Apple und Google herrschen wie Könige über ihre App-Stores

https://blog.wdr.de/digitalistan/apple-und-google-herrschen-wie-koenige-ueber-ihre-app-stores/

Apple und Google herrschen wie Könige über ihre App-Stores

Kommentare zum Artikel: 7

Niemand soll behaupten, analoge und digitale Welt seien dasselbe. Es ist ganz gewiss nicht so. In der digitalen Welt gelten ganz eigene Regeln – und allzu häufig machen diese Regeln die ganz Großen der Branche: Google, Apple, Amazon, Facebook Microsoft.

Warum? Weil sie es können! Alle anderen sind nur Fußvolk und haben nichts zu melden. Wir Kunden und User nicht – aber auch alle anderen nicht.

Knackpunkt der Kritik: 30% Provision für jeden Verkauf im App-Store; Rechte: WDR/Schieb

Knackpunkt der Kritik: 30 Prozent Provision für jeden Verkauf im App-Store

Unser Smartphone gehört uns nicht wirklich

Ein schönes Beispiel sind die oft sündhaft teuren Smartphones, die wir uns zulegen. Wir blättern Hunderte von Euro auf die Ladentheke und bekommen dafür Hightech vom Feinsten. Trotzdem gehören uns die Geräte nicht wirklich.

Apple und Google haben Monopole auf ihre mobilen Betriebssysteme iOS und Android. Sie legen fest, was unsere Geräte können dürfen und was nicht, welche Daten erhoben werden. Ja, selbst welche Apps wir installieren und benutzen dürfen. Diese Form der Bevormundung ist bei Apple noch ausgeprägter als bei Google.

Apple gibt die Regeln vor

Es kann also niemand auf die Idee kommen und eine schicke App für das iPhone entwickeln, wenn Apple das nicht gefällt. Apple gibt die Regeln vor, wie Apps auszusehen haben. Jede App wird geprüft, bevor sie im App-Store landet.

Wir Konsumenten sind komplett entmündigt. Selbst wenn wir bereit sind, das Risiko einzugehen, eine ungeprüfte App zu benutzen – es geht nicht. Weil Apple es verbietet.

Was, wann, wie und ob im App-Store auftaucht, entscheiden Google und Apple; Rechte: WDR/Schieb

Was, wann, wie und ob im App-Store auftaucht, entscheiden Google und Apple

Entrechtung der Konsumenten

Das wäre so, als ob mein Auto nicht nach Polen oder Dänemark fährt, weil es der Autohersteller nicht will. Obwohl: So weit sind wir davon auch nicht mehr entfernt. Denn Tesla nimmt sich auch das Recht, einfach Daten abzugreifen, die in meinem Fahrzeug anfallen. Ungefragt. Unkontrolliert. Und wer weiß, was sie als nächstes vorhaben… Auch hier also ein klarer Trend zu Entrechtung der Konsumenten.

Aber auch, wer Apps entwickelt, darf nicht machen was er will. Apple und Google legen klare Regeln fest, auf welche Weise zum Beispiel Geld zu berechnen ist.

Und eins ist klar: Jeder Einkauf – jetzt und in Zukunft! – muss über den App-Store von Apple und Google abgewickelt werden. Warum? Weil dann 30 Prozent Gebühr fällig werden. Wie eine Art Wegezoll an der Hängebrücke an der Stadtmauer.

Mein Smartphone gehört mir? Irrtum…

Moderner Wegezoll spielt Unsummen ein

Und mit diesem Trick  lässt sich gut Geld verdienen. Apple hat im vergangenen Jahr rund 50 Milliarden Dollar in App-Store umgesetzt. Das sind mal eben 15 Milliarden Dollar Provision für Apple. Die sagen, sie brauchen das Geld für den Betrieb des App-Stores. Klar: 15 Milliarden Dollar.

Die neu gegründete Coalition for App-Fairness, der unter anderem Spotify, Epic Games und einige andere Größen angehören, gehen dagegen nun auf die Barrikaden. Zu Recht! Sie haben zehn Forderungen aufgestellt, die absolut nachvollziehbar sind.

So argumentiert zum Beispiel Spotify: Ein Drittel der monatlichen Gebühren gehen an Apple. Während Apple bei seinem eigenen Musikdienst Apple Music alles behalten kann. Fairer Wettbewerb ist das nicht.

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

7 Kommentare

  1. Smartphones sind halt keine richtigen Computer – wie die Playstation, oder Xbox und Switch auch nicht – überall die gleichen Regeln.

