Macht 3,50 EUR. Viele kramen für den Caffè latte keine Münzen mehr aus der Hosentasche, sondern halten mal eben flott ihre Smartwatch oder ihr Smartphone ans Terminal. Ping. Bezahlt. Ohne lästige Eingabe einer PIN. Fast jeder Dritte hat in Deutschland schon mal auf diese Weise bezahlt. Das Smartphone als Zahlungsmittel scheint ein Trend zu sein – bei den einen. Andere beobachten diese Entwicklung mit tiefer Sorge. Denn die überwiegende Mehrheit der Deutschen wollen auf Bargeld keinesfalls verzichten.
Manche wollen das Bargeld abschaffen
Aber vielleicht müssen sie es irgendwann? Denn die Zeichen stehen auf “Digital Payment”. Die Händler profitieren davon in der Regel, wenn wir nicht bar, sondern mit Plastikgeld oder eben digital bezahlen. Denn Münzen und Scheine bringen für sie eine Menge Nachteile mit sich. Es ist aufwändig, genügend Bargeld vorzuhalten, die Einnahmen zu zählen, das Geld abholen zu lassen. Bezahlt ein Kunde digital, ist all das nicht nötig – und alles ist sofort korrekt gebucht. Ein Traum für alle, die sich für Effizienz begeistern können.
Manche wollen sogar das Bargeld abschaffen. “Das ist pure Tyrannei”, beklagt sich padeluun, Chef der Initiative digitalcourage. Denn aus seiner Sicht bedeutet Bargeld Freiheit. Nur Bargeld sei anonym. Wer mit Kreditkarte zahlt, hinterlässt Spuren – beim Händler, bei der Bank. Wer digital bezahlt, hinterlässt ebenfalls Spuren, wenn auch andere: Beim Händler, beim Zahlungsabwickler (Google Pay, Apple Pay), bei der Kreditkarte, bei der Bank. Selbst mit Bitcoin zu zahlen sei nicht wirklich anonym, gibt padeluun zu bedenken (siehe Gespräch im Video).
Bitkom-Geschäftsführer Rohleder sieht ein Ende fürs Bargeld
Eine Welt ohne Bargeld? Tyrannei!
Trotzdem setzt Bitcom-Chef Bernhard Rohleder auf Digitales Bezahlen: “Bargeld wird es vielleicht noch zehn Jahre geben”, sagt er. Lässt aber im Gespräch keinen Zweifel daran, dass sich das Digitale Bezahlen durchsetzen wird. Klar, was soll der Chef des Branchenverbands der Digitalen Industrie auch anderes denken oder sagen. Die beiden Positionen scheinen sich unversöhnlich gegenüberzustehen.
Deshalb ist es wichtig, dass es uns in Deutschland nicht so geht wie in Skandinavien: Da müssen Händler oft drastische Gebühren bezahlen, wenn sie Bargeld bei der Bank abliefern. Was zur Folge hat, dass dort oft ein “No Cash!”-Schild im Fenster hängt. Die Menschen sind praktisch gezwungen, mit Kreditkarte oder digital zu bezahlen. Das darf es bei uns nicht geben: Wir sollten diskriminierungsfrei entscheiden können, ob wir bar bezahlen wollen – oder eben digital. Das verstehe ich unter Freiheit. Und die muss auch geschützt werden.
Bargeld abschaffen? Digitalcourage-Chef padeluun befürchtet Tyrannei
9 Kommentare
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Der Artikel beleuchtet interessant die Debatte um digitales Bezahlen versus Bargeld. Besonders bemerkenswert finde ich den Vergleich mit Skandinavien, wo die Bargeldnutzung durch hohe Gebühren für Händler eingeschränkt wird. Diese Entwicklung zeigt deutlich, wie staatliche und wirtschaftliche Entscheidungen die Freiheit des Einzelnen beeinflussen können. Es ist wichtig, dass wir in Deutschland eine Wahl haben und dass diese Wahl diskriminierungsfrei bleibt. Denn wie der Artikel richtig feststellt, steht Bargeld für Freiheit und Anonymität. In einer Zeit, in der unsere Daten immer wertvoller und schutzbedürftiger werden, sollten wir diese Aspekte nicht leichtfertig aufgeben.
