Wer hätte gedacht, dass sich die Dinge – ohne politischen Druck – auch mal von selbst in Richtung mehr Datenschutz und Privatsphäre entwickeln würden. Doch genau das passiert gerade. Den Stein ins Rollen gebracht hat ohne jeden Zweifel Apple: Zuerst wurden App-Entwickler gezwungen, im App-Store Angaben zu den abgegriffenen Daten zu machen.
Apple hilft Nutzern, Tracker abzuwehren
Dann erschwert die nächste Version der Apple-Betriebssysteme Trackern ihre Arbeit erheblich: Der Zugriff auf die Geräte-ID erfolgt nur unter ausdrücklicher Zustimmung der User. Außerdem werden User sehen können, welche Tracker im Gerät aktiv sind – und einzelne Tracker einfach abschalten können.
Apple muss keinen Umsatzverlust befürchten – denn Apple wertet keine Nutzerdaten aus. Das ist bei Google anders. Das gesamte Produkt-Portfolio ist so ausgelegt, an möglichst viele Daten zu kommen. Und da Google auch selbst ein riesiges Werbenetzwerk betreibt (nicht nur auf der Seite der Google-Suche), hat Google auch kein Interesse daran, den Datenschutz übertrieben voranzubringen.
Google denkt auch über Einschränkungen nach
Trotzdem hat die Intervention von Apple offensichtlich bei Google zum Umdenken geführt. Laut News-Dienst Bloomberg denkt nun auch Google über entsprechende Funktionen in seinem mobilen Betriebssystem Android nach. Auch Android-User könnten in Zukunft. Zwar weniger restriktiv als bei Apple (wen wundert’s?) – aber immerhin.
Vermutlich will Google nicht nur einen Gesichtsverlust vermeiden, sondern auch das Eingreifen der Politik. Denn ohne jede Frage ist die Richtung, in die Apple aktuell geht, absolut im Interesse der Verbraucher – und könnte zu einer Blaupause für Vorschriften werden. Wenn Google nun den Abstand zwischen Android und Apple verringert, ist der Leidensdruck nicht mehr so groß.
Tracker überwachen unser Leben
Facebook läuft Sturm gegen die Pläne
Facebook schmeckt das so gar nicht. Der Datenausschlachter schlechthin will sich natürlich auch in Zukunft gerne weiter im Datenpool aalen – und befürchtet schlechte Zeiten. Deshalb will Facebook demnächst in seiner App Hinweise präsentieren, um die User zu überreden, die Tracker zuzulassen (das ist legitim). Dieser Hinweis soll erscheinen, noch bevor die Warnhinweise von iOS aufpoppen.
Aus meiner Sicht besonders perfide: Facebook schiebt in einer Kampagne “Small Business Owner” vor. Die berichten, wie wertvoll für sie die Möglichkeit ist, bei Facebook und Instagram Werbung zu schalten. Zweifellos. Aber die übervollen Geldspeicher von Facebook sehen wir nicht. Facebook soll mal nicht so tun, als lägen ihnen die Small-Busines-Owner am Herzen, die unter der Pandemie leiden. Wenn das so wäre, könnte Facebook ja einfach auf einen Anteil am Werbekuchen verzichten!
Aber auch unter Usern gibt es Befürchtungen. Denn wenn Apps nicht mehr gnadenlos die User ausschnüffeln können, dann gibt es womöglich weniger kostenlose Spiele und andere Apps, die vielleicht Spaß bringen, aber am Ende eher sinnlos sind. Dann müsste man für Apps bezahlen – und würde sorgfältiger auswählen. Ehrlicher wäre das auf alle Fälle.
3 Kommentare
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Guten Tag, vielen Dank für die vielen wertvollen Infos!
Ich suche Infos zu Datensicherheit bei Newsletter-Software und Software zur Anmeldung bei Online-Veranstaltungen.
Vielleicht können Sie helfen.
Viele grüße
Susanne gura
Ich betreibe zwar selbst eine Seite mit Werbung, verzichte aber auf Facebook-Tracker, weil sie eigentlich gar keinen Mehrwert bieten, außer Facebook selbst reicher zu machen. Ich finde es gut, dass man bei Apple den ersten Schritt gemacht hat und hoffentlich auch bei Google nachzieht.
Viele Tracking-Methoden helfen Anzeigen ja auch nur bedingt.
Besser fände ich zum Beispiel, wenn man seine Interessen konkret angeben kann, aber ohne dabei zu sehr ins persönliche Detail zu gehen. Dann könnte man selbst auswählen, woran man mehr interessiert ist Werbung zu erhalten (beispielsweise lieber über Spiele als Kleidung usw.) und eben die Werbedaten, wie es jetzt schon der Fall ist, auf externen Seiten an die genutzten Worte anpassen.
Interessanter Vorschlag: Selbst Interessen angeben – statt durchleuchtet zu werden!