Gaming gehört in den Lebenslauf!

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Gaming gehört in den Lebenslauf!

Kommentare zum Artikel: 14

Wer gerne Videospiele spielt, sollte ernsthaft darüber nachdenken, dieses Hobby in seinen Lebenslauf zu schreiben. Denn wer sich mit Games beschäftigt, kann damit eine ganze Reihe von Fähigkeiten nachweisen.

Zeitverschwendung sind Videospiele sowieso nicht. Wenn ein Game für ein paar Stunden gut unterhält, genügt das. Aber auch wenn ich kein Freund davon bin, bei Games unbedingt großen Nutzen für die eigene Entwicklung oder irgendeinen Lerneffekt suchen zu wollen, liegen diese inzwischen auf der Hand.

Sind Civilization-Spieler gute Manager?

Ein Beispiel: Im Strategiespiel “Civilization” geht es darum, eine Nation von der Jungsteinzeit bis in die Zukunft zu führen, Städte zu gründen, Kriege auszufechten, diplomatische Beziehungen aufzubauen. Wer gut in Civilization ist, der hat auch einige Fähigkeiten, die man im Management benötigt.

Ein Forschungsteam von den Unis in Liechtenstein, Münster und Rotterdam hat das nachgewiesen: Es hat 40 Studierende “Civilization” spielen lassen.

Im Anschluss haben sie die Studierenden in einem Assessment-Center getestet. Da hat sich gezeigt: Studierende, die bei “Civilization” besonders stark waren, wenn es um Problemlösungen und Organisation ging, schnitten auch im Assessment-Center für Manager besonders gut ab. Die Schlussfolgerung: Mit “Civilization” lassen sich Management-Fähigkeiten nachweisen.

Eine Szene aus dem Computerspiel "Civilization VI". Bild: Civilization/2K Games

Wirtschaftsinformatiker Alexander Simons erklärt, wie Games Unternehmen helfen können.

Sollten angehende Manager nun also jede Woche vier Stunden “Civilization” spielen? Das ist noch nicht klar: Ob Spielende mit “Civilization” Management-Talente trainieren können, ist die nächste große Frage. Für andere Games gibt es diesen wissenschaftlichen Beleg schon: Mit dem Actionspiel “Borderlands 2” oder dem Klötzchen-Aufbauspiel “Minecraft” lassen sich Teamwork und Kommunikationsfähigkeiten ausbilden.

Nicht alle Games gehören in den Lebenslauf

Das soll keine pauschale Empfehlung für alle Videospiele sein. Es muss zum Unternehmen passen. Und welche Spiele für bestimmte Fähigkeiten stehen, ist in vielen Fällen unklar, wofür könnten simple Spiele wie “Candy Crush” oder Games mit Abzock-Mechaniken wie “Coin Master” stehen? Aber wer heute einen modernen Job sucht, braucht digitale Kompetenz. Genau diese Kompetenz muss nicht an der Uni oder in der Schule erworben werden – wer sich intensiv mit Games beschäftigt, erlernt diese von ganz alleine.

Kurz: Wer gerne Videospiele spielt, sollte das ruhig im Lebenslauf erwähnen.

Über den Autor

Mit "Doom" fing es an; seitdem haben digitale Spiele Thomas Ruscher nicht mehr losgelassen. Wenn er nicht gerade selbst spielt, schreibt und spricht er über Battle Royale, Open Worlds, eSport, Roguelikes und alles, was sonst noch mit Games zu tun hat.

14 Kommentare

  1. Der Artikel regt wirklich zum Nachdenken an. Videospiele haben in unserer Gesellschaft oft einen schlechten Ruf, werden aber – wie hier schön dargestellt – unterschätzt, wenn es um die Entwicklung wichtiger Fähigkeiten geht. Spiele wie Civilization oder auch Shooter fördern Problemlösungsfähigkeiten, Teamarbeit und strategisches Denken, was in vielen beruflichen Kontexten von unschätzbarem Wert ist. Natürlich sollte man die Wahl der Spiele im Lebenslauf sorgfältig abwägen ;) und darauf achten, dass sie zur ausgeschriebenen Stelle passen. Es ist spannend zu sehen, wie sich die Wahrnehmung von Games in der Berufswelt langsam wandelt.