Nun ich bin nur für Bargeld oder zumindest für beides. Karten sind nicht Staadlich !
Am Ende gibts nur noch Überwachung und ‘Druckmittel’. Kein Geld dann können die Privat Banken
nach Lust und Laune die Gebühren erheben und über mein Einkommen verfügen. Jeder liest ja die AGB und ist mit allem einverstanden ? An Karten und Online Dienste verdienen kreditkarte Firmen Billionen. Eine unauffällige,bequeme, Moderne Versklavung.
Laut Karte ( Abrechnung 3 Bier ) Abzug Krankenkasse Sie haben nicht gesund gelebt etc. ?
Deshalb ein Gesetz dass Bargeld auch zukünftig als Zahlungsmittel akzeptiert werden muss.
Möge keiner sagen er hätte es nicht gewusst!
Wenn man über digitale Alternativen zum Bargeld nachdenkt, kommt man zur Geldkarte. Den Chip hat jeder auf seiner Karte. Warum habe ich ihn nicht benutzt? Die Angst das gespeicherte Geld könnte bei Kartenverlust verloren sein? Der viel größere Bargeldbedarf als maximal speicherbar ist, verbunden mit dem Aufwand der Neuaufladung? Der Aufwand sich an ein neues Bezahlmittel zu gewöhnen? Die mangelnde Akzeptanz bei Verkäufern? Bequemlichkeit? Mangelnde Weitergabefähigkeit/fehlende Schenkbarkeit? Fehlende Übersicht? Weniger Sparanreiz? Haptische und optische Gesichtslosigkeit? Sicher von allem etwas. Nun sind die Anbieter mit Datensammelgeschäftsmodell in die Lücke gestoßen. Und die anderen bargeldlosen Bezahlmodelle bedienen o.g. Nachteile ebenfalls mal mehr und mal weniger. Es wird wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis die Bargeldabschaffer sich durchsetzen und einen Weg zurück gibt es dann nicht mehr.
Ich kann allen Vorkommentaren nur zustimmen, und ihnen ist auch kaum etwas hinzuzufügen.
Freilich: Die Nachteile und Schäden, die die Zunahme der Ersetzung des Bargeldes durch digitale Bezahlformen uns als einzelnen Menschen ebenso zufügen wie unserer gesamten Gesellschaft, der Freiheit, der Demokratie und dem Rechtsstaat liegen doch dermaßen offen zu Tage, daß es erschrecken muß, daß überhaupt und daß doch immerhin sehr viele Menschen sich trotzdem darauf einlassen.
M.E. hat das nicht nur mit der Meinung zu tun, digitales Bezahlen sei bequemer, sondern viel mehr damit, daß ungeheuer viele Menschen bereits dermaßen von allem Digitalen regelrecht angefixt, berauscht und im pathologischen Sinne abhängig (gemacht) worden sind, daß sie ihre Selbststeuerungsfähigkeit zu großen Teilen eingebüßt haben und damit auch die Fähigkeir, die Wirklichkeit wahrzunehmen und die Folgen ihres Tuns abzuschätzen.
MIR jedenfalls käme – ebenso wie dem Kommentator P.Gedoehns – niemals auch nur die Anschaffung eines Smartphones in den Sinne, geschweige, es zum Bezahlen zu nutzen.
A propos “nutzen”: M.E. fallen die Leute auch darauf herein, daß sie “Nutzerinen und Nutzer” und “User” genannt werden:
So merken sie nicht, daß sie in Wahrheit BENUTZTE sind!
Ich war mal für EDV im Krankenhaus verantwortlich und habe daher viel Zeit in meinem Leben verbracht zu überlegen, wie man Personal- oder medizinische Daten schützen kann oder muss. Die beste Methode, man gibt erst gar nicht die Möglichkeit an Daten heranzukommen. Das ist immer auch eine Kosten-Nutzen frage.
Der Nutzen beim digitalen Bezahlen ist so gut wie nicht vorhanden; der Schaden durch Datenmissbrauch kann gewaltig sein, das bemerkt man nur nicht immer. Egal ob Surfen, Bezahlen oder Sonstiges, ich versuche so wenig Spuren wie möglich zu hinterlassen. Übrigens, auch der Name und die hier angegebene E-Mail Adresse sind nicht echt.
Ich bin eigentlich neuen Techniken sehr aufgeschlossen, doch manches sehe ich durchaus mit Sorge, so die Abschaffung des Bargeldes, ohne eine “echte” Alternative (Bitcoin & Co sind das heutzutage nicht), wie man Geld frei mit sich führen und ohne Mittelsmann transferieren kann.
* Der Datenschatz beim Einkauf ist zu verführerisch, die Möglichkeit der Auswertung dürften sich Unternehmen im Kleingedruckten genehmigen lassen.
* Die Kosten für die Händler sind niedriger, hm vielleicht. Aber es schummelt sich ein weiteres Glied in die Kette der “Wertabschöpfung”, welche Ihren Anteil bei jeder Transaktion haben möchte, die Bank.
* Es gibt Menschen welche sich schon jetzt damit schwer tun, das vieles nicht mehr Persona am Schalter erledigt werden kann, da es kaum noch Schalter gibt. Diese dürfte vollends vor Problemen gestellt werden.
* Nur noch digitales Geld welches immer über Banken fließt und dort verwahrt werden muss. Das ist die perfekte Kontrollmöglichkeit für Staat und Zentralbank. Vielleicht will diese jetzt noch niemand nutzen, doch “die Geister die ich rief”. Wenn eine Krise da ist, und es wird irgendwann immer eine geben, dann werden die Möglichkeiten genutzt.
Positiv zu vermerken ist, dass ohne Bargeld und mit entsprechenden automatischen Überwachungs-Algorithmen die Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit schwieriger werden dürfte.
Zunächst mal finde ich es gut, dass der WDR über dieses Thema kritisch berichtet.
Immer wieder höre ich von Leuten, dass sie häufig mit Karte bezahlen und sich nichts dabei denken, weil es doch so bequem ist. Es heißt dann immer: “Ich habe doch nichts zu verbergen”.
Etwas Kriminelles habe ich auch nicht zu verbergen, aber meine Identität und meine Daten gegenüber denen, die sich aus wirtschaftlichen Gründen brennend dafür interessieren. Dass nur Schwarzarbeiter und Drogenhändler Bargeld benötigen, ist ein in den Medien hochgespieltes Märchen, um die Barzahlung in ein schlechtes Licht zu rücken.
Für mich und für viele andere kritische Bürger ist die Barzahlung neben Überweisungen und Abbuchungen das einzige Zahlungsmittel. Mit der Karte hole ich mein Geld ab und mit einem Smartphone will und kann ich nicht bezahlen, da ich keines besitze und zwar nicht aus Armut oder Technikfeindlichkeit, sondern aus Überzeugung.
Wer sich gläsern machen möchte und irgendwann Negativzinsen auf sein Guthaben bezahlen möchte, soll gerne mit Karte, mit Smartphone oder von mir aus auch mit einem implantierten Chip bezahlen, aber die Freiheit zur Barzahlung MUSS erhalten bleiben.
Nachbarschaftshilfe ade. Trinkgeld ade ,immer mehr Freiheit geht verloren, Überall Kamaras. In China sieht man wie weit der Staat gehen kann und dass ist erst der
Anfang. Wehe Wehe wenn ich das Ende sehe.
Volle Kontrolle über die Schafsherde, dann dürfen wir noch blöcken.
Was padeluum gestern in der Lokalzeit forderte, nämlich dass die ARD mit Facebook Schluss machen sollte, fand ich guuuuut!