Wie wär’s mit einer eigenen Plattform für Europa?

https://blog.wdr.de/digitalistan/wie-waers-mit-einer-eigenen-plattform-fuer-europa/

Wie wär’s mit einer eigenen Plattform für Europa?

Kommentare zum Artikel: 7

Die aktuelle Debatte um Upload-Filter und das Leistungsschutzrecht hat einen erheblichen Schwachpunkt in der innereuropäischen Kommunikation: Jeder diskutiert für sich. Völlig abgeschottet. In jedem Land. In jeder Sprache. In jedem Lager. Filterblase at its best.

Die kommerziellen Networks profitieren nicht nur davon – sie lieben emotionale Debatten -, sondern mischen auch noch selbst kräftig mit: Youtube zum Beispiel hat die Youtube-Gemeinde gegen die geplante Urheberrechtsreform mobilisiert.

Zankapfel Artikel 13: Eine europaweite Diskussion nötig; Rechte: WDR/Schieb

Zankapfel Artikel 13: Eine europaweite Diskussion nötig

Eine eigene Plattform für Europa

Fast nirgendwo kann man sachlich über das Thema diskutieren und sich unvoreingenommen informieren. Weil die, die am lautesten schreien, im Internet nach oben gespült werden. So ist es bei Google, Youtube, Facebook und Co.

Außerdem unterhalten sich die Befürworter oder Gegner immer nur untereinander – und die Politik ist sowieso außen vor. Ein unhaltbarer Zustand – nicht nur bei diesem aktuellen Thema, sondern generell.

Doch gibt es eine Lösung für das Problem? Ja, sagt Johannes Hillje. Er ist Kommunikationsberater und schlägt in seinem neuesten Buch eine eigene digitale Plattform für Europa vor. “Wie wir den Nationalismus mit einem neuen digitalen Netzwerk überwinden können”, ist seine Idee überschrieben. Ein Ansatz, den ich interessant finde. Deshalb habe ich mich ausführlich mit Hillje unterhalten, um Details zu erfahren.

https://vimeo.com/317208936

Jörg Schieb im Gespräch mit Johannes Hillje

Vorschlag: Öffentlich-rechtliche Plattform

Hillje schlägt eine öffentlich-rechtliche Plattform vor. Hier könnten sich alle Europäer miteinander unterhalten und austauschen – über Sprachgrenzen hinweg. Werbefrei versteht sich. Mit hochwertigen Inhalten, die der politischen Meinungsbildung dienen – etwa von den öffentlich-rechtlichen Sendern in Europa. Durch den Austausch über die Grenzen hinweg könnte tatsächlich ein neuer Europagedanke entstehen.

Keine einfache Aufgabe – aber einen Versuch wert. Und wie finanzieren? “Zum Beispiel durch die geplante Digitalsteuer”, erklärt Hillje. Die sollen die großen Plattformen zahlen, die ohnehin nicht durch hohe Steuerzahlungen in Europa auffallen. Eine Idee, die europaweit mal diskutiert werden sollte.

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

7 Kommentare

  1. Eine europäische, politische steuerfinanzierte Internetplattform, das klingt nach Proportz, behördliche political correctness u.ä…
    Es gibt doch genügend tolle Informationsquellen im Internet, die man wenn man danach sucht auch recht schnell findet….. Allerdings scheinen wohl viele Nutzer “Filterblasen vorzuziehen”, aus Bequemlichkeit, aus ?, etc….
    Derzeit wesentlicher aus europäischer Sicht ist nach meiner meiner Auffassung: Die schon lang diskutierte gesetzliche Pficht zur Interoperabilität (auch) für den Bereich der “Social-Media-Plattformen” Eu-weit einzuführen. Viele Kunden, die tranparentere und viel wenig datenhungrige Anbieter als FB&Co bevorzugen, würden dann direkt zu denen wechseln…. So etwas wie ein europäisches “MeWe” (…) wäre ein tolles Angebot für die europäischen Internetuser!
    Und einer europäischen, politisch steuerfinanzierten Internetplattform aus meiner Sicht um ein vielfaches vorzuziehen.Übrigens: Im Grundwissen eines “Politik- & Kommunikationsberater”s sollte enthalten sein zu wissen, dass u.a. in Deutschland Steuern keine Bindung für einen speziellen Verwendungszweck besitzen.
    MfG

  2. Schöner Gedanke,
    Wert mehr darüber nachzudenken, allen Herausforderungen zum Trotz.
    Die Herausforderungen dürften weniger im technischen als im organisatorischen Liegen, z.B. Sicherstellen das wirklich nur sachlich diskutiert wird, das Wahrheit von Unwahrheit getrennt/markiert wird.
    Das Einbinden von all denjenigen (und ich habe den subjektiven Eindruck es sind eine Menge), welche all das was nicht Ihrem Weltbild entspricht als Lüge abstempeln, Fakten zum Trotz.
    In Deutschland müsste man dabei noch nicht einmal eine Digitalsteuer heranziehen, es wäre einfach eine Frage der Prioritäten. Niederpriore Angebote der öffentlich-rechtlichen werden Eingestellt und dieses hoherpriore Angebot ins Leben gerufen.

  3. Bei einer europäischen Plattform gäbe es aber das Sprachproblem, weil dort vermutlich überwiegend in Englisch gesprochen wird – und damit wäre die Mehrzahl der Menschen wieder außen vor.

    • Nicht zwingend. Es wäre vielleicht eine interessante Herausforderung, einen sehr guten Dolmetscher à la Deepl einzusetzen, der babelfisch-mäßig übersetzt. Das halte ich schon für denkbar.

      • Guter Gedanke, Herr Schieb,

        das wäre dann meines Erachtens eine sinnvolle und konstruktive Herausforderung für die Entwickler dieser EU-Plattform in Gemeinschaftsarbeit mit beispielsweise Deepl.

  4. Seien wir ehrlich… so eine Plattform kann mein Enkel in 2 Tagen programmieren. Es gibt viele solcher Plattformen. Nur die Nutzer müssten wechseln. Das wird nicht passieren. Und auf eine Plattform wo keine Nutzer / Inhalte sind, will keiner hin.

    • In zwei Tagen nun ganz sicher nicht,. Aner es bleibt die Frage, ob die Leute kämen oder nicht… ARTE wird aiuch nicht von vielen geschaut, ist aber trotzdem eine enorme Bereicherung.

Einen Kommentar schicken

Die mit * gekennzeichneten Felder müssen ausgefüllt werden.

Top