Amazon, der eigentliche Daten-Sünder

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Amazon, der eigentliche Daten-Sünder

Kommentare zum Artikel: 10

Immer noch denken viele, Amazon sei ein Onlineshop. Ein gigantisch großer zwar, aber eben ein Onlineshop.

Unfug. Amazon ist einer der geschicktesten Informationshändler der Welt: Der Konzern sammelt im großen Stil Daten ein, wertet sie aus, nein: wringt sie aus, betreibt überaus erfolgreiches Power-Marketing – und weiß aufgrund der ungeheuren Datenmengen, die wir dem Konzern frei Haus überlassen, früher als irgendjemand sonst, wonach sich die Leute sehnen.

Amazon erfindet sich immer wieder selbst neu; Rechte: WDR/Schieb

Amazon erfindet sich immer wieder selbst neu

Amazon sammelt Daten bis zum Abwinken

Gerade erst hat Jeff Bezos Konzern den neuen Dienst Amazon Samples angekündigt. Kunden bekommen kostenlose Warenproben zugeschickt – unaufgefordert. Weil Amazon aufgrund des Kaufverhaltens, des Suchverhaltens und der Interaktionen mit Systemen wie dem Sprachassistenten Alexa jede Menge über alle weiß, wissen die Algorithmen, mit welchen Warenproben sie jeden Einzelnen entzücken können: Handcreme hier, Sportsocken dort, Windeln für die jungen Eltern – die noch gar nicht wissen, dass sie Eltern werden. Amazon aber schon.

Amazon ist ein Datenstaubsauger. Wenn wir uns über Datensammelei beklagen, fallen meist nur Google und Facebook. Das sind zweifellos die bekanntesten Sünder. Amazon kommt bei diesen Debatten meist ungeschoren davon. Dabei durchleuchtet Amazon seine Kundschaft nicht minder gründlich. Ohne im Tausch einen Service kostenlos anzubieten.


Amazon verschickt unverlangt Pakete mit Gratisproben (Radio Bremen2)

Am Ende profitiert einer immer: Amazon

Nur so entstehen die so häufig verblüffend gut passenden Kaufempfehlungen. Nur so sind Projekte wie Amazon Samples möglich. Nur deshalb hat Amazon ein Patent auf eine Technologie, die Waren zum Versand vorbereitet, noch bevor wir sie bestellen. „Method and System for anticipatory package shipping“ nennt sich das Patent.

Das sollte Anlass genug sein, sich ernsthafte Sorgen zu machen. Denn Amazon sammelt die Daten nicht einfach nur, sondern nutzt sie. Schamlos. Zum eigenen Vorteil. Der Bezos-Konzern kennt die Märkte besser als jeder andere. Marketplace sei Dank. Amazon produziert besonders erfolgreiche Waren einfach selbst. Profitmaximierung as its best.

https://vimeo.com/273679317

Amazon-Einkäufe nicht selten problematisch

Die Politik muss handeln – sonst droht ein Tsunami

Die Politik ist gefordert, diesem Treiben endlich Einhalt zu gebieten. Konzerne, die Daten sammeln, sollten zur vollständigen Transparenz verpflichtet werden. Nur das schützt uns (möglicherweise) vor Missbrauch. Und bewahrt seriöser operierende Unternehmen, nicht der Versuchung zu erliegen, ähnlich skrupellos zu agieren – oder unterzugehen, zerdrückt von einem übermächtigen Konzern.

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

10 Kommentare

  1. Off_Leiner am

    Den pseudo-erwachsenen narzißmuskranken Sucht-Säuglingen” – “Ich will alles immer überall sofort ohne mich auch nur einen Millimeter zu bewegen” – können m.E. nur noch massive Psychotherapien helfen – was freilich Krankheitseinsicht voraussetzt, die die meisten nicht haben.
    Solange das so ist, und so lange sie sogar SO krank sind, daß sie sich sehenden Auges und wissentlich gegenüber der organisierten Datenkriminalität von Amazon, Google und den asozialen Medien splitterfasernackt machen, auf daß man sie manipulieren, überwachen und profitmaximierend lenken kann – SO lange wird ihnen keiner helfen können – und so lange haben sie es auch nicht verdient.
    Ehrlich leid tun mir allerdings die vielen tausend fleißigen, ehrlichen und kompetenten Einzelhändlerinnen und Einzelhändler, die reihenweise von den Kranken und ihren Ausbeutern kaputtgemacht werden – und ehrlich leid tun mir die verbliebenen Gesunden und Wahrnehmungsfähigen, weil Smartphonelosen, die lieber weiter bei lebendigen Menschen einkaufen gehen (ja, richtig:L GEHEN – mit eigenen Füßen und Beinen!) würden…

  2. P. Gedoehns am

    Höchst bedenklich finde ich, dass es noch immer viele Menschen gibt, denen die Preisgabe ihrer Daten völlig egal ist. Sie kaufen mit dem Wissen der Datensammelei bei Amazon. posten bei Facebook und WA, zahlen bargeldlos, reden mit Alexa und ähnlichen Geräten, hinterlassen Bewegungsprofile und sammeln Paybackpunkte. Wichtig scheint nur zu sein, dass alles bequem ist und auf den ersten Blick günstig erscheint.
    Anstatt hier konsequent zu handeln und dagegen zu demonstrieren, gehen sie gegen meteorologische Schwankungen und für die Reduzierung von günstigem Wohnraum auf die Straße. Das verstehe wer will, ich nicht.

  3. Datensammler, Datenkraken, Datenschlürfer, Datenauswerter, KI, Amazon, Alphabet, Facebook, Microsoft (…)? – D a t e n ???
    ……….
    Inzwischen denke ich, dass das “Ding mit den Daten” womöglich deshalb so hartnäckig im ‘Mainstream’ n i c h t ankommt, weil passende – und dennoch eingängige – Analogien, Metapher oder ‘geflügelte Worte’ zu diesem Thema fehlen.
    Daten hat keiner “übrig”.
    Keiner hat “nichts zu verbergen” – er weiß es höchstens nur noch nicht.
    Daten sind nicht so etwas wie während der Maniküre abgeschnittene Fingernägel – kein Abfallprodukt, das trotzdem nach einer entssprechenden Analyse viel über den Manikürten aussagt.
    Daten sind wie ein Stück lebende, intakte Haut, die wir uns bei jeder Online-Aktivität fast schon freudestrahlend abziehen lassen.
    Die einzige örtliche Betäubung, die wir für diesen Vorgang bekommen, ist z. B. der Kontakt mit Mitgliedern einer Online-Community, schöne Streaming- oder Shopping-Erlebnisse oder andere psychologische Streicheleinheiten.
    Und das schlimmste ist, dass diese scheibchenweise abgezogene Haut so auf Anhieb keiner vermisst. Auch tut dieser Eingriff nicht wirklich weh.
    Die Langzeitfolgen sind für den Einzelnen kaum zu überblicken.
    Ach, was schreib’ ich hier! – W e l c h e Langzeitfolgen denn ???
    — Die Haut ist unser größtes Organ. Geben wir sie freiwillig her, sind wir nicht mehr zu retten.
    ————-
    Grüße aus dem Utopia(?)-OP!

  4. Irrtum! Der bzw. die “eigentlichen(n) Datensünder” sind jene staatlichen Dienste, die mit Kusshand und, mehr oder weniger, gesetzlich legitimiert -aber stets ungestraft !- die Daten (von den “sündigen” Zulieferern Amazon, Apple, Ebay, Facebook, Google, Microsoft & Co.) anlasslos ! abschnorcheln, dauerhaft speichern, Profile erstellen, um damit genau jener Politik dienlich zu sein, die der Autor hier gutgläubig und regelmäßig um Regulierung anfleht. Verglichen mit diesen Praktiken (siehe Snowden) und den dahinter stehenden, gigantischen Serverfarmen zur Verwaltung jener anlasslosen Massendatenspeicherung, ist Amazons marketingstrategische Datenbankaufbereitung ein heiterer Kindergeburtstag.
    Dies dürfte dem Autor wohl auch bekannt sein … sollte man meinen.

    • Zum einen kann man nur Daten abschnorchen, die überhaupt erhoben werden. Ließe sich also lösen. Und ich flehe niemanden an, ich erwarte, dass die Politik uns Bürger schützt – und nicht die Unternehmen. Dass Daten von AMZ an – sagen wir – deutsche Behörden fließen, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Jedenfalls weiss ich nichts davon, wie hier unterstellt. Wenn Sie mehr wissen, dann her mit den Fakten. :)

      • Amazon & Co. werden (unfreiwillige) Zulieferer, eben durch das illegale ! Mitschneiden/Abschnorcheln der Dienste.
        Quellen? Z. B. , vom Blogger P. Welchering: “Geheimdienste machen Internet-Politik”, siehe zdf.de/nachrichten/heute/geheimdienste-machen-druck-im-internet-102.html
        und vom Spiegel, speziell zu Amazon: spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/amazon-hilft-cia-bei-spionage-a-977328.html
        oder vom Stern: stern.de/digital/online/alexa—der-traum-der-geheimdienste-7833744.html
        und etwas Offtopic, mehr ein Armutszeugnis für die Politik bzw. für deren mangelhafte, deutsche IT-Infrastruktur, :
        golem.de/news/bundespolizei-bodycams-speichern-verschluesselte-daten-auf-amazon-servern-1903-139749.html
        Reicht das für’s Erste?

    • Heiterer Kindergeburtstag ?
      Es ist derzeitig wahrscheinlicher das der einzelne handfeste Nachteile in der Ökonomie (z.B. Online-Handel) erleidet als durch Geheimdienste.
      Die Folgen können gravierend sein, denn am Ende geht es darum den einzelnen zu mehr Konsum zu verführen.
      Mehr Konsum = weniger Rücklagen = längere Lebensarbeitszeit.
      Mehr Konsum = mehr Umweltschäden.
      Mehr Konsum = spätere Einsicht das Konsum nicht nachhhaltig glücklich macht.
      Schlimmer noch wenn man mehr und mehr zu der Minderheit gehört die sich versucht dem Trend zu entziehen und kaum Datenspuren hinterläßt, dann dürfte das auf lange Sicht ebenfalls zu Nachteilen führen, z.B. per se höhere Preise wenn man doch mal etwas online einkauft. Denn das fehlen von Daten sind auch Daten, Metadaten, welche für die Analyse oft noch beliebter sind als die primären Daten.

      • Demnach hätte sich das Individuum also zu fragen bzw. sich zu entscheiden (sofern ihm diese Entscheidung überhaupt noch zugestanden wird), ob das Individuum dem Erleiden handfester Nachteile in der Ökonomie oder in seiner Privatsphäre/seiner Freiheit den Vorzug geben sollte? Oder sollte die Devise gar heißen: “Mach’ Dich möglichst gläsern, damit ‘wir a l l e’ was davon haben – denn schließlich geht es ja um Dich, um Deinen ‘Wohlstand’ und damit um ‘unser’ aller Gemeinwohl!”? Wo das hinführt, belegt China eindrucksvoll: Alles wissen wollen, alles speichern, katalogisieren, profilieren, aufwerten, abwerten, entwerten, beobachten und zensieren zur Befriedigung nimmersatter, lobbygetriebener, politischer und/oder kommerzieller Egoismen? Stets in Gefahr, was “Falsches” zu tun bzw. getan (noch Jahre später, auf Knopfdruck abrufbar) zu haben, was dem vorgeschobenen ‘Gemeinwohl’ schädlich ist/war? Wer w i l l solch ein Leben führen? Die Chinesen vermutlich auch nicht; öffentlich kritisieren dürfen sie es bereits heute schon nicht mehr – des Gemeinwohls wegen.

  5. Andrew Manner am

    Man könnte vieles auf prepaid Käufe umstellen, die in Lieferorten außerhalb der Stadt in EKZ’s geliefert werden, wo man sowieso einmal die Woche hinfährt.
    Und der Händler erhält nur die E-Mail Adresse und das Lieferzentrum .
    Mit einer TAN -übermittel per mail- und dem Zahlungsbeleg holt der Kunde die Ware ab.
    Sollte außer bei Schwergut , eigentlich überall funktionieren.
    Gleichzeitig werden Stadt und Umwelt entlastet, da der Lieferverkehr in den Städten abnimmt…

    • @andrew, das soll bestimmt unheimlich lustig sein – bedeutet aber unterm Strich: Komfort entscheidet – alles andere ist unerheblich und ohne jede Bedeutung. Kann man natürlich so sehen, halte ich persönlich aber nicht für die richtige Entscheidung, weil nicht verantwortungsvoll.

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