Sexuelle Belästigung im Metaverse

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Sexuelle Belästigung im Metaverse

Kommentare zum Artikel: 21

Der mittlerweile in Meta getaufte Facebook-Konzern hat eine Vision: Alles, was wir im normalen und echten Leben tun – beispielsweise andere Menschen treffen, Konzerte besuchen, arbeiten, spielen, einkaufen – sollen wir künftig auch im Metaverse können. Mit einer VR-Brille auf der Nase im virtuellen Raum.

Einige User haben Mark Zuckerbergs Versprechen von einer komplett virtuellen Welt wohl wörtlich genommen: Noch vor dem offiziellen Start des Metaverse-Dienstes “Horizon Worlds” gibt es erste Klagen über sexuelle Belästigung. Dabei haben die Avatare in Zuckerbergs nicht mal einen Unterkörper – ab der Gürtellinie ist alles abgeschnitten. Ändert aber wohl nix.

Horizons Wold ist der erste Metaverse-Dienst, der in den USA bereits am Start ist; Rechte: WDR/Schieb

Horizon Worlds: Der erste Metaverse-Dienst, der in den USA bereits am Start ist

Virtuelles Grapschen

Wie das Online-Magazin “The Verge” berichtet, hat es wohl schon während der Betaphase erste Beschwerden und Meldungen gegeben. Eine Testerin berichtet dort, andere Avatare hätten sich ihr genähert und sie quasi virtuell “begrapscht”. Sie fühle sich jetzt nicht mehr sicher.

Ähnliche Erfahrungen hat die “Bloomberg”-Journalistin Parmy Olson machen müssen. Kaum sei sie in Horizon Worlds gestartet und habe die sogenannte “Plaza” betreten  – eine Art virtuelle Eingangs-Lobby, in der alle Neuankömmlinge landen –, hätten sie auch gleich mehrere Avatare bedrängt. Sie flüsterten ihr Dinge ins Ohr und haben Fotos gemacht, schreibt Olson verstört.

Horizon Worlds: Schauplatz erster Belästigungen; Rechte: WDR/Schieb

Horizon Worlds: Schauplatz erster Belästigungen

Rüpel bleiben Rüpel

Da haben wir’s: Warum sollte es in einem Metaverse anders zugehen als in der physischen Welt oder auf Facebook und Co? Im Gegenteil: Im Schatten der Anonymität fühlen sich Verrückte – ob Männer oder Frauen – erst recht motiviert, andere zu belästigen.

Traurig, aber nötig: In Horizons World können Nutzerinnen und Nutzer auf Knopfdruck eine “Sicherheitszone” aktivieren. Damit andere Avatare wegbleiben. Und es ist auch möglich, ein Ereignis zu melden – damit Moderatoren sich in einem VR-Mittschnitt anschauen (bei einer Meldung werden automatisch die letzten drei Minuten aufgezeichnet und gespeichert), was los war und ggf. Nutzerinnen und Nutzer bei Verstößen gegen die Regeln aus der virtuellen Welt zu verbannen. Bis diese dann unter neuem Namen wiederkommen.

Keine bessere Welt

Es wird richtig schwierig und aufwändig, in einer virtuellen Welt dafür zu sorgen, dass sich alle wohl fühlen. Und wie sollte das überhaupt gehen – mit Rundumüberwachung 24/7? Ganz zu schweigen von zusätzlichen Herausforderungen: Hinter einem männlichen Avatar könnten sich auch eine Frau verbergen – und erst recht umgekehrt.

Das sogenannte Metaverse wird jede Menge neuer Probleme machen und sichtbar machen: Belästigungen, Bedrohungen, Beleidigungen. Die ganze Palette, so wie wir es auch schon von Facebook und Co. kennen. Jetzt nur mit bunten Figuren in einer 3D-Welt.

Horizon World: Es gibt Moderation – und einen zuschaltbaren Sicherheitsbereich

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

21 Kommentare

  1. Geht es also darum, dass dieses Metaverse bald Meetings im beruflichen Umfeld ersetzen soll? Welche Vorteile bringt das mit sich, abgesehen von der Zeitersparnis durch das Wegfallen des Arbeitswegs? Scheint es nicht mehr Nachteile als Vorteile zu haben, beispielsweise hinsichtlich der Authentizität? Schließlich könnte man befürchten, dass Meetings in witzigen Kostümen die Ernsthaftigkeit beeinträchtigen und die zwischenmenschliche Verbindung nicht wirklich stärken

  2. Ein merkwürdiger und interessanter Artikel. Verstehe ich nicht, das ist doch nicht echt man fühlt doch nichts hinter der Brille.. deswegen unsicher hin oder her… Es ist nicht echt und ich wünsche mir allgemein kein Leben in Metaverse.

