Normalerweise habe ich am Gamescom-Donnerstag die Kölner Messehallen bereits unzählige Male durchquert. Ich habe mich durch Menschenmengen gequetscht und meine Ohren der Dauerbeschallung ausgesetzt. Dieses Jahr sitze ich zuhause vor dem Computer und schaue mir Videos an.
Die gute Nachricht: Die Gamescom findet statt. Aber: Wegen Corona ausschließlich digital – und komplett kostenlos. Das ist eine Lösung der Kategorie “Besser als nichts”, und ich bin mir trotzdem sicher: Sie wird am Ende auf diversen Kanälen von Twitch über Youtube bis hin zu TikTok Hunderttausende und Millionen von Zuschauern gefunden haben.
Game-Geschäftsführer Felix Falk über die Chancen der rein digitalen Gamescom.
Denn das Programm ist interessant für Spiele-Enthusiasten: Täglich gibt es unter Gamescom Now in deutscher und englischer Sprache mehrere Stunden Show mit Interviews, Diskussionen, neuen Videospielen, Präsentationen. Angefangen mit der Eröffnungsgala Opening Night Live am Donnerstag.
Die Gamescom lässt spielen
Letztlich wurde alles, was die physische Gamescom besonders macht, in digitale Videoform gepresst: Cosplayer präsentieren ihre Verkleidungen als Videospielhelden. Die Retro Gamer streamen von morgens bis abends und chatten dazu.
Die jedes Jahr wichtiger werdenden Indie-Spiele, Games von kleinen und unabhängigen Entwicklerstudios, haben ihre Messestände komplett virtualisiert: Wie in einem Multiplayer-Game können wir als Avatare über die Indie Arena Booth wandern und mehr als 180 Spiele ansehen. Dort ist sogar möglich, was der eigentliche Kern der Gamescom ist: zocken.
Ja, ich freue mich auch dieses Jahr auf die Messe.
So sieht die Indie Arena Booth aus.
Aber natürlich ist es anders. Die Atmosphäre geht verloren, wenn so viel fehlt: die verkleideten Cosplayer, mit denen Fans Fotos machen können, die Entwicklerinnen, die neben ihren Games stehen und sie erklären, Treffen von Spielerinnen und Spielern, die sich nur virtuell kennen und auf der Messe endlich mal wieder persönlich treffen, Let’s Player und E-Sport-Stars, die ihren Fans Autogramme geben.
Die Gamescom kann nicht alles digitalisieren
Außerdem werden dieses Jahr die neue Playstation und die neue Xbox präsentiert, eine neue Konsolen-Generation startet. Das ist ein Ereignis, das nur alle paar Jahre stattfindet – und auf der Messe wird diese Geräte niemand anfassen und zum ersten Mal ausprobieren können. Für Fans und Spiele-Industrie gleichermaßen ist das richtig bitter.
So zeitgemäß eine rein digitale Messe in Zeiten von Twitch und Youtube auch ist, die Gamescom-Fans werden das Echte in diesem Jahr schmerzlich vermissen. 350.000 Messebesucher sind nicht durch eine Vielzahl von Online-Gästen zu ersetzen. Aber sie werden digital das Beste daraus machen. Ich bin gespannt.