Wolfenstein bringt Hakenkreuze ins Computerspiel

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Wolfenstein bringt Hakenkreuze ins Computerspiel

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Heute sind gleich zwei Spiele aus der Wolfenstein-Reihe erschienen: “Wolfenstein: Youngblood” und “Wolfenstein: Cyberpilot”. In beiden Games kämpft der Spieler gegen Nazis – die Spiele sind die ersten großen Blockbuster-Spiele, die Nazi-Symbolik und Hakenkreuze zeigen. Endlich.

Das ist in Ordnung so. Die USK, die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle, hat die Spiele geprüft und die Altersfreigabe “Ab 18 Jahren” vergeben. Damit können die Spiele in Deutschland ganz offen und legal verkauft werden.

Games dürfen Hakenkreuze zeigen

Eigentlich ist das Symbol des Hakenkreuzes verboten, aber es gibt Ausnahmen. Die regelt die Sozialadäquanzklausel: Verfassungsfeindliche Symbole dürfen gezeigt werden, wenn sie der Wissenschaft, der Bildung oder der Aufklärung dienen. Oder der Kunst.

Quentin Tarantinos “Inglorious Basterds” zeigt Hakenkreuze im Kino ebenso wie verschiedene Comedy-Shows im Fernsehen. Und vor ziemlich genau einem Jahr hat die USK entschieden: Auch Computerspiele fallen unter die Sozialadäquanzklausel.

Das war die richtige, überfällige Entscheidung. Es gibt keinen Grund, warum das Medium Computerspiel eine Sonderbehandlung bekommen sollte. Außerdem hat das strikte Verbot von Hakenkreuzen in Videospielen absurde Blüten getragen. Bestes Beispiel auch hier: “Wolfenstein” von 2017.

Es gab eine internationale Version mit Hakenkreuzen, mit Hitler als greisem Antagonisten, mit Juden ermordenden Nazis. Und es gab eine für den deutschen Markt angepasste Version ohne Hakenkreuze, dafür mit Herrn Heiler. Und es gab keine Juden. Eines der größten Verbrechen des Nationalsozialismus ließ die deutsche Variante der Wolfenstein-Dystopie unter den Tisch fallen.

Eine Szene aus "Through The Darkest Of Times". (Bild: Paintbucket Games)

Wie “Through The Darkest Of Times” mit Hakenkreuzen umgeht.

Diese Absurdität hat dazu beigetragen, das strikte Hakenkreuz-Verbot 2018 endlich zu brechen. Aber auch andere Spiele haben ihren Anteil: Im deutschen “Through The Darkest Of Times” geht es um Zivilisten im Widerstand, und in “Attentat 1942” berichten Zeitzeugen über ihre Erlebnisse während der Besatzung Tschechiens durch die Deutschen. Das ist fast mehr Dokumentation als Spiel – und “Attentat 1942″durfte wegen der enthaltenen Hakenkreuze zunächst nicht in Deutschland veröffentlicht werden.

Die Wolfenstein-Spiele sind in erster Linie Unterhaltung fürs große Publikum, ihre Freigabe bedeutet jetzt aber keine Schwemme an Hakenkreuzen in Spielen. Denn die USK prüft weiterhin jedes einzelne Spiel – und wenn ein Spiel Hakenkreuze nur als billigen Effekt nutzt oder gar zur Verherrlichung des Nationalsozialismus, wird es weiterhin keine Freigabe bekommen. Diese Aufgabe erfüllt die USK bisher vorbildlich.

Über den Autor

Mit "Doom" fing es an; seitdem haben digitale Spiele Thomas Ruscher nicht mehr losgelassen. Wenn er nicht gerade selbst spielt, schreibt und spricht er über Battle Royale, Open Worlds, eSport, Roguelikes und alles, was sonst noch mit Games zu tun hat.

Ein Kommentar

  1. Leute die noch nie getrunken haben, fingen mit der Prohibition damit an; aus einer Dokumentation über Al Capone. Gut gemeint ist nicht immer aber häufig das Gegenteil von gut. Es gibt den Reiz des Verbotenen.
    Man muss sich mit Extremismus auseinandersetzen. Schon das blinde Dagegenhalten ist das „Gegenteil von Gut“ denn irgendwo gibt es einen wahren Kern und irgendwo fängt die Übertreibung im Extremismus an. Wird das nicht ausgesprochen, gehen mögliche Fehlentwicklungen weiter und das macht am Ende nur die Seite stärker, die man im Ursprung mit „wehret den Anfängen“ bekämpfen wollte. Das Verbot von Symbolen setzt noch früher ein. Meines Wissens gibt dieses Verbot in dieser nur in Deutschland und Österreich; aufgrund der Geschichte.
    Das ist hier aber nicht der richtige Ort um weiter in die Einzelheiten zu gehen. Es geht um die Anwendung der „Sozialadäquanzklausel“ in Computerspielen, die würde ich schon als Kunst einordnen. Ob das jetzt die große Kunst ist oder nur wohlwollend vergleichbar angewendet wäre auch eine Diskussion für sich. Das Spiel selbst kenne ich kaum. Ich lehne Ballerspiele nicht grundsätzlich ab aber ich bin keine Fan. Vor Jahren habe ich in einer zensierten Version nur kurz geballert.
    Etwas am Rande:
    Leute, ihr müsst nicht weltoffen, freundlich und kooperativ sein, wenn sich jemand mit holprigen Englisch als Windows-Support von Microsoft am Telefon meldet; ich hatte ca. 10 Anrufe dieser Art in der letzten Woche. Das sind Betrüger, was die meisten in Digitalistan wahrscheinlich wissen. Mit meinem Pseudonym gibt es einen Bonus-Lacher dazu. Herr Ruscher, ich rege mal eine Rückfrage bei LkA und Bundesnetzagentur an und wenn es eine neue Welle gibt, wäre eine Warnung z.B. in Aktuellen Stunde sinnvoll; füllt auch das Sommerloch.

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