Es ist ein Phänomen, das schon lange bekannt ist: Likes – also der leise, dafür aber für jeden sichtbare Applaus – auf Facebook, Instagram, YouTube und Co. ist käuflich. Wenn neben dem Foto auf Instagram 100 Herzchen stehen, muss das nichts bedeuten. Vielleicht sind 80 gekauft. Oder 99. Oder 100.
Es ist Realität: Wer nicht darauf warten will, dass Heerscharen von Besuchern herbeiströmen und den “Gefällt mir”-Button anklicken oder antippen, kauft sich diesen Crowd-Jubel einfach kurzerhand ein. Es gibt diverse Agenturen, die gegen Bezahlung für einen Like-Teppich sorgen. Damit die anderen denken: Wow – er oder sie hat aber eine Menge Zustimmung. Da mach ich doch mit… Je mehr jemand investiert, desto mehr Likes gibt es.
Wer Likes will, kann sie haben – gegen Bezahlung
Kollegen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung haben in Zusammenarbeit mit der Ruhr-Universität Bochum untersucht, wer von solchen Likes profitiert. Ausgewertet wurde ein umfangreicher Datensatz des nach eigenen Angaben größten Anbieters dieser Art, der Firma Paidlikes aus Magdeburg. Die Firma beauftragt in großem Stil Clickworker – und die setzen ihre Likes je nach Wunsch des Auftraggebers. Es geht um rund 90.000 Social-Media-Seiten. Darunter die Seiten von Politikern und Parteien, von Unternehmen und Influencern, Friseuren und Fitnesstrainern – allerdings kaum bekannte Namen.
Wer es nötig hat, sich Likes einzukaufen, ist zu bedauern. Aber überraschen kann es nicht: In der Welt der Sozialen Netzwerke gilt eben nur der etwas, der viele Follower hat – und möglichst viele Likes bekommt. Reichweite ist eine Ressource. Je größer sie ist, desto höher die Preise, wenn ein Influencer etwas in die Kamera hält. Kapitalismus pur. Gefakte “Gefällt mir”-Zahlen können deshalb mittelbar zum Erfolg führen – und die Investition kann sich lohnen. Das Unternehmen „Paid Likes“ sagt übrigens, die Sehnsucht nach Ruhm im Netz sei ein legales und legitimes Geschäftsmodell.
Ab zu TikTok: Hier werden jetzt Likes gesammelt
Die Recherche zeigt: Dem Daumen nach oben bei Facebook oder dem Herzchen bei Instagram ist einfach nicht immer zu trauen. Neu ist diese Erkenntnis nicht – aber wichtig, sie bis in den letzten dunklen Winkel zu verteilen. Denn je mehr Menschen darum wissen, desto geringer ist das Risiko, dass Unternehmen, die Heerscharen von Anklick-Sklaven beschäftigen, weiterhin beauftragt werden, die “Gefällt mir”-Statistiken zu schönen.
Was die Menschen nicht alles anstellen, nur um Klick-Applaus zu bekommen, kann man derzeit besonders gut auf TikTok beobachten. Das neueste Netz-Phänomen: Die Nutzerzahlen explodieren hier aktuell. Vielleicht, weil auf Instagram teilweise schon keine Like-Zahlen mehr angezeigt werden. Instagram testet, wie es ankommt, wenn die Herzchen für die Allgemeinheit unsichtbar sind.
Gefällt keineswegs allen. Viele Menschen sind eben süchtig nach dieser fragwürdigen Art der Anerkennung.
11 Kommentare
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Auch heute ist das Thema präsenter denn je. Wir werden oft angeschrieben ob wir nicht gegen Bezahlung Likes abgeben würden. Das Problem ist auch auf Seiten der User zu finden, nur mit vielen Likes wird ein Angebot überhaupt beachtet.
Spannender Artikel, vielen Dank.
Ist leider sehr traurig was da abgeht…
Ich finde es gut, dass das mal ganz offen angesprochen wird. Wir erhalten öfter mal solche Anfragen. In Summe bringt das aber nichts, da die User in der Regel inaktiv sind. Noch dazu ist es eine moralische Frage, ob man seine Community hinters Licht führen möchte. Danke für den Beitrag Jörg!!
LG
Tommy
Spannender Artikel, vielen Dank.
Wir haben einige Angebote dazu erhalten.
Allerdings ist es uns wichtig die Nutzer selbst entscheiden zu lassen.
Aktuell sind in unserer Gruppe bei Facebook über 800 Nutzer vorhanden.
Beste Grüße
Danke für den Artikel! Auch wir haben oft über Käufe von Likes nachgedacht. Jedoch haben wir unsere Reichweiter auf Facebook organisch aufgebaut. Langfristig gesehen, bringt dies mehr. Aktuell liegen wir bei über 15.000 Likes auf der Seite und in der Gruppe. Es erfordert viel Mühe aber es zahlt sich irgendwann aus.
Wie kommt es bloß, daß mich das überhaupt nicht überrascht…?
A string trimmer is known by a variety of names across the world, the most popular ones being ‘line trimmer’, ‘weed eater’ and ‘strimmer’. It is a power tool used in gardens and farms for weeding or cutting grass or unnecessary smaller plants that have overgrown around objects.
Naja ist ja zu erwarten das Privatunternehmen wie Facebook dann ihren Service verkaufen…
Nein, die verkaufen es nicht. Es sind schon Agenturen.
“Viele Menschen sind eben süchtig nach dieser fragwürdigen Art der Anerkennung.”
Selbst die “Guten” wissen ziemlich genau, wie man sich technischer/unlauterer Hilfsmittel zwecks politischer “Überzeugungsarbeit” bedient. Sogar höchst prominent, z. B. hier nachzulesen,:
deutsche-wirtschafts-nachrichten . de/2014/06/09/die-einsame-kanzlerin-musste-merkel-tausende-facebook-likes-im-ausland-kaufen
Es geht übrigens nicht nur darum sich bei Facebook im Ruhm zu sonnen. Ob bei Google die Links, bei Facebook die Follower/Likes, bei Amazon die Bewertungen, bei YouTube die Clicks und Abonennten, das alles resultiert in handfesten Vorteilen beim Ranking.
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Nur wer beim Ranking vorne dabei ist wird gefunden und findet Beachtung, der Rest ist Hintergrundrauschen. Somit geht es um Geld, zum Teil um viel Geld.
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Es steht auch keine besondere Leistung dahinter Geld zu haben und sich solch einer Dienstleistung zu bedienen.
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Somit Schaden käufliche Likes/Follower, Links, Bewertungen anderen, welche dies nicht machen und der Gesellschaft als ganzes.
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Schluß der Gedankenkette ist, dass man jetzt darauf kommen könnte solch ein Geschäftsmodell zur gänze gesetzlich zu verbieten.