Warum Interoperabilität eine gute Sache ist

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Warum Interoperabilität eine gute Sache ist

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Früher gab es die SMS. Heute gibt es Messenger. Ganz viele davon: WhatsApp, Facebook Messenger, Threema, Signal, Telegram…

Doch diese Auswahl gibt es nur theoretisch. Denn womit kommunizieren die aller meisten? Klar: WhatsApp. Die App haben (fast) alle auf ihrem Smartphone. Deshalb nehmen wir diesen Messenger – auch in den Gruppen der Schule, im Verein, am Arbeitsplatz. Kleinster gemeinsamer Nenner. Und meine Threema-App meldet sich nur alle paar Wochen mit einer neuen Nachricht…

NRW-Verbraucherschutzministerin Heinen-Esser befürwortet Interoperabilität; Rechte: WDR/Schieb

NRW-Verbraucherschutzministerin Ursula Heinen-Esser befürwortet Interoperabilität

Facebook profitiert vom Netzwerkeffekt

Das Problem hat einen Namen: Netzwerkeffekt. Alle strömen in das erfolgreichste Netzwerk. Allen bekannten Problemen und Skandalen zum Trotz. Dabei wissen wir: WhatsApp gehört zu Facebook. Und die schert es nicht, dass sie eigentlich mal versprochen haben, die Daten von WhatsApp und Facebook getrennt zu lassen. Stattdessen wird nun eine Art Mega-Netzwerk von WhatsApp, Facebook Messenger und Instagram auf den Weg gebracht – mit 2,8 Milliarden Usern.

Deshalb ist es gut, dass so allmählich Initiativen starten, die Interoperabilität vorschreiben wollen. Verbraucherschutzministerin Ursula Heinen-Esser hat mir in einem Interview gesagt: Ziel sei es, wenigstens Textnachrichten – bestenfalls mit einem Foto garniert – mit jedem anderen Messenger austauschen zu können. Das könne der Gesetzgeber vorschreiben – und dann wäre der Netzwerkeffekt nicht mehr so stark. Weil ich dann auch aus Threema heraus einem WhatsApp-User Nachrichten schicken könnte.

https://vimeo.com/339064785

Verschlüsselung muss bei Interoperabilität nicht leiden

Offene Verschlüsselungsstandards müssen nicht schwächer sein

Klingt für mich alles sehr vernünftig und erstrebenswert. Alles, was die marktbeherrschende Stellung von Facebook/WhatsApp aufweicht, ist gut. Allerdings haben einige Sorgen, dass a) dann Metadaten in die Hände von Facebook fallen könnten und b) die Verschlüsselung geschwächt werden könnte. Beides lässt sich aber klären. Eine Speicherung und Verarbeitung von Metadaten ist ohnehin verboten – und könnte noch mal ausdrücklich untersagt werden.

Und die Verschlüsselung muss nicht zwangsweise leiden, sagt Alexander Fanta von netzpolitik.org. “Offene Standards müssen nicht schlechter sein als geschlossene Standards”, argumentiert er. Stimmt ja auch: WhatsApp arbeitet mit einem geschlossenen Standard und hat trotzdem ständig Sicherheitsprobleme.

Deshalb: Go – Interoperabilität. Kein User ist gezwungen, davon Gebrauch zu machen. Aber es ist gut, wenn Facebook gezwungen ist, es anzubieten – und andere Messenger auf diese Weise mehr genutzt werden.

 

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

4 Kommentare

  1. Günther am

    Kann auch ganz gut ohne einen Messenger; aber wer ihn braucht . . .
    Ob ein Staatstrojaner der springende Punkt ist ?!
    Und: Herrn Schieb zu unterstellen, dass er leichtfertig für etwas Vernünftiges wirbt, na das ist schon en Schmarrn !
    Viell eine Idee wie man die amis abwehrt ?!?

  2. Interoperabilität erleichtert aber auch den Einsatz von Staatstrojanern. Es genügt dann ein einziger, geräteübergreifender, interoperabler Trojanerstandard.
    Aber gut, wem mediale (Entscheidungs-)Freiheit gleichgültig ist und wer es gerne bequem hat, für den mag es sicher eine gute Sache sein.
    Mir unverständlich, dass gerade ein Digitaljournalist derartige Standards fordert und sogar begrüßt.
    Blödsinn? Nein: presseportal.de/pm/51548/4283395

    • Der verlinkte Text hat mit der Sache nun nicht sonderlich viel zu tun. Ich schreibe hier nicht einfach nur mal so einen Text, sondern beschäftige mich lange und intensiv mit dem Thema. Und spreche auch mit vielen Experten. Die Aspekte Sicherheit, Verschlüsselung und Datenschutz werden da ausführlich erörtert.

      Mir ist nicht ganz klar, wieso es einfacher sein sollte, einen “universellen” Staatstrojaner zu entwickeln, wenn es ein Protokoll gibt, das den universellen Austausch von verschlüsselten Nachrichten ermöglicht. Ein Trojaner nutzt Sicherheitslücken in Software aus.

      Übrigens kann ein Digitaljournalist auch über den Tellerrand hinaus blicken und die gesellschaftlichen Aspekte berücksichtigen — und abwägen, was wie wichtig ist. Ansonsten ist man nämlich Dogmatiker.

  3. Ich lebe ganz wunderbar ohne einen Messenger. Manchmal schreibe ich SMS, aber auch nicht oft. Mir fehlt nichts.

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