50 Millionen Euro Gamesförderung mit Makel

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50 Millionen Euro Gamesförderung mit Makel

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Jetzt kommt die Gamesförderung also tatsächlich. Bis 2023 soll der Bundestag bis zu 200 Millionen Euro an Spieleentwickler in Deutschland verschenken. Doch die Förderung hat einen Schönheitsfehler.

Es war ein monatelanges Bangen in der deutschen Spielebranche, ob die Politik das große Steuersäckel öffnen und die versprochenen 50 Millionen Euro jährlich ausschütten würde.

Mal versprach Verkehrsminister Andreas Scheuer, verantwortlich für Digitale Infrastruktur, es gebe für ihn kein wichtigeres Thema, dann wurde das Wort „Game“ von ihm totgeschwiegen. Die Förderung verschwand aus dem Haushaltplan. Bis sie jetzt schließlich – auf den allerletzten Drücker – im Haushaltsausschuss durchgewunken wurde. Jetzt fehlt nur noch das grüne Licht der EU-Kommission.

Nötig hat die Gamesbranche in Deutschland eine Förderung durchaus: Voriges Jahr machte sie hierzulande einen Umsatz von rund 135 Millionen Euro – und hatte damit einen winzigen Marktanteil von nur 4,3 Prozent. Die Branche boomt, deutsche Unternehmen profitieren davon aber nicht. Die internationale Konkurrenz aus den USA, Kanada, Frankreich oder Polen ist viel besser aufgestellt.

Gamesförderung: Mehr Wirtschaft als Kultur

Das soll die Förderung ändern. Minimalziel: Der Marktanteil in Deutschland muss erheblich steigen. Und wenn der eine oder andere internationale Erfolgstitel darunter wäre, ein deutscher Blockbuster, würde das der Fortsetzung der Förderung über 2023 sicher nicht schaden.

Die Branche jubelt. Doch die Bundesregierung hat sich mit diesem Förderungsmodell auch eine Chance entgehen lassen, Computerspiele als Kulturgut zu würdigen und zu fördern.

Felix Falk ist Geschäftsführer vom Branchenverband Game. Bild: Game / Dirk Mathesius

Felix Falk und Linda Kruse vom Branchenverband Game erklären den Kulturtest.

Ein Beispiel: das Amaze-Indiegame-Festival in Berlin. Hier werden in Ausstellungen, Podiumsdiskussionen, Preisverleihung und Party Computerspiele als Kunstform gefeiert. Im Mittelpunkt stehen Spieleentwickler aus der ganzen Welt, die aus ihrem Medium mehr kreatives Potenzial kitzeln, als es die meisten kommerziellen Unternehmen können.

Das Amaze bangt um seine Fortsetzung und versucht via Crowdfunding 50.000 Euro einzusammeln.

Auch in NRW gibt es solche Festivals: Nächstes Wochenende findet in Köln das Indie-Game-Fest statt, das kleine und unabhängige Spieleentwickler feiern will. Mit kostenlosem eintritt in eine Kneipe, so dass auch Menschen mitfeiern können, die sonst keinen Bezug zu Videospielen haben.

Von den 50 Millionen Gamesförderung jährlich sehen diese Festivals keinen Cent. Schon ein winziger Anteil am dicken Fördertopf hätte zahlreichen Festivals, Ausstellungen und Events eine nachhaltige Perspektive gegeben. Das wäre vielleicht nicht in irgendwelchen Bilanzen sichtbar gewesen – hätte den Standort Deutschland für Gameskultur aber nachhaltig stärken können.

Über den Autor

Mit "Doom" fing es an; seitdem haben digitale Spiele Thomas Ruscher nicht mehr losgelassen. Wenn er nicht gerade selbst spielt, schreibt und spricht er über Battle Royale, Open Worlds, eSport, Roguelikes und alles, was sonst noch mit Games zu tun hat.

2 Kommentare

  1. Ich denke man kann die Spielebranche nicht mit Geld voranbringen. Da müssen neue Ideen und Innovationen kommen, um wirklich etwas bewegen zu können. Ein erster Schritt wäre es, die Computerspiele ernst zu nehmen und sie auch im Fernsehn zu zeigen.

    • Thomas Ruscher am

      Mit den neuen Ideen und Innovationen in der Gamesbranche ist das so eine Sache: Spieleentwicklung ist ja unverschämt teuer, große Produktionen trauen sich deswegen nur kleine Risiken. Dort sind also keine Innovationen zu erwarten. Und die kleinen Indieentwickler, die sich solche Experimente trauen, müssen oft ihr mühsam Erspartes in die Entwicklung ihres Spiels stecken. Dort kann etwas staatliche Unterstützung durch Förderung sicher nicht schaden. Um Risikobereitschaft zu belohnen.

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