Die Gamescom ist vorbei, und es wird Zeit, Bilanz zu ziehen. Vor ein paar Tagen war ich noch vorsichtig optimistisch. Doch Ernüchterung hat sich breit gemacht.
Ich fasse zusammen.
Das lief gut auf der Gamescom
Die “Indie Arena Booth” hat Spaß gemacht: Im Browser konnten Spielerinnen und Spieler mehr als 180 Games entdecken, anspielen und mit Entwicklern ins Gespräch kommen. Hier kam zumindest ein bisschen Atmosphäre auf – so können digitale Messen in Zukunft aussehen.
Und es gab gute Nachrichten für die Spiele-Industrie: Die Großprojekt-Förderung kommt. Bisher sind Förderungen von Entwicklungen auf 200.000 Euro gedeckelt, ab dem 28. September sind zweistellige Millionen-Beträge möglich. Was Games aus Deutschland auf „Weltniveau“ bringen soll, dürfte zumindest viel Geld in die Kassen hiesiger Studios spülen.
Felix Falk vom Game-Verband über die Games-Förderung.
Das lief schlecht auf der Gamescom
Die Gamescom hatte ihren Miniskandal im Rahmen der Entwicklerkonferenz Devcom: Ein Studio, dessen Spiele als rassistisch wahrgenommen werden, wollte ein anti-rassistisches Event ausrichten und so das nächste “kontroverse” Spiel bewerben. Die Devcom hat das Event abgeblasen – aber sowas muss früher auffallen.
Als devcom-Team liegen uns Diversität und eine offene Gesellschaft sehr am Herzen, was wir unter anderem mit einem Konzert gegen Diskriminierung und Rassismus mit einer großartigen Band öffentlich unterstreichen wollten. Partner des Konzerts war ein Entwicklungsstudio, das
— devcom (@Devcom_conf) August 28, 2020
Von der neuen Konsolen-Generation war wenig zu erleben. Eigentlich wäre die Gamescom das letzte Großereignis gewesen, bevor die nächste Xbox und die Playstation um den November herum in den Handel kommen. Zu sehen gab es aber weder die neue Technik noch wirklich neue Produkte, die diese ausreizen könnten. Es bleibt das Gefühl, dass die neuen Konsolen ins nächste Jahr verschoben werden könnten.
Auch die sogenannte Opening Night Live am Donnerstagabend vor dem eigentlichen Messestart hat mich enttäuscht: kaum Überraschungen, ein liebloser Award für die besten Spiele der Messe, technische Probleme. Wenn das Publikum im Stream über ruckelnde Bilder und Abbrüche klagt, läuft etwas falsch bei einem Online-Event.
Das war die Eröffnungsveranstaltung der Gamescom 2020.
Die echten Weltpremieren haben gefehlt: Die haben die großen Spielefirmen schon längst in ihren eigenen Online-Shows in den Wochen zuvor präsentiert. Ohne Publikum und internationale Medien galt offenbar das Motto: Warum in der Gamescom einer von vielen sein, wenn wir auch allein unser Ding machen können. Allerdings: Ohne Messepublikum, keine große Aufmerksamkeit.
Wie geht es weiter?
Wozu braucht man Messestände, lange Schlangen und Gedränge in Messehallen, für ein digitales Produkt wie Videospiele? Diese Gamescom hat gezeigt, dass sich nicht alles online auffangen lässt. Zwar war es wichtig für die Spiele-Industrie und die Kölner Messe, dass die Gamescom auch im Corona-Jahr 2020 stattgefunden hat. Schon um zu zeigen, dass weiterhin mit ihr zu rechnen ist. Aber hätten wir tatsächlich etwas vermisst, wenn sie komplett ausgefallen wäre? Leider nein.
Ein Kommentar
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Sehe ich ein bisschen anders. Es gab zwar nicht das ganze Messefeeling, aber das war ja sowieso klar. Das die Gamescom das trotzdem durchgezogen hat und haufenweise Videos und Streams gemacht hat, war cool und hat zumindest ein bisschen Gamescomfeeling gebracht. Ich bin also nicht enttäuscht, sondern fand gut, dass sie das beste draus gemacht habe.