu einer allgemeinen Suchmaschine. Aber wenn ich Blond bevorzuge spricht nichts dagegen es auch mal mit Rot oder Schwarz zu versuchen. Nur als Heiratsschwindler möchte ich in der Filterblase „reich“ bleiben.

  6. das problem: meine interessen ändern sich im laufe der zeit, bin also in meiner selbst und den ergebnissen von meinem alten ich gefangen.

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