Youtube Shorts: Die Welt in 60 Sekunden – und vertikal

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Youtube Shorts: Die Welt in 60 Sekunden – und vertikal

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60 Sekunden: Diese maximale Länge für ein Video gibt es im regulären Bereich von Instagram schon sehr lange. Auch der vor allem bei Jüngeren sehr populäre Dienst TikTok beschränkt Videos auf diese Länge (oder sollte es besser “Kürze” heißen?).

Die Aufmerksamkeitsschwelle sinkt weiter – und nun bietet auch Youtube ein solches Format an. Videos, die maximal 60 Sekunden dauern – “Youtube Shorts” genannt. Der Algorithmus schlägt Videos vor – nicht nur von den Personen, denen man folgt.

Youtube Shorts erscheint als Feed in der Youtube-App; Rechte: WDR/Schieb

Youtube Shorts erscheint als Feed in der Youtube-App

Youtube Shorts ab Mittwoch in 100 Ländern

In den USA und 25 anderen Ländern gibt es diese kurzen Youtube-Clips schon länger. Doch angesichts des nicht zu leugnenden Erfolgs von TikTok sah sich Youtube wohl gezwungen, aufs Gas zu treten. Noch diese Woche sollen die Shorties in 100 Ländern verfügbar sein – darunter auch in Deutschland. Bis Mittwoch soll die Betaversion (Testbetrieb) in Deutschland allen Nutzern zur Verfügung stehen.

Doch Youtube Shorts sind nicht nur auf 60 Sekunden beschränkt, sie laufen auch im Vertikalformat – also hochkant. Auch das ist bei TikTok selbstverständlich (wie auch bei Instagram Stories). Da nahezu alle Videos bei TikTok und künftig auch bei Youtube Shorts mehr oder weniger Selfies sind oder Personen “in action” zeigen, ist das Hochkantformat durchaus passend.

Mehr oder weniger ungenierter TikTok-Klon

Auf TikTok sind die allermeisten Videos Lipsync-Videos: Die Creators singen Songs nach, tanzen dazu – oder simulieren Sketche. Da braucht es die nötigen Rechte. Youtube sieht sich hier im Vorteil, weil die Google-Tochter weitreichende Deals mit der Musikbranche hat – und einen breiten Katalog an Songs anbieten kann. Auf denen können die Creators dann aufbauen – und dazu eben singen oder tanzen (was einige fraglos sehr gut können).

Auch eine Möglichkeit zur Monetarisierung sieht Youtube vor (also eine Möglichkeit für Kreative, mit ihren Videos Geld zu verdienen). Das ist wichtig, da vor allem die “Talentierteren” mit ihrer Arbeit Geld verdienen wollen – je einfacher das ist, desto attraktiver ist eine Plattform bei den Creators.

In den 26 Ländern, in denen es Youtube Shorts schon gibt, spielt Youtube täglich 6,5 Milliarden(!) Videos aus. Das sind erstaunliche Zahlen. Kein Wunder, dass Youtube das Geschäftsmodell möglichst schnell ausbauen will.

60 Sekunden und vertikal: Aber "Likes" als Währung bleiben; Rechte: WDR/Schieb

60 Sekunden und vertikal: Aber “Likes” als Währung bleiben

 

Wenn die Aufmerksamkeitsspanne weiter sinkt…

Auch wenn viele Videos auf TikTok zweifellos unterhaltsam sind: Um Dingen auf den Grund zu gehen, reichen 60 Sekunden nicht aus. Generell ist es wohl eher nicht so gut, wenn die Aufmerksamkeitsschwelle weiter nach unten geht. Zum Glück gibt es auch längere Youtube-Formate – und Podcasts, die so ziemlich das Gegenteil sind von der knallbunten, meist albernen Welt, die Instagram Stories, TikTok und nun eben auch Youtube bietet.

https://vimeo.com/574380142

Youtube Shorts: Alle Werkzeuge zum Erstellen der Videos an Bord

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

2 Kommentare

  1. Ich halte das auch für einen TikTok-Klon. Es ist unverkennbar, wo Google sich da hat inspirieren lassen. Selbst so ein großer Konzern ist sich scheinbar nicht zu schade auf solche Züge aufzuspringen. Aber Google kann es sich halt leisten. Dank der Kürze sind die Videos sehr gut konsumierbar und insbesondere für Mobile User gut “snackable”. Ich bin gespannt, wie lange sich dieses – sehr auf Clickbait ausgerichtete – Video-Format hält.

    • Durchwinker am

      Ich finde die Sache fast wichtig, weil YouTube natürlich auch die beliebteste Plattform bleiben möchte. Klar, man könnte jetzt sagen “Schuster, bleib bei deinen Leisten”, aber als Webvideo-Plattform, die sowieso jahrelang kaum rentabel war und wo die Marke schon immer das wichtigste war, da halte ich es für legitim, wenn man versucht nicht überholt zu werden von Apps wie TikTok. Schließlich geht es bei YouTube immer noch vor allem um die Marke und damit ständig eingehende Nutzer.

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