    • Smartphones, Spielekonsolen sind richtige Computer.
      Prozessor, Speicher, Datenträger, … alles dabei.
      Selbst die Betriebssysteme basieren auf den klassischen Betriebssystemen, so ist Android letztlich nur ein Spin-Off von Linux.
      Auch die Leistungsfähigkeit muss sich nicht verstecken. Es gibt Docks um manche Smartphones als Desktop-Computer einzusetzen.

      Der wirkliche Unterschied ist, dass die Software von den Herstellern so angepasst wurde, das die Computer a) auf Ihren Einsatzzweck optimiert und b) Türen und Tore nach außen verschlossen wurden, damit Apple, Google, Sony die Kontrolle haben und von jedem und von allem Wegzoll erheben können.

  2. Chris Markos am

    Immer das Gleiche: die großen, bösen Smartphone-Hersteller mit ihren ach so gemeinen Regeln.

    Punkt 1: Niemand ist gezwungen, sich ein Smartphone von Apple zu kaufen. Android kann auch mit Apps, die nicht über den PlayStore geladen werden. Huawei hat zB ein ganz eigenen. So what.

    Punkt 2: Spotify soll mal bloß leise sein. Wenn ich über die Seite abonniere, bekommt der Storeanbieter nix. Liegt also nicht an den Storeanbietern, sondern an der Bequemlichkeit der User.

    • @Chris, so ganz richtig ist das nicht, was Du schreibst. Zum einen: Apple verbietet ausdrücklich andere Zahlungsströme als über InApp, das ist ja genau der Knackpunkt bei Fortnite — und auch einigen anderen Anbietern, etwa solchen, die Fitness-Videos verkaufen wollten — das aber über den App Store machen müssen.

      Es ist richtig, dass Google — nicht als Smartphone-Hersteller, wie Du schreibst, sondern als Anbieter eines Betriebssystems — mehr Offenheit bietet als Apple. Im nächsten Android wird es sogar noch besser.

      Es ist doch kein Argument, dass man als Kunde die Wahl hat. Man könnte auch argumentieren: Man muss ja nicht in den Laden gehen, wo sie einen beklauen, geht doch einfach in einen anderen. Fakt ist, dass Apple und Google gemeinsam den Markt beherrschen – und so verhalten sie sich auch.

      • @Schieb: Das Zahlungsströme nur über InApp laufen dürfen stimmt nicht.
        Beispiel 1: Ich nutze mein YT Premium Abo auch auf meinem iPad. Die Zahlung läuft über mein Google-Konto.
        Beispiel 2: Ich kann (Kindle-)Bücher oder Filme auf Amazon kaufen und dann mit der Kindle/Amazon-Video-App auf dem iPad und Android Phone lesen/anschauen.
        Beispiel 3: Microsoft365 kann ich auch auf meinem iPad/Android-Phone nutzen. Zahlung läuft über mein MS-Konto.
        Apple/Google sehen hier also keinen Cent App-Provision.
        Es ist lediglich nicht erlaubt in der App einen alternativen Zahlungsweg anzubieten oder darauf hinzuweisen.

        Das ist zwar auch nicht schön, denn der Nutzer muss selber darauf kommen und sich informieren.
        Es ist eben auch die Bequemlichkeit der Menschen, die es den Konzernen leicht macht.

    • Chris Markos am

      Nabend,

      aber du kannst über die Spotify Seite abonnieren und dich dann in der App anmelden. ?? Btw das Google Pixel vergessen?

  3. Ja, schon interessant, vor allem wenn man dann sieht welche Widersprüche dadurch auch in der Gesellschaft offensichtlich werden.

    Freiheits- und Eigentumsrechte werden scharf beobachtet und verteidigt. Beim Kauf eines Smartphones ist das Fehlen vieler essentieller Rechte dann aber plötzlich ohne jeden Belang.

    Jede Übermittlung von Daten an lokale Behörden wird mit Argusaugen beobachtet. Bzw. selbst die Nichtübermittlung (siehe Corona-App) und ein geringstes diesbezügliches Restrisiko führt bei vielen zur Verweigerung. Das Übertragen von Massen an persönlichsten Daten an die Hersteller von Smartphones und anderen IT-Konzernen ist dann aber plötzlich ok. Selbst wenn man weiß das Behörden in anderen Staaten ohne Probleme darauf zugreifen (Cloud-Act).

Einen Kommentar schicken

Die mit * gekennzeichneten Felder müssen ausgefüllt werden.

Top