    Lg Alisa

  3. Rolf Drewes am

    Das ist wie mit den SUV‘s. Es gibt sicher Menschen für die diese KFZ Form von Nutzen ist und die sie auch brauchen (können). Die SUV Basisentwicklung als Geländewagen mit Allrad war sicher von hohem Nutzen. Die Grundidee sozialer Netzwerke sicher auch. Die meisten „brauchen“ für ihre SUV‘s einfach nur zwei Parkplätze, weil nicht gelernt haben damit umzugehen. Genau so ist es bei den sozialen Netzwerken. Viele können sie zwar bedienen, damit aber nicht umgehen. Und es gibt die, denen das egal ist was für Folgen ihre Entwicklung hat, weil sie daran verdienen.

  4. Und was soll die Lösung sein? Zurück in die 1980er? Oder totale Überwachung durch den Staat? In diesem Blog klingt es dauerhaft so an, dass eine dieser beiden Lösungen gewollt ist.
    Ich bin persönlich kein Anhänger von Meta, sondern mehr ein Fan des Realworld-Metaverse von John Hanke und seinem Unternehmen Niantic. Allerdings wird die Entwicklung dort – leider – durch die Coronamaßnahmen massiv gehemmt, zudem ist mobiles AR viel schwerer zu realisieren als VR von der Couch aus. Und trotz vieler Zukäufe und hoher Investitionen hat Niantic seit Pokémon Go keinen Erfolg mehr geschafft, auch die Lightship-Plattform ist bislang nur ein Projekt.
    Aber ich bin mir sicher, dass Realworld-Metaverse würde in diesem Blog genauso panisch angegangen werden. Da wäre dann die Sorge über gefährliche reale Kontakte und Verkehrsunfälle. In diesem Blog ist Technik und Internet ja generell gefährlich und früher war alles besser.

    • Carsten Mohr am

      Nein, ich glaube, diese Einschätzung ist nicht richtig. Nicht alles, was machbar ist, sollte auch gemacht werden. Natürlich finden sich immer leichter (Schein-)Argumente gegen etwas als dafür. Darüber Reden bedeutet aber für mich auch, über das Positive hinaus auch die negativen Auswirkungen und Schattenseiten zu beleuchten. Und da sind viele Meinungen bzw. Kommentatoren gleichsam dem Brainstorming von Vorteil.
      So verstehe ich den Blog hier…

  5. bloggerjogger am

    Gab es vor etlichen Jahren nicht schon einmal so einen Unsinn namens “Second life” ? Wer braucht so etwas (außer geschäftstüchtige Unternehmen im Silicon Valley) ? Oder sollen solche Konstrukte die Modelleisenbahn, bzw. Zinnsoldaten vorheriger Generationen ersetzen ? Oder ist es eine unfreiwillige Ironie gegenüber einer technikverliebten Welt, welche auf dem besten Wege ist, sich selbst zu zerstören aber vor dem Untergang noch eine grafische Simulation / Kopie des Irrsinns für die Aliens bereitzustellen, die uns ggf. in 20.000 Jahren ausbuddeln ?

  6. Carsten Mohr am

    Ein wenig muß ich ja mich wirklich kaputtlachen. Hat ernsthaft jemand geglaubt, dies sei eine Insel der Glückseeligkeit, quasi ein Ponyhof wie der Immenhof oder sowas?
    Wenn ich jetzt sage, dass die Leute an REALITÄTSVERLUST leiden, dann ist das im doppelten Sinne gemeint.
    Viel Spaß, sage ich nur. Ach, und ohne mich ;-)
    So ganz ohne Beine? Wirklich? Neeee….

    • Das Metaverse-Testlabor wäre aber vermutlich, wegen Verstoßes gegen die Nationale Sicherheit o.ä., umgehend geschlossen worden, wenn eine UNgeimpfte Comicfigur (m/w/d) einer GEimpften Comicfigur (m/w/d) schlüpfrige Worte zugeflüstert hätte. ;-) Sollen sie halt allen die gleiche, geschlechtsneutrale Comicvisage verpassen, Unisexklamotten anziehen oder einfach nur simple, beinlose, Strichmänneken mit einer Initialenkennung (A.B.1234567) dort rumturnen und ihre Faxen machen lassen.

      • Hallo Dino,
        wie nennt man so einen Kommentar? Ich glaube “off-topic”. Oder was hat ungeimpft und geimpft mit diesem Thema zu tun?
        MfG

  7. BOYKOTTIERT_DIE_ASOZIALEN_NETZWERKE1 am

    Bisher hat mir noch niemand schlüssig und überzeugend darlegen können, wozu mensch diese Facebook-, Instagram-, Twitter-, Telegram und Komplicen wirklich und wahrhaftig “brauchen” sollte:
    Die Menschheit “braucht” das alles ungefähr so dringend wie die Beulenpest, Cholera oder halt – Coronaviren.
    Entweder diese digitale Pestilenz wirkt als gefährliches Suchtmittel oder als Nazitum-Verbreitungs-Katalysator oder als Cybermobbingwaffe bis hin zu Suiziden meist junger Opfer oder eben – wie von Jörg Schieb beschrieben – als Tummelplatz ebenso feiger wie sexualtitätsentwicklungsgestörter Belästiger:
    Wozu also sollten diese asozialen Netzwerke “gut” sein?
    Miteinander kommunizieren kann man anders und anderswo auch ohne diesen Dreck – nur leider vermögen das viele der unzähligen armen Menschen, die bereits der Facebook-+Co-Suchtfalle auf den Leim gegangen sind und daher in der Sucht festkleben, nicht wahrzunehmen – ganz genau wie beim Alkoholkranken-Tunnelblick…:-((
    Die Hoffnung besteht, wie bei jeder Suchtseuche, darin, daß dann doch einige schaffen, auszusteigen, weil sie Hilfe gesucht und gefunden haben (z.B. bei den inzwischen allerorten zu findenden Medien(sucht)ambulanzen):
    Man muß es SELBST tun, aber NICHT ALLEIN!
    Und ihre Kinder können sie vielleicht dann doch von diesem auf allen Ebenen schädlichem digitalten Crystal und Crack fernhalten – welch letztere ja ebenso wie Heroin zu Recht illegal sind.
    Vielleicht kommen wir dann so doch irgendwann zu einer relevanten Boykottgruppe, was Facebook und Komplicen dann endlich das Genick bricht.
    DAS wir dann ein Freudentag und ein echter “Freedom-Day”! :-))

    • Als erstes muss man über das Wort “brauchen” nachdenken. Ich wette es findet sich viel bei Ihnen was sie nicht wirklich “brauchen”, sie aber glauben es zu “brauchen”.

      Wenn sich Ihnen der Nutzen und das “warum brauchen” nicht erschlossen hat, dann wird sich Ihnen der Nutzen auch weiterhin nicht erschließen. Menschen mit unterschiedlichen Lebensräumen, Ansichten, Einsichten denken unterschiedlich und haben verschiedene Meinungen.
      Das bedeutet aber nicht, dass der Nutzen nicht existiert. Sie können nur Ausschließen, dass der Nutzen für Sie nicht existiert.

      • Man merkt echt, dass hier nur Männer kommentieren. Man unterhält sich lieber über das Metaverse und sonstiges, ignoriert aber das eigentliche Thema. Nämlich die Gewalt an Frauen.

        Auch wie im echten Leben. Danke Jungs.

        • BOYKOTTIERT_DIE_ASOZIALEN_NETZWERKE! am

          Also, meine Formulierung:
          “…Tummelplatz ebenso feiger wie sexualtitätsentwicklungsgestörter Belästiger…” würde ich jetzt nicht gerade als genuin männlich klassifizieren, dies zumal deshalb nicht, weil ich damit auch den Mißbrauch der asozialen Netzwerke zu frauenfeindlichen Taten angreife…
          (Jedenfalls war das meine Absicht…!)

    • Dieses Metaverse soll also bald auch Meetings im Arbeitsumfeld ersetzen? Was erreicht man damit – außer die Zeit zum Arbeitsplatz fahren? Dies birgt doch nur Nachteile statt Vorteile wie zum Beispiel Authentizität – man wird doch gar nicht ernstgenommen wenn jeder ein witziges Kostüm trägt, eine gewisse Zwischenmenschliche Verbindung wird auch nicht dadurch besser….

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