Der Konsolenkauf ist zur Glückssache geworden

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Der Konsolenkauf ist zur Glückssache geworden

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Die Spielekonsolen der nächsten Generation sind seit etwas mehr als drei Monaten im Handel. Die Playstation 5 von Sony und die Xbox Series X von Microsoft sollen das Spielen schneller, schöner, besser machen. Bei vielen Spielern hat sich aber Frust verbreitet: Sie haben keine neue Konsole mehr ergattern können.

Die neuen Konsolen sind ein Erfolg. Voriges Jahr sollen sie weltweit insgesamt sieben Millionen Mal verkauft worden sein. Aber es könnten noch viel mehr verkaufte Geräte sein, denn die Nachfrage ist riesig – das Angebot bleibt kläglich. Die Regale der Elektronikläden sind leer. Die Corona-Pandemie hat die Produktion von Sony und Microsoft in die Knie gezwungen.

Zu wenige Siliziumscheiben – zu wenige Spielkonsolen

Auf dem Weltmarkt gibt es zu wenige Siliziumscheiben; die brauchen nicht nur die zwei Gameskonzerne für die Chips ihrer Konsolen, sondern auch Grafikkartenhersteller wie AMD oder Nvidia.

Die willigen Konsolenkäufer stehen in den Startlöchern und warten auf Lieferungen: In den vergangenen Wochen ist in vielen Online-Shops zum Beispiel immer wieder die Playstation 5 aufgetaucht. Innerhalb weniger Minuten meldeten die Plattformen: ausverkauft!

Um sich vor Scalpern zu schützen, die Konsolen aufkaufen, um sie zum überhöhten Preis handeln zu können, haben die Shops Online-Warteschlangen eingerichtet. Das hat schon fast etwas mit Glücksspiel zu tun: Ich selbst war bisher auf keinem besseren Platz in der Warteschlange als 20.000.

In einem Laden steht die Playstation 5 zum Verkauf. picture alliance/dpa/Jiji Press

Fabian Rohr hat einen PS5-Bot entwickelt und gibt Tipps für den Konsolenkauf.

Inzwischen haben sich viele in der Gaming-Community organisiert – und verschärfen damit den Stress beim Kauf noch erheblich. Sie geben Tipps und Tricks, Bots klappern für sie die Shops ab und schicken Push-Nachrichten, wenn irgendwo neue Konsolen auftauchen. Wer nicht sofort reagiert, kann sich den Kauf in der Regel abschminken.

Ein Blick in die entsprechenden Foren zeigt aber: Auch mit Tipps und Bots gehen die meisten leer aus. Das ruft Betrüger auf den Plan, die gar nichts zu verkaufen haben oder 500 Euro für das Foto einer Playstation 5 kassieren. Viel absurder geht es eigentlich gar nicht mehr.

Abwarten und in Geduld üben

Bis die hohe Nachfrage halbwegs befriedigt ist, bis die Produktion wieder ordentlich in die Gänge kommt, dürfte es noch eine ganze Weile dauern. Stressiges Konsolenkaufen könnte uns noch das ganze Jahr über begleiten – oder man lässt die neue Technik erstmal links liegen, hat seinen Spaß mit den alten Geräten, die ja immer noch unterstützt werden, und schaut erst in einigen Monaten wieder nach der Playstation 5 und der Xbox Series X.

Über den Autor

Mit "Doom" fing es an; seitdem haben digitale Spiele Thomas Ruscher nicht mehr losgelassen. Wenn er nicht gerade selbst spielt, schreibt und spricht er über Battle Royale, Open Worlds, eSport, Roguelikes und alles, was sonst noch mit Games zu tun hat.

6 Kommentare

  1. Hier machen sich wohl auch die Corona-Maßnahmen bemerkbar. Das zieht einen riesen Rattenschwanz nach sich. Zulieferer gehen in Kurzarbeit, Hersteller warten auf Komponenten. In deren Fabriken selbst herrscht vielleicht wiederum Kurzarbeit. Die Lieferketten werden durch Grenzschließungen gestört. Was dann noch ankommt, darf nicht im Einzelhandel verkauft werden. Der muss ja vielerorts komplett geschlossen bleiben. Geht das Bestellen halt nur noch online. In der Hoffnung,d ass die Logistiker nicht vollkommen überlastet sind.

    Was die Preisfrage anbelangt: Wer unbedingt immer sofort alles braucht wenn es neu erscheint, bitteschön. Diese Form von Kauflust habe ich noch nie verstanden. :)

  2. Carsten Mohr am

    Ne, das war vor 30 Jahren auch schon so. Neuer Homecomputer, und alle drehten durch. Wer es mag?! Ich hatte nicht das Geld, aber wer weiß. Hätte ich es gehabt, Spaß macht das schon, als erster was zu haben.

    • Thomas Ruscher am

      Klar, mit neuer Technik herumzuspielen, macht Spaß. Billig sind die neuen Konsolen wirklich nicht, je nach Modell bis zu 500 Euro im regulären Handel. Wobei sie im Vergleich zu einem modernen Spiele-PC noch deutlich günstiger sind. (Auf der anderen Seite ist die Software für Konsolen teurer und stabiler im Preis)

  3. Rumburak Klötenschneider am

    Es ist mir nicht möglich zu begreifen, wie man so bescheuert sein kann und für eine Spielkonsole, die mit etwa 500 Euro schon alles andere als billig ist, bis zu 1000 Euro (oder mehr) zu zahlen, nur, um dieses Teil zu besitzen. Wie blöd ist das denn?

    Haben diese Leute verlernt (oder nie gelernt), zu warten, bis das Teil in ausreichender Menge vorhanden ist? Bis dahin tut es doch die alte Konsole!

    Aber heute muß ja alles sofort und direkt verfügbar sein.

    • Thomas Ruscher am

      Psychologisch lässt sich der starke Wunsch, unbedingt jetzt die neue Konsole zu haben, durchaus erklären. Da spielt die irrationale Angst mit, etwas zu verpassen, auf Twitter und Facebook posten die Leute, wie sie ihr neues Spielzeug auspacken, das alles erzeugt einen Druck, jetzt auch endlich die neue Konsole irgendwie zu bekommen. Und das treibt die Preise in die Höhe, nicht nur auf eBay, wo Playstation und Co. zu unverschämten Preisen vertickt werden, auch einige seriösen Händler verlangen schon einen Preisaufschlag von 10 Prozent oder so. Warum? Weil sie es können. Dabei ist es wie bei jeder neuen Konsolengeneration: Am Anfang gibt es sowieso noch nicht so viele neue Spiele, für die sich die Anschaffung lohnt. Wer wartet, hat mehr von seiner Konsole.

    • Ich habe bei jedweder Technik gelernt (egal ob das nun mit Computern oder Autos zu tun hat), dass es meistens nicht sinnvoll ist, bei den ersten Käufern zu sein. Erstens flacht der Preis nach dem Einführungshype ab. Zweitens reift die Technik in der ersten Phase durch massenhafte Fehlerrückmeldungen noch mal deutlich nach (RROD und co.!). Drittens kommt nach einer gewissen Zeit meistens eine bessere, modellgepflegte Version raus – und im Falle von PCs und Konsolen sind dann auch endlich genug gute Softwaretitel vorhanden, um die alte auszumustern. Und viertens – weiß man bis dann wahrscheinlich auch, ob man auf ein totes Pferd gesetzt hätte: auf einen Betrugsdiesel, eine nicht konkurrenzfähige Plattform wie damals Symbian/Bada/WindowsPhone, eine HD-DVD, Video 2000, Sega Dreamcast, OS/2, … wisstschon.
      Gut, die Strategie klappt nicht immer (Bitcoin!). Aber oft. Und sie schont die Nerven.

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