Presseförderung: Altmaier scheitert kläglich

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Presseförderung: Altmaier scheitert kläglich

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220 Millionen Euro hatte Peter Altmaiers Bundeswirtschaftsministerium den Presseverlagen für die „digitale Transformation“ versprochen. Trotz jahrelanger Planungen wird daraus aber nichts aus der Presseförderung, wohl auch wegen rechtlicher Bedenken. Die Verlegerverbände sind deshalb extrem sauer. Zu Recht?

Scheitern mit Anlauf

Eigentlich ging es darum, darum, dass die Verlage bei der Zeitungszustellung eine Förderung erhalten. Im vergangenen Jahr kam das Bundeswirtschaftsministerium relativ plötzlich auf die Idee, den Verlagen bei dem Sprung ins Digitale zu helfen. Es ging darum Geschäftsmodelle anzupassen, damit die Verlage auch im Internet profitabel werden.

Personen mit Virtual-Reality-Brillen

Mit der Presseförderung sollte “neue” Technik Einzug halten. So sollten beispielsweise VR-Brillen den Verlagen finanziert werden.

So sehr die Verlage das Geld haben wollten, die Verleger wollten auf keinen Fall in den Verdacht geraten, dass gute Berichterstattung an Finanzhilfen gekoppelt sei.

Die Ausgangslage war also schwierig und tatsächlich hat es nie ein ausgereiftes Konzept aus dem Wirtschaftsministerium gegeben. Dabei war das Geld bereits fest im Bundeshaushalt eingeplant.

Lobbygeschenk oder gute Idee?

Diese Förderung war von vornherein nur für Verlage gedacht. Angebote die aus dem Netz kommen, wie zum Beispiel die „Krautreporter“ oder das loklajournalistische Angebot „RUMS“ aus Münster wären leer ausgegangen.

Eine bizarre Ungleichbehandlung: Onlinemedien wären dafür bestraft worden, dass sie etwas gut machen. Die Verlage hingegen wären indirekt dafür belohnt worden, das sie das mit dem Internet verschlafen zu haben.

Genau deshalb haben die Krautreporter angekündigt gegen die Presseförderung zu klagen. Ganz plötzlich setzte sich dann im Bundeswirtschaftsministerium die Erkenntnis durch – das geht wirklich nicht. Genau deshalb gibt es keine Presseförderung.

Totalversagen in der Medienpolitik

Das Geschäftsmodell „Zeitung aus Papier“ bröckelt immer mehr und tatsächlich besteht die Gefahr, dass es noch weniger Lokaljournalismus gibt. Sinkende Werbeerlöse setzen der Branche zusätzlich zu. Eine Presseförderung ist deshalb keine schlechte Idee.

Altmaiers Wirtschaftsministerium wollte einige wenige fördern und ist damit gescheitert und das bedeutet Stillstand. Denn die Gemeinnützigkeit von Journalismus will die Bundesregierung wohl auch nicht fördern.

Die Konsequenz ist seit Jahren gut zu beobachten: Verlage werfen sich Google und Facebook an den Hals um Geld für Innovationen zu bekommen und schaffen so Abhängigkeiten.

Über den Autor

Christopher Ophoven arbeitet vor allem für die Wissenschaftsredaktion und das Medienmagazin „Töne, Texte, Bilder“. Er geht der Frage nach, wie wir uns im Internet informieren. Er selber liest gerne Zeitung, allerdings immer seltener auf Papier.

Ein Kommentar

  1. Carsten Mohr am

    Ich würde die gedruckte Presse kein Stück fördern. Bestenfalls Nieschenanbieter oder dann lieber solche, die für ihre Themen zwar abnehmer finden, aber kaum Zahler. Aber um die geht es wohl nicht.
    Die üblichen Tageszeitungen sind noch viel zu dick im Geschäft. Wenn ich bedenke, dass unsere lokale Zeitung nach Abzug ihrer Kosten täglich € 30.000,- für Redaktion und alles zur Verfügung hat, als 750.000 im Monat, dann erübrigt sich eigentlich die Frage nach der Bedürftigkeit.
    Die sollen ersteinmal vernünftige Inhalte bereitstellen und ihrem “Anspruch” gerecht werden. Informationen, wann wo wer wen erschlagen, angefahren, verurteilt oder betrogen hat, sind zwar Informationen aus aller Welt, aber von sehr geringen redaktionellem Wert. Recherchen, Interviews, Hintergrundberichte, Ausarbeitungen, das sind die Themen, die den Menschen weiter bringen und Politik, Wirtschaft und auch ein Stück weit die Welt erklären. Nicht jeder kann (und will) jeden Tag eine oder zwei Stunden FAZ oder andere Schwerekaliber lesen und sich die Geschichte merken.
    Inhalte. Liefern. Dann braucht man auch keine Hilfen, weil plötzlich, oh Wunder, die Leute sich für das Blatt interessieren und, nochmal sich wundern, bereit sind, dafür auch mehr zu bezahlen.

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