  2. Dabei kommt es sicherlich auch darauf an, für welche Stelle man sich bewirbt. Im Lebenslauf ist leider meistens nicht viel Platz. Anders herum gedacht, sollte man es wirklich nur erwähnen und nicht seine ganze Bewerbung auf Gaming-Fähigkeiten stützen.

    Nicht alle Videospiele sind wirklich dazu geeignet, sich gewisse “Skills” anzutrainieren. Als wertvoll erachte ich vor allem Simulationen und Strategiespiele. Kooperative Titel können den Teamgeist fördern usw.

    Auch die Arbeitgeber bzw. Personalabteilungen werden immer jünger. Weshalb ich es nicht so abwegig finde, seine Gaming-Leidenschaft im Lebenslauf zu erwähnen. Guter Beitrag! ;)

  3. Dipl. Betriebsw. am

    Spiel und Sport in der Freizeit kann für den Beruf nützlich sein, ob Computer oder nicht. Man kann darüber nachdenken es zu erwähnen, es könnte hilfreich sein aber auch nach hinten losgehen.
    Tatsächlich bin ich Betriebswirt, also Manager und spiele zur Entspannung auch Civilisation IV. Man lernt tatsächlich spielerisch das Ganze nicht aus dem Auge zu verlieren. Es ist sinnlos gegen eine Bedrohung eine Verteidigungsarmee aufzubauen, deren Unterhalt die Wirtschaft nicht bezahlen kann oder alles zur Verteidigung an eine Grenze zu schicken und an der anderen Seite nimmt ein anderer eine Stadt nach der anderen ein. Solche Gefahren vom Tunnelblick kann man übertragen auf unser Corona-Cabinett mit starren Blick auf Infektionszahlen bei laufend einseitiger Beratung. Auch da versucht man Verteidigung aufzubauen die die Wirtschaft nicht auf Dauer leisten kann und Null-Covid an einer Stelle wird sinnlos wenn im zweiten Schritt der Gegner Mutation einmarschiert, auf geschwächte Wirtschaft trifft und eine Stadt nach der anderen einnimmt.
    „Die Schlussfolgerung: Mit “Civilization” lassen sich Management-Fähigkeiten nachweisen“, also schicken wir ein paar Gamer nach Berlin und/oder ein paar Entwickler von Civilisation in die Helmholtz-Blase um die Spielmechanik zu überarbeiten.
    Aber verstehen kann ich einen Ministerpräsidenten schon, wenn man immer das gleiche hört und dann aus Langeweile „Candy Crush“ spielt.
    „Kurz: Wer gerne Videospiele spielt, sollte das“ vielleicht nach guter Überlegung „im Lebenslauf erwähnen“; kommt auf den Einzelfall an und das würde ich nicht „ruhig“ angehen.

  4. Carsten Mohr am

    Man kann ja angeben, Schach zu spielen, in einem Verein, mit seiner eigenen ELO-Zahl etc. Oder aber man läßt es besser, zu erwähnen, dass man Duke Nukem klasse findet und dort den höchsten level in kürzester Zeit schafft. Was das jetzt mit Job unbedingt zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht. Der Job ist doch erst einmal von fachlichen Kompetenzen abhängig. Soziale Kompetenzen kommen danach. Wer an der Börse als Broker arbeitet, braucht alle Komponennten eines Zockers, aber geht es schief in seinem Job, weiß man auch warum.
    Ich würde es nicht erwähnen, außer im unspektakulären Rahmen, nicht an prominenter Stelle. Wie z.B. Was sind meine besonderen Stärken?
    Es geht auch um die Position, auf die sich beworben wird. Ein Azubi im Baugewerbe, oder IT, da ist das unwesentlich. Als Bankangestellter, Versicherungsmakler oder Facharzt schon schwieriger.

    • Thomas Ruscher am

      Ich würde in einem Anschreiben auch nicht erwähnen, dass ich den ersten Level von “Duke Nukem” in unter 60 Sekunden schaffe… aber als Randnotiz unter Hobby, Freizeitbeschäftigungen o.ä. den Hinweis “Gaming” festzuhalten, scheint mir nicht unangemessen.

      • Carsten Mohr am

        DAS stimmt vielleicht. Aber man sollte es vielleicht nicht als einzige Beschäftigung erwähnen. Ich denke da an die, wie im Artikel auch erwähnten, Vorbehalte in den Personalabteilungen bzw. -verantwortlichen. Alles ist sicher richtig, aber will keiner wirklich hören. Und hier gesellschaftlich ein Faß aufzumachen, macht keinen Sinn. Nach dem Motto “ich habe angegeben, Gaming sei mein Hobby, und habe deshalb den Job nicht bekommen”…
        Es kocht einem gleich alles Mögliche hoch, das ist das Probelm an der sicher nicht schlecht gemeinten Diskussion. Aber wenn andere Dinge, wie Homeoffice zur Pflicht werden, wo man vorher dachte, der Arbeitgeber habe da das Hoheitsrecht (Stichwort Lohnzahler), dann fragt man sich, wo das hinführt? Es darf keiner abgelehnt werden, wenn er das Gefühl hat, wegen seiner Neigung zu Gaming abgelehnt worden zu sein?
        Kein Haar in der Suppe. Realität am Arbeitsgericht.

    • Thomas Ruscher am

      Wer auf gehobenem Niveau CS im Team spielt, der dürfte vermutlich gewisse Team- und Kommunikationsfähigkeiten haben. Zum Beispiel bei “Borderlands” ist das schon nachgewiesen worden in einer Studie.

  5. Interessante Idee, jedoch mit Vorsicht zu geniessen, da Videospiele in bestimmten Kreisen kein besonders hohes Ansehen haben … Welche Spiele man gern und gut spielt, ist natürlich auch wichtig ;)

  6. Der Link zu dem Artikel auf der WDR Startseite führt nicht auf diese URL sondern auf eine URL welche einen login erfordert: [interner Link]

  7. Sachlich denke ich hat der Autor recht, entscheidend ist aber ob die Entscheidungsträger das auch so sehen.

    Aus einem anderen Metier was ich gut kenne, den Gesellschaftsspielen, kann ich sagen, das es noch viele, viele Leute gibt die dabei nur an Mensch ärgere Dich nicht und Monopoly denken.

    Das es komplexeste Titel gibt, welche verschiedenste Fähigkeiten aufs Höchste fordern, kommt von diesen Leuten nur manchen in den Sinn.

    Interessant wird es wenn man mal jemanden näher damit konfrontiert. Zwei typische Reaktionen sind:
    Entweder absolute Begeisterung, es eröffnen sich neue Welten
    oder
    tiefe Ablehnung, entweder aus Prinzip oder weil jemand mitbekommt das er von seinen Fähigkeiten selbst nur bis Fang den Hut mithalten kann.

    Mein Fazit: Weiterhin gut darüber nachdenken was man den so in seinen Lebenslauf schreibt. Die Entscheidungsträger sollten aber einen offenen Mindset haben, wenn Sie mitbekommen welche Hobbies ein Bewerber hat.

    • Thomas Ruscher am

      Es ist natürlich immer abhängig von dem Unternehmen, bei dem man sich bewirbt. Es wird immer Menschen geben für die Spiele, ob als klassisches Gesellschaftsspiel oder als Videospiel, als Kinderkram und Zeitverschwendung abtun. Auch wenn ich noch von keiner umfassenden Studie weiß, so hat mir der Wirtschaftsinformatiker Alexander Simons doch von zumindest einer Umfrage erzählt, laut der es Unternehmen durchaus zu schätzen wissen, wenn sich Bewerberinnen und Bewerber für Gaming interessieren. Aber es bleibt wohl immer ein Abwägen und eine kritische Selbsteinschätzung, ob und wie das Hobby “Spiele” in einem Vorstellungsgespräch thematisiert werden könnte